ASSUMPTION - Hadean Tides

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VÖ: 20.05.2022
Bandinfo: ASSUMPTION
Genre: Death/Doom Metal
Label: Everlasting Spew Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits  |  Trivia

Giftige Gase steigen in der Atmosphäre auf, überall liegen zerklüftete Steine und brennende Erde und keine Spur von Lebenden. Spuckende Vulkane haben die Landschaft geprägt und das Einzige, was man in der feurigen Unterwelt erkennen kann, ist ein verlassener Turm am Ufer des Lavaflussbetts. Diese lebensverachtende Welt wird von ASSUMPTIONs neuem Album „Hadean Tides“ vermittelt, die erahnen lässt, dass dieses unheilvolle Werk nur von einer Doom Band stammen kann.

ASSUMPTIONs Interpretation, wie Hades Unterwelt aussieht, ist ein wahrer Augenschmaus des Bösen. Was einem auf dem Cover geboten wird ist eine zerklüftete Unterwelt aus schwarzem Stein, mit spuckenden Vulkanen, deren Lava sich zu einem brennenden Fluss im Zentrum bilden. Mariya Popyk – eine Tattookünstlerin aus der Ukraine – hat hier ein herrlich zerstörerisches Bild geschaffen, mit dem sie den Zeichenstil der 90´s Death Metal-Szene aufleben lässt.

Aber kommen wir mal zur Musik. Wenn man sich “Breath Of The Dedalus” anhört, dann wirkt das Bild lebendig. Man hört das Grummeln der aktiven Vulkane, während unklare, jedoch unheimliche Geräusche ertönen und sich langsam zu einer hörbaren Melodie entwickeln. Weder Gitarren noch Schlagzeug werden gespielt, nur ein Männerchor, dessen Gesang wie ein Gruppengebet klingt.

Der Schlagzeuger von ASSUMPTION bringt mehr Vielfalt in seinem Stil hinein und das kommt gut an. Zuvor hat er sich bei „The Three Appearances“ (EP) noch an einem AUTOPSY-ähnlichen Sound orientiert, von dem er sich jetzt wegbewegt. Mit „Oration“ treffen die Drums genau in die Mitte, zwischen Death und Doom, und erschlagen einen mit wilden Schlagzeugbeats, die sich nicht nur auf Blastbeats beschränken. Es wird gefühlvoller auf die Trommel gehauen, was zu der düsteren Atmosphäre großartig passt. In „Submerged By Hadean Tides“, klingt der Sound der Doublebass gewaltig, besonders wenn der Gitarrist das Griffbrett so stranguliert, dass schmerzhafte Quietschlaute aus den Boxen dröhnen – das Quälen der Instrumente ist ein musikalisches Fest.

Natürlich passen Longtracks im Doom wie die Faust aufs Auge und darauf haben die Italiener nicht vergessen. „Daughters Of The Lotus“ und „Black Trees Waving“ sind die Nummern mit der längsten Spielzeit, die Doom Aficionados in den ewigen Schlaf wiegen sollen. Das erstgenannte Lied fängt gemächlich an und hat einen guten Flow. Die Band steigert sich immer mehr hinein, was ab der zweiten Hälfte eine Eskalation auslöst, die man nur begrüßen kann. Von Doom wird zu Death gewechselt, der Schlagzeuger knallt Doublebass und Blastbeats in die Trommeln und bringt die Dampfwalze mächtig ins Rollen. Die Dynamik hätte man sich auch für „Black Trees Waving“ gewünscht, nur leider verharren ASSUMPTION im langsamen Tempo zu lange.

„Triptych“ ist eine Sache für sich. Wie der Titel schon verrät, geht es ein wenig trippy zu, denn Trombino (Gesang, Gitarre, Synthesizer) setzt zum ersten Mal seine klare Stimme ein, die nur vom Bass begleitet wird. Die Art, wie er spricht, hat was von einem halbherzigen Kehlkopfgesang, der eine seltsame Stimmung verbreitet – damit wird eine neue Seite von ASSUMPTION gezeigt, die aber mehr mau als wow klingt.

„Hadean Tides“ verkörpert den Klang des übernatürlichen Bösen und stößt einen in eine lebensfeindliche Welt. Wenn man sich das Albumcover ansieht, ahnt man schon, dass ASSUMPTION keine herzigen Gesangsballaden abliefert. Mit gewaltig klingenden Liedern wird die Idee von der Unterwelt weitergesponnen und lässt das Albumcover lebendig wirken. Jeder donnernde Schlag klingt wie das Geräusch eines spuckenden Vulkans, die Gitarren, wie das Zischen der brennenden Erde, das entsteht, wenn die Lava sie langsam verschlingt. Ein zäher Prozess, der so langsam klingt, wie die Musik selbst. In „Black Trees Waving“ und „Triptych“ haben ASSUMPTION zu sehr mit dem Feuer gespielt, aber der Rest des Albums hört sich top an.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Julian Dürnberger (16.05.2022)

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