KATATONIA - Sky Void Of Stars

Artikel-Bild
VÖ: 20.01.2023
Bandinfo: KATATONIA
Genre: Dark Rock
Label: Napalm Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Normalerweise stockt mir der Atem und ich bewege mich hysterisch durch die Wohnung, wenn KATATONIA ein neues Album ankündigen. Doch dieses Mal, als die Schweden gen Ende 2022 der Welt erstmals von "Sky Void Of Stars" kündeten, war ich erstaunlich entspannt, weil der direkte Vorgänger "City Burials" es auch in den drei Jahren nach Erstveröffentlichung nicht schaffen konnte, dieselbe Begeisterung in mir zu wecken, für die KATATONIA zuvor seit "Night Is The New Day" durchgängig standen. Da Entspannung aber nicht zwingend mit Ignoranz einhergehen muss, ist es für einen langjährigen Verehrer natürlich trotzdem selbstverständlich, sich mit dem noch unbedarften Schaffen einer Lieblingsband auseinanderzusetzen - und wenn man ehrlich ist: der Januar ist ein vortrefflicher Releasemonat für die schwedischen Nachtschwärmer und ihren es ihnen gleichtuenden Anhänger, denn im Idealfall nimmt man ein großartiges Album mit in ein neues Jahr und ist damit von Beginn weg für all den Irrsinn gerüstet, den man nach den vergangenen drei Jahren quasi vorraussetzen muss, um später vorbereitet zu sein und etwas weniger entsetzt sein zu können.

Ohne auch nur einen Ton gehört zu haben, hat "Sky Void Of Stars" bereits einen klaren Vorteil gegenüber "City Burials" - nämlich das Artwork. Es ist kein besonders gut gehütetes Geheimnis, dass ich diesbezüglich sehr empfindlich sein kann und bei bestimmten Spielarten gerne von einem Gesamtkunstwerk, einem Verbund eingefangen werde. Das gelingt dem in einem sehr modernen, dystopischen Stil gehaltenen Frontgemälde, auf dem auch das "Maskottchen" des Quintetts, der Rabe, offenbar mit seinem gesamten Geblüt zurückkehrt, wesentlich besser als auf dem arg tristen Vorgängercover, das im Kontext der lyrischen Seite sicherlich seine Daseinsberechtigung genießt, darüber hinaus aber nicht ansatzweise die üblichen Gefühlsregungen hervorrufen konnte - immerhin war "City Burials" diesbezüglich konsequent.

Dieser kurze Exkurs zurück in die Vergangenheit war dann aber auch schon alles an Kritik, die ihr aus dieser Besprechung mitnehmen werdet, denn "Sky Void Of Stars" ist ein fulminantes Album. Ein fulminantes Album, das erwartungsgemäß kaum bis gar keine Überraschungen bereithält, dafür aber im Songwriting zum gewohnten Niveau der Band findet. Wirklich jeder Refrain sitzt und ist in seinem eigenen Dutkus geradezu cineastisch ("Austerity", "Drab Moon", "Birds" und "Opaline" sind diesbezüglich meine ganz persönlichen Favoriten). Gefühlt agiert man da, wo der Vorgänger fast schon plump anmutete, u.A. mit "Author", "Sclera" und "No Beacon To Illuminate Our Fall" wieder merklich progressiver, ohne dabei die Heavy-Metal-Anleihen komplett zu verleugnen, und der Hansen-Sound, der zuvor noch aalglatt aus der Anlage quoll, erscheint verwaschener, was zur dichten Atmosphäre beiträgt, und komplementiert auf diese Weise schlussendlich ein Album, dem ich nicht nur in diesem Jahr sehr viel Aufmerksamkeit schenken werde.

Natürlich kann auch "Sky Void Of Stars" nicht den Meilenstein "The Great Cold Distance" verdrängen, aber das ist auch nicht die Anspruchshaltung. Bei ihrer neuen Labelheimat Napalm Records feiern KATATONIA einen grandiosen Einstand, dem man einerseits sicherlich die Abgeklärtheit eines in Bälde seit 32 Jahren bestehenden Kollektivs entnehmen kann, andererseits aber eben auch Erfahrung gepaart mit jeder Menge Qualität. Dabei ist es nicht nur die einmal mehr komplett überzeugende gesangliche Leistung Renkses, die einen völlig in ihren Bann zieht, sondern eben auch eine Vielzahl an cleveren Rhythmuswechseln und famosen Melodien, die in einem nahezu perfekt austarierten Zusammenspiel die für KATATONIA so typische Intensität manifestieren.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (13.01.2023)

ANZEIGE
ANZEIGE