MASTER BOOT RECORD - Personal Computer

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VÖ: 13.05.2022
Bandinfo: MASTER BOOT RECORD
Genre: Industrial Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste

Auch wenn es viele von euch kaum glauben mögen, hier bei Stormbringer sprudeln nicht die Millionen und die Stormbringer-Crüe schwimmt nicht im Geld, das die Seite abwirft. Deshalb muss man neben der Beschäftigung mit der Musik natürlich einem Brotberuf nachgehen. Im Falle des hier vor der Tastatur sitzenden Schreiberlings heißt das, dass ich mich den ganzen Tag mit Computer-Kram befassen darf/kann/muss. Ich mache also was in IT. Natürlich darf dann ein Album, bei dem der Interpret MASTER BOOT RECORD heißt und die Langrille "Personal Computer" betitelt ist, nicht in der Promo-Corner liegen bleiben, sondern muss den Weg auf meinen Personal Computer finden.

MASTER BOOT RECORD – das ist Viktor Love – und nur Viktor Love. Alles, was auf dem Album (und natürlich auf den Scheiben davor) zu hören ist, entspringt seinem Kopf und wird von ihm eingespielt/programmiert. Ursprünglich ebenfalls als Sysadmin unterwegs, entdeckte er irgendwann seine Liebe zu computergenerierten Sounds, und über die Jahre trieb er diese Leidenschaft immer weiter, um Retrosounds mit aktuellen Strömungen zu verschmelzen und so eine ganz eigene Mischung innerhalb des Chiptune-Metals zu kreieren.

Was erwartet einen nun, wenn man (frau auch) den Power-Button auf dem "Personal Computer" drückt? Eine wilde Mischung, die sicher nicht für jeden auf Anhieb funktioniert, soviel sei schon mal vorausgeschickt. Viktor Love vermischt auf diesem Longplayer Retro-Synth-Sounds, die einen ins Kinderzimmer vor den Amiga oder C64 zurück katapultieren, angereichert mit treibenden Drums und mächtigen Riffs. Retro-Chip-Synth-Industrial-Metal, wenn man so will. Wie gesagt, eine wilde Mischung. Dabei kommt er ohne Gesang aus und lässt nur die (virtuellen) Instrumente sprechen. Dabei muss man nicht auf Double-Bass-Blast-Beats oder Gitarrensoli verzichten. Nur drischt hier nicht ein Drummer schweißgebadet auf seine Kessel ein, sondern Hr. Love "quält" seine DAW [Digital Audio Workstation, Anm. des Lektorats] und wird von Steinberg endorsed, deren Software er verwendet. 

Die Entstehung seiner Alben könnte man als Form des Continuous-Delivery-Prinzips ansehen. Songs entstehen oftmals während Live-Streams, und wenn er der Meinung ist, genügend Material beisammenzuhaben, wird eben wieder ein Album released. So entsteht ein kontinuierlicher Strom an neuem Material.

Fazit: Einzelne Songs herauszupicken hat hier wenig Sinn. "Personal Computer" muss man als Gesamtkunstwerk sehen, das einen auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt und es gekonnt versteht, mit Sounds aus den 80er/90er-Jahren zu spielen und diese mit fetten Metal-Riffs zu verheiraten. Fans des Chiptune-Metals können bedenkenlos zugreifen. Aber auch all jene, die ein Herz für Retro-Gaming haben und gleichzeitig auf Industrial-Metal abfahren, müssen mal bei MASTER BOOT RECORD vorbeischauen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Hans Unteregger (18.05.2022)

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