DELAIN - Dark Waters

Artikel-Bild
VÖ: 10.02.2023
Bandinfo: DELAIN
Genre: Symphonic Metal
Label: Napalm Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

DELAIN haben zuletzt eine ziemlich aufregende und spannende Phase durchlaufen, so hat sich die Band um Mastermind Martijn Westerholt bis auf eben jenen komplett aufgelöst und es war unklar, was nun aus den niederländischen Symphonic Metallern werden würde. Fürs Erste kündigte Mr. Westerholt an, die Band als Projekt mit Gästen fortführen zu wollen, doch nachdem er ehemalige Mitstreiter (Ronald Lander und Sander Zoer waren bereits in früheren Tagen Bandmitglieder) für sich gewinnen konnte, kam eine Art Umdenken auf! Es gab Auditions für eine neue Sängerin, die Diana Leah für sich entscheiden konnte. Die sympathische Rumänin taucht in der Welt der Musik nicht wirklich groß auf, hat höchstens hobbymäßig ein paar Trance-Songs ihre Stimme geliehen. Komplettiert wird das Lineup von Bassist Ludovico Cioffi, der bisher nur als Writer für die Death Metal Truppe THE MODERN AGE SLAVERY in Erscheinung getreten ist. Laut meinen Infos hat er aber sogar das Artwork zur Single "Beneath" beigesteuert! Offenbar ein Mann mit vielen Talenten. In meinen Augen hatte die Band diesen Restart so oder so dringend nötig, denn "Apocalypse & Chill" war bis auf ganz wenige Ausnahmen ein Armutszeugnis. Ein Album, das überhaupt nicht harmonisch wirkte und nach allem klang, nur nicht nach DELAIN. Wollen wir uns nach diesem Schwall an Infos nun endlich der Musik widmen...

"Hideaway Paradise" zeigt allein im Intro, dass ENDLICH wieder auf den ursprünglichen Sound von DELAIN Wert gelegt wird. Ich fühle mich sofort in die Vergangenheit zurückversetzt und lausche wieder der Musik, die ich auch wirklich mit den Niederländern assoziiere. Die dichte Atmosphäre im Intro weicht schnell stampfenden Drums und einer ordentlichen Portion Energie. Dianas weiche Stimme umschmeichelt den Hörer und zeigt umgehend, warum man sich für sie entschieden hat. In der Hook darf sie dann auch zeigen, wie viel Energie in ihr steckt, die trotzdem auf eine kontrollierte Art und Weise dosiert wird. Hier greifen wirklich alle Rädchen ineinander und DELAIN punkten mit diesem einzigartigen melancholischen Touch, der sie für mich damals zum heißesten Eisen in der Female-Fronted Sparte gemacht hat. "The Quest And The Curse" ist ein ordentlicher Brecher, der nebst Dianas Stimmvielfalt noch Gebrauch von Ronalds Growls macht. Was hier instrumental alles abgeht, lässt sich kaum in wenigen Zeilen zusammenfassen. Seien es die grandiosen orchestralen Arrangements oder der Chor im Mittelteil, der sofort Gänsehaut auslöst... Auch Diana zeigt nochmal auf, das sie sich in jeder Stimmregion wohlzufühlen scheint und unterstützt den Chor mit ihrer Soprano-Darbietung. Einfach wow. "Mirror Of The Night" ist wirklich ein klassischer DELAIN Song wie er im Buche steht, haut hier zwar nicht ganz so auf die Kacke wie die ersten drei Songs, offenbart aber eben seinen ganz eigenen Charme ohne große Schnörkel. Absolut grandios ist der Ohrwurmhit der Scheibe mit "Moth To A Flame", wo Diana höchstselbst die Lyrics beigesteuert hat. Der Track findet die perfekte Mischung aus Härte und Melodie. Während die Hook einen leicht poppigen Charakter inne hat, drücken die Strophen mit dickem Riffing und stampfenden Drums nach vorn.

Mein persönlicher Lieblingstrack und vielleicht der beste DELAIN Song nach "Control The Storm" folgt mit "Queen Of Shadow", wo nach "Beneath" ein weiteres Mal Paolo Ribaldini als Feature agiert. Der von Synthies getragene Beginn strahlt einen dramatischen Charakter aus und das melodische Riffing im Anschluss erzeugt bei mir eine gewisse Art von Emotionen... Diana versteht es perfekt, ihre Stimme so sanft wie möglich klingen zu lassen und dem Song trotzdem einen druckvollen Charakter zu verleihen. Und allein diese Bridge mit ihrem engelsgleichen Gesang transportiert mich irgendwohin, aber sicherlich nicht mehr in meinen Sessel zuhause. Paolo darf die Hook dann gänzlich für sich beanspruchen und tut das, als wäre er schon Jahrzehntelang im Business unterwegs und immerhin fungiert er ja auch als Sänger bei SERAPHIEL und SKILTRON, hat zudem schon mit Acts wie BEAST IN BLACK, RHAPSODY OF FIRE etc. zusammengearbeitet. Ein wirklich grandioser Song zum Ende dieser Platte, die ohnehin zu 100% Magie versprüht. Es wird auch nicht weniger magisch mit "Invictus", das kompositorisch ebenfalls ein Meisterwerk darstellt. Nicht nur, dass Paolo hier erneut am Start ist nein, Marko Hietala darf in der DELAIN Historie natürlich nicht fehlen und gesellt sich ebenfalls dazu. "Invictus" ist rein vom gesamten Aufbau her der wohl bisher größte Track in der Historie, macht viel Gebrauch von dominanten Chorpassagen und hat durchaus einen leichten EPICA-Vibe inne, was ich aber sehr wohlwollend wahrnehme. Wie die drei Stimmen hier miteinander agieren, ist ganz großes Kino und gerade im finalen Part entsteht so eine Gänsepelle, die ihresgleichen sucht... Der Song hat durchaus einen leicht progressiven Anstrich, der aber nie überfordernd oder zu gewollt wirkt. Irgendwie kommt alles perfekt zusammen

Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass DELAIN nach all diesen Veränderungen und der riesigen Enttäuschung über "Apocalypse & Chill" SO auftrumpfen könnten... In meinen Augen ist es nach "April Rain" das beste Album der Bandgeschichte und macht den Vorgänger auf allen Ebenen vergessen. Wenn ihr Female-Fronted Metal der Königsklasse hören möchtet, dann ist "Dark Waters" definitiv eure Anlaufstation! Charlotte war und ist eine grandiose Sängerin, aber Diana bringt Komponenten mit, die nicht nur mindestens ebenbürtig erscheinen, sondern auch einen ganz eigenen Charakter mitbringen, der DELAIN in den kommenden Jahren prägen wird. "Dark Waters" ist für mich ein ganz heißer Kandidat auf das beste Female-Fronted Album 2023 und vielleicht sogar noch mehr als das...



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Sonata (07.02.2023)

WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE