RIOT CITY - Electric Elite

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VÖ: 14.10.2022
Bandinfo: RIOT CITY
Genre: Heavy Metal
Label: No Remorse Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Wer auch so herrlich in den rühmlichen Achtzigern steckengeblieben ist und sich stetig nach den neuesten Altbacken-Releases der Kuttenzunft umsieht, der wird anno 2019 nicht an RIOT CITYs Debüt "Burn The Night" vorbeigekommen sein. Besagter Dreher, der es bei uns sträflicherweise "nur" ins Flusensieb geschafft hat, sorgte seinerzeit für Aufsehen und -hören – schlug das Teil doch so formidabel in die Oldschool-Kerbe wie…naja…ziemlich viele andere…aber sie machten es so gut wie nur wenige, weswegen das geschnäbelte Debüt zu einer der beliebtesten 2019-er-Releases dieser Spielart wurde. Grund genug, das Zweitwerk "Electric Elite" genauer unter die Lupe zu nehmen.

Doch was bemerkt man da beim Blick in den Waschzettel? Ein Sängerwechsel?! Das fängt ja gut an! Doch keine Panik, es handelt sich weniger um einen klassischen Sängerwechsel im eigentlichen Sinne als um die Verpflichtung eines hauptamtlichen Sängers, um Klampfer Cale Savy, der auf "Burn The Night" auch die Lead Vocals übernommen hatte, mehr Luft für seine sechs Saiten einzuräumen. Und wenn man es beim Lichte beschaut, macht der seit 2019 zur Band gehörende, aber erst mit dieser Scheibe aktenkundige (um nicht zu sagen plattenkundige) Neuzugang Jordan Jacobs einen nahezu famosen Job. Der Mann am Mikro beherrscht die komplette Klaviatur des schwermetallischen Gesangs vom Diamantenkönig-Hochgesang bis runter in den Keller zu Chris Barnes (nach einem beherzten Tritt in die Kronjuwelen). Und was am wichtigsten ist: Sein Gesang fügt sich nahtlos ins Bandgefüge und lässt in der Folge keinen auch noch so kleinen Bruch zwischen "Burn The Night" und "Electric Elite" erkennen.

Nachdem die gesangliche Kontinuität also angemessen gewahrt bleibt, darf es im Musikalischen gleichwohl ein wenig verspielter werden, ohne dass der geneigte Hörer gleich einen Stilkollaps befürchten muss. Womit wir auch beim zweiten hervorhebenswerten Punkt von Album Nummer zwei wären: dem Facettenreichtum. Denn während das Erstwerk nahezu lupenreinen Speed Metal mit durchgetretenem Gaspedal abfeuerte, überrascht der Nachfolger mit einem weitaus breiter gefächerten Stilmix, der vermehrt in den Midtempo- und Epic-Bereich übergreift. Zwar dominieren die hochtourigen, NWoBHM-genährten Intensitätsübungen à la "Eye Of The Jaguar" und "Beyond The Stars" nach wie vor und schlagen zugleich die Brücke zu "Burn The Night", doch wird überdies vermehrt die Drehzahl gedrosselt und damit der Raum für neue Eindrücke eröffnet – sowohl innerhalb der Songs selbst als auch konzentriert in ausgewählten Tracks. So schnauft das schleppende "Tyrant" exquisit in der rustikalen Ästhetik einer alten Dampflok und "Ghost Of Reality" eröffnet mit einem epischen Spannungsbogen, der das nachfolgende Highspeed-Inferno nur noch eindrucksvoller erscheinen lässt.

Diesen majestätischen Wohlklang vorausgeschickt, verweisen wir auf dessen vollendete Steigerung und Perfektion im rund zehnminütigen Rausschmeißer "Severed Ties", der in jeder Hinsicht den Vogel abschießt. Vom äußerst variantenreichen Gesang Jordan Jacobs, der hier in jedem nur erdenklichen Blick- und Hörwinkel in Szene gesetzt wird, über einen astrein-stürmischen MAIDEN-Galopp, wie ihn die Erfinder der übergroßen Bühnenmaskottchen seit vier Dekaden nicht mehr konserviert haben, bis hin zu einem epischen finale, das einem die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Eine gewagte Nummer, die in jeder Disziplin triumphiert und für mich ganz klar den stärksten Song bis dato markiert.

So wahr es also an "Electric Elite" nichts ernsthaft zu bemängeln und weit mehr zu feiern gibt, bleibt der Tenor in puncto RIOT CITY unterm Strich unverändert: Wer auf authentischen Alte-Schule-Stoff steht, der in jedem Winkel Authentizität ausstrahlt, darf die Jungs aus Calgary keineswegs überhören. Und da wir nun bereits zwei schlagkräftige Argumente hierfür in Händen halten, darf man davon ausgehen, dass die Krawallstadt nicht als Eintagsfliege in den schwermetallischen Städteatlas eingehen wird.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (12.10.2022)

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