AHAB - The Coral Tombs

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VÖ: 13.01.2023
Bandinfo: AHAB
Genre: Death/Doom Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die finstermusikalischen Walfänger stehen seit nunmehr fast zwanzig Jahren für State-Of-The-Art-Funeral Doom Metal made in Germany und haben ihr tonales Œuvre auf mittlerweile fünf Langspieldreher veröffentlicht. Der aktuelle Output hört auf den Namen "The Coral Tombs" und präsentiert der Hörerschaft sieben Sahneschnittchen von erlesener Tieftonkunst.

Das Album startet gleich mal mit einem absoluten Kontrapunkt, weil der Beginn von "Prof. Arronax’ Descent Into The Vast Oceans" ein brutaler, wütender schwarzmetallischer Ausbruch aus dem typischen Funeral Doom-Klanguniversum darstellt, der von Gastsänger Chris Noir (ULTHA) perfekt vokalisiert wird. Die erste Minute rüttelt wach, elektrisiert und wühlt auf. Und – ob beabsichtigt oder nicht – danach ist man vollkommen bei der Sache, und der Fokus liegt ausschließlich auf AHAB. Im weiteren Verlauf des Openers, kehrt Entspannung ein, die nächsten Minuten gehören puren, minimalistischen Klängen, getragen von Daniels eindringlich-einfühlsamen Gesang. Erst ab der Mitte des Stückes gesellen sich wieder die Stromgitarren der Saitenfraktion zum Klangspektrum und lassen "Prof. Arronax’ Descent Into The Vast Oceans" melancholiegeschwängert in die Weiten des Ozeans hinabgleiten und nimmt uns mit auf eine Reise weit unter das Meer. Was für ein grandioser Einstieg!

Wie bereits im vorstehenden Absatz angedeutet, vertonen AHAB auf ihrem neuesten Werk den Roman "20.000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne, der die Geschichte von Kapitän Nemo und seinem U-Boot Nautilus erzählt. Zu dieser Geschichte liefern AHAB mit "The Coral Tombs" den perfekten Soundtrack.

Natürlich bildet klassischer Funeral Doom nach wie vor das musikalische Rückgrat der Songs, aber AHAB haben im Verlauf ihrer Karriere immer wieder neue, ungewohnte und spannende Facetten und genrefremde Nuancen in ihren Sound eingebaut, so dass die ursprüngliche Schublade längst zu eng für das Heidelberger Quartett geworden ist.

Jedes der sieben Stücke hat seine stilistischen und tonalen Eigenheiten. Neben der weiter oben beschriebenen Besonderheit im Opener, weist beispielsweise "Mobilis In Mobili" ein langes, sich quälend langsam steigerndes Intro auf, während am Ende des Stückes brachiale Death Metal-Riffs in die Gehörgänge walzen und einen nachdrücklichen Eindruck hinterlassen. "The Sea As A Desert" hingegen beinhaltet den schönsten Klargesangspart des gesamten Albums – Daniel singt sich voller Wehmut die Seele aus dem Leib und kreiert einen unfassbar großartigen Moment melancholischer Breitwand-Epik. Gänsehautgarantie!

Der Quasi-Titeltrack ist Lava pur, die zäh und in ihrer Geschwindigkeit kaum noch wahrnehmbar bereits erkaltend Millimeter für Millimeter aus den Boxen mäandert. "Ægri Somnia", der Longtrack der Scheibe bietet zwölfeinhalb Minuten lang ein schwarzes Potpourri voll dunkler Farbenpracht quer durch sämtliche Trademarks, für die der Name AHAB steht und nimmt somit die Attribute eines klassischen Albumclosers vorweg. Dieser ist dann eher eine finstere epische Sinfonie, die Namen des Tracks ("The Mælstrom") musikalisch optimal in Szene setzt, unterstützt von der zweiten Gaststimme Greg Chandler (ESOTERIC).

Fazit:

Unterm Strich präsentieren sich AHAB auf "The Coral Tombs" in absoluter Bestform. Die sieben Stücke nehmen die geneigte Hörerschaft mit auf eine intensive musikalische Reise tief unter die Meeresoberfläche, und das Klanguniversum, in dem der neue Langdreher rotiert, fesselt und fasziniert von der ersten bis zur letzten Sekunde. Nachdem das Metaljahr mit dem neuen CROM-Output schon hervorragend startete, legen AHAB mühelos nach und zelebrieren mit "The Coral Tombs" einen Funeral Doom-Meilenstein at it's best.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (24.01.2023)

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