MANOWAR - Highlights From The Revenge Of Odysseus

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VÖ: 22.06.2022
Bandinfo: MANOWAR
Genre: True Metal
Label: Magic Circle
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Lineup  |  Trackliste

Lange hat's gedauert, aber am Ende (um nicht zu sagen auch nach langer Odyssee) können sie dem wachsamen Auge des alles besprechenden Sturmbringer nicht entrinnen. Zum Einen wollte ich MANOWARs jüngste EP "Highlights From The Revenge Of Odysseus" vom Grundsatz her (ob man's glaubt oder nicht) selbst hören und zum anderen auch jenen, die über die Existenz dieses allenfalls subtil beworbenen und umständlich zu erstehenden "Highlights" im Unklaren geblieben sind, einen Eindruck vermitteln.

Jetzt bin ich wahrlich kein stumpfsinniger Hater, der die wankelnden Legenden aus Prinzip in Grund und Boden zu bashen sucht, eigentlich mag ich die Truppe bzw. den gelungenen Teil ihres Backkatalogs wie an anderer Stelle angesprochen sogar. Aber wie man es dreht und wendet: die Herren machen es einem bei Deibel nicht leicht. Angefangen beim Wirkanteil der Musik auf "Highlights From The Revenge Of Odysseus": wo zur Hölle IST denn bitte die Musik?! Ich meine: das Teil misst fünf Tracks bzw. vierzehn Minuten, von denen gefühlt 80% nur aus Intros und Geschwafel besteht. "Athena's Theme" - Intro. "Telemachus - Part I" Geschwafel. Auf Griechisch. Wer versteht denn bitte Griechisch und warum gibt sich ROTTING CHRISTs Sakis Tolis für einen solchen Stuss her?! "Odysseus And Calypso - The Island Of Ogygia" - ebenfalls Geschwafel auf Griechisch. Bleiben mit den übrigen beiden Tracks immerhin zehn Minuten für die "Musik", aber...

"Where Eagles Fly" erinnert wahrlich an alles, nur nicht an MANOWAR oder überhaupt an Metal. Das Teil ist kitschig und schmalzig as fuck und ruft als ersten Gedanken einen alten Kinderstreifen von Disney ins Gedächtnis. So etwas wie ein allumfassendes Zeichentrick-Klassentreffen, bei dem sich alles mit Rang und Namen - von Balu über Bambi bis hin zu Pocahontas - auf dem Schloss des Biests zum gemütlichen Teeschlürfen zusammenfindet. Ein idyllisches Friede-Freude-Eierkuchen-Fest, das nicht mal die unlängst aufgedeckte Affäre zwischen Belle und Lumière trüben kann (ob besagter Herr zu dieser Zeit noch ein Kerzenständer war und ob die beiden vorher "das Licht ausgemacht" haben, bleibt an dieser Stelle aus Jugendschutzgründen unenthüllt). So etwas Kitschüberflutetes findet man sonst nur bei NDR Schlager und Konsorten. Hier kann einzig Eric Adams nach wie vor großartiger Gesang begeistern, aber spätestens beim Cheese-Duett im Finale ist auch hier der Ofen aus. Oder um es mit HÄMATOM auszudrücken: "doch wer braucht Champagner, wenn er scheiße schmeckt?"

So bleibt als einziger Metalsong der EP das gut sechsminütige "Immortal", das auf den ersten Blick gar nicht mal so übel geraten ist. Der Bass tönt dominant, aber nicht übertrieben oder aufs Lächerliche verzerrt, die Gitarre ist als solche zu erkennen und auch das Solo hat seinen Charme. OK, dieser ungenierte Snare-Overkill würde selbst Lars Ulrich die Schamesröte ins Gesicht treiben und auch der Track an sich kommt nur schwer aus dem Quark, aber die hochnotpeinlichen Lyrics setzen dem Ganzen die Krone auf. Manchmal frage ich mich, ob MANOWAR selbst den berüchtigten MANOWAR-Lyrics-Generator nutzen oder vielleicht sogar für ihre Eigenzwecke erdacht haben. Ich meine, AC/DC singen auch seit 50 Jahren fast nur übers Knattern und so ziemlich jede Deutschrockband über Bier und Freundschaft (oder die Freundschaft zu Bier), aber sie tun das wenigstens in einer Art, die noch irgendwie abwechslungsreich und unterhaltsam ist. Bei diesem baukastenmäßigen Heavy-Metal-Worddropping denke ich mir allerdings nur noch: die Kröten aus der Phrasenschwein-Kasse müsste man haben und könnte die Welt drei mal all inclusive mit der AIDA umsegeln. Junge, Junge...

Und nach dieser vollmundigen Glanzleistung kommt...nichts. Das war's, finito, aus und vorbei – die traurige Bilanz einer EP, die den Niveau-Tiefflieger "The Final Battle I" noch unterbieten kann. Drei mal Intro und Gequassel, das man ohne fundierte Griechisch-Kenntnisse, Booklet oder dergleichen unmöglich dechiffrieren kann, zwei Songs, von denen nur einer überhaupt als Metalsong durchgeht und ein Quäntchen Metal als größtes Highlight. Worum es auf dieser EP geht? Ist mir ehrlich gesagt egal. Ob Adams hier über die ultimative Metalstory, seine Unterwäsche oder die neuesten Ideen aus dem Maggi-Kochstudio referiert, juckt mich bei dem Gebotenen nicht mehr. Es ist mir unbegreiflich, wie eine einst legendäre Band, die sogar noch das Zeug zu einer guten Platte hat, derart ambitioniert an ihrer eigenen Demontage arbeiten und sich darum bemühen kann, als möglichst karikatives Abbild ihrer selbst in die Geschichte einzugehen. Wenn es nur einen Grund gibt, für dieses unreichhaltige Erzeugnis einen Euro auf den Tisch zu legen, dann die medizinische Gewissheit, dass Lachen gesund ist.



Bewertung: 1.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (12.01.2023)

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