VANIR - Sagas

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VÖ: 11.03.2022
Bandinfo: VANIR
Genre: Viking Metal
Label: Mighty Music
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Ich glaube, wir haben hier bei Stormbringer grad "Dänische Wochen", oder? Erst KONVENT und jetzt VANIR. Die Nordmänner aus der Festivalstadt Roskilde haben ihr mittlerweile sechstes, schlicht "Sagas" betiteltes Album eingeklöppelt und hauen der Hörerschaft zwölf neue Viking Metal Schmetterbälle um die Ohren.

Ist der Opener "Day Of Reckoning" doch sehr eigen und speziell, stehen spätestens bei den nächsten zwei Stücken die beiden großen Namen ENSIFERUM ("Black Clad") und AMON AMARTH ("See The Dragons Ride") im Raum. Was jetzt in keiner Weise verwerflich ist, da Melodic Death Metal sowohl bei VANIR als auch bei den beiden eben genannten Kapellen das Grundgerüst für den nordischen Sound bildet. Bei dem dänischen Sextett gesellen sich noch dezente Schwarzwurzel-Verweise hinzu und die folkloristischen Elemente erinnern einmal mehr an die finnischen Genrekollegen um Markus Toivonen und Petri Lindroos.

Positiv anzumerken ist gleich zu Beginn, dass sich die Growls und Shouts von VANIR Sänger Martin (der seit 2014 am Frontmikro steht und dessen Stimme um einiges variabler ist, als die seines Vorgängers) im Vergleich zum letzten Output vor drei Jahren noch einmal deutlich verbessert haben. Generell lassen wir Langrille Nummer fünf hier mal lieber außer Acht, denn "Allfather" war zwar kein kompletter Rohrkrepierer, aber diplomatisch ausgedrückt bestenfalls als durchwachsen zu bezeichnen. "Sagas" (ein Palindrom, das man/frau auch im größten Suff noch richtig herum aussprechen kann!) schließt in Sachen Qualität eher an "Aldar Rök" aus dem Jahr 2017 an, unterscheidet sich aber deutlich von diesem Album, das doch sehr blackmetal-lastig ausgefallen war und auch mit mehr (Konserven)Bombast in die Schlacht zog.

"Sagas" hingegen galoppiert in jeder Nummer stolz auf dem Rappen des melodischen Todesbleis und weiß durch mitreißende Rhythmen, coole Melodien und einprägsame Hooklines zu gefallen. Diesbezüglich machen VANIR wirklich vieles richtig. Was zur Champions League noch fehlt, sind ein paar echte Hits, die einem schon nach dem ersten Durchlauf nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Der Grund dafür, dass VANIR sich nach wie vor mit der Europa Liga zufrieden geben müssen, sind Stücke wie "Sessrúmnir", ein Track der eigentlich alle Grundvoraussetzungen für einen geilen Viking Metal Gassenhauer mitbringt, aber das letzte Quäntchen Originalität und Mitsingtauglichkeit eben dann doch vermissen lässt. Der Chorus ist nicht schlecht, aber eben auch nix besonderes. Und so wird die Nummer am Ende doch ein bisschen beliebig anstatt herausragend. Und von diesem Kaliber gibt es ganze Reihe an Songs auf "Sagas". Aber natürlich sollen auch äußerst ansprechende Momente wie der Klargesang im Refrain von "Æresstrid" oder das orientalisch angehauchte Intro von "Battle Of Middle-Earth" nicht unerwähnt bleiben. Es gibt immer wieder richtig geile Peaks, aber das sind halt oft wirklich nur Ausschläge – kurze Momentaufnahmen. Wenn VANIR es schaffen, die Hochwertigkeitssplitter in erstklassige Konstanz zu verwandeln, sollte es auch mit einem Platz im musikalischen Wallhalla klappen. 

 

Fazit:

VANIRs sechster Longplayer ist nach einem leichten Aussetzer wieder ein gutes Album geworden, das allerdings noch etwas Luft nach (ganz) oben aufweist. Die Scheibe läuft gut rein ins Ohr, bleibt dort allerdings nicht allzu lange haften. Die Produktion ist astrein und glasklar, aber zum Glück nicht steril. So spricht nichts dagegen, "Sagas" immer mal aufzulegen, denn für eine Stunde metallische Wikinger-Kurzweil taugt das neue Album allemal.


Noch etwas Kritik zum Album-Cover. Ich liebe die Bilder der ersten VANIR Alben! Schaut euch mal die Artworks zu "Særimners kød" oder "Onwards Into Battle" an!  Das ist auch grafisch purer Viking Metal für mich. Dieses Photoshop Gedöns der letzten zwei Scheiben törnt mich hingegen einfach nur ab, oder um es mit Ex-Germany's-Next-Topmodel-Kandidatin und Oberheulboje Giselle zu sagen: "Da hab ich gleich gar keine Lust mehr!" 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (11.03.2022)

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