IBARAKI - Rashomon

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VÖ: 06.05.2022
Bandinfo: IBARAKI
Genre: Black Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

"Die tiefen Flüsse fließen langsam", so ein altes japanisches Sprichwort. [Was man bei meinen Hinterher-Hinken zum bereits erfolgten Release durchaus bemerkt. MEA CULPA an dieser Stelle, Anm. der Verfasserin] Bei IBARAKI kann man das wohl einfach so stehen lassen. Über ein Jahrzehnt Planung und Vorbereitung, um das Projekt in Form zu bringen, dazu gehören nicht nur Geduld und Zeit, sondern auch die Energie, neben TRIVIUM ein solches Wagnis an den Start zu bringen.

Um was geht es auf dem Album? Wie einige sicher wissen, hat Matthew Kichi Heafy (Frontmann von TRIVIUM) auch japanische Wurzeln. Mit diesem Album wollte er diesen Tribut zollen und einen eigenen Fußabdruck hinterlassen. Unterstützt wurde er hierbei von Ihsahn (EMPEROR), welcher an der Produktion und an den Ideen zu den Songs mitgewirkt hat.

Das Intro mit "Hakani Hitsuzen" ist eine Mischung aus traditioneller Volksmusik mit einem leichten Touch von Flamenco, die jedoch mit einem harten Cut und deftigen Growls und Trommelgewitter bei "Kagutsuchi" geplättet wird. Angenehm sind die Clean-Parts, welche eingesetzt wurden, um einen Gegenpart zu setzen, sie wirken fast ein wenig opernhaft. Der Text nimmt Bezug auf die japanischen Traditionen des Shinto (Tod und Wiedergeburt, Mord und Totschlag, also fröhliche Themen).

Gleich weiter mit dem Song "Ibaraki-Doji" – welcher einem Dämon huldigt, der einen Hang zum Randalieren hatte. Mit dem Rückhalt der Musik würde das sogar Sinn und Spaß machen. Also wenn man ein Dämon wäre. Dunkel und zerstörerisch, kleine Zwischenparts der Entspannung, wobei das allerdings eher als Anlaufstrecke für die nächsten Verbalschläge zu deuten ist.

Natürlich kann IBARAKI auch zartfühlen und sanft. Z.B. "Jigoku Dayu", man sollte dann nur nicht auf die Texte hören: "Endless torture, raging demons..." (Tochter eines getöteten Samurais wird von Banditen entführt und in ein Bordell verkauft).

Wie ein roter Faden zieht sich durch das gesamte Album, dass sich Matt sehr wohl mit der Geschichte und den Geschichten Japans auseinandergesetzt hat und diese in malerischen (Farbpalette ist leicht auf schwarz beschränkt) Bildern vertont hat. Monster, Dämonen, Abtrünninge, Helden – alles hat seinen Platz gefunden. Mit IBARAKI hat er ein eigenes Haus gebaut. Und doch kann er seine TRIVIUM-Wurzeln nicht verhehlen. Was ja auch nicht schlecht ist oder sein muss, man weiß, worauf man sich einlässt. Qualität und hervorragende Unterhaltung. Mitsingen wird zwar etwas schwierig, aber das ist den Nackenmuskeln tendenziell egal.

Bei "Akumu" springt Nergal von BEHEMOTH voller bösartiger Energie an das Mikro und überschüttet uns mit stimmbandzerfetzender Bösartigkeit. Und bei "Ronin" wird der Gesang von Gerard Way von MY CHEMICAL ROMANCE unterstützt. Es gesellt sich also eine hochwertige Garde an Gesangstalenten zu der Gitarrenakrobatik von Matt. 

Fazit: Das persönliche Statement eines Künstlers an seine Vorfahren mit Geschichten voller Tragik und Leid. Gibt es was zu meckern? Nein. Hinterlässt es bleibenden Eindruck? Definitiv. Nicht nur für Japan-Fans geeignet. Aber: keine leichte Kost, das Ding kostet Nerven!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Sabine Vollert (21.07.2022)

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