BILLYBIO - Leaders And Liars

Seit BILLYBIOs Album-Einstand "Feed The Fire" sind inzwischen knapp dreieinhalb Jahre vergangen, doch wie es scheint, hat sich im Kosmos Billy Graziadeis nicht allzu viel verändert. BIOHAZARD schlummern noch immer friedlich vor sich hin, neue Projekte in abendfüllender Länge vermeldet man wenig – gute Voraussetzungen also für einen neuen BILLYBIO-Dreher. Das schmucke Scheibchen hört auf den Namen "Leaders And Liars" und macht dort weiter, wo die pyromanische Erstfütterung seinerzeit aufgehört hat.

Dass die Hardcore-Ikone, die niemals schläft, unter dem Banner BILLYBIO das Erbe BIOHAZARDs ein Stückweit fortführt, zählte bereits zu den Erkenntnissen der Besprechung von "Feed The Fire". Man könnte das Projekt BILLYBIO gleichermaßen als kreativen Ausweg aus dem kryogenen Stillstand der NYHC-Institution als auch einen stärker personalisierten Neustart begreifen. Auf den 2018 freigetretenen Pfaden aus vertrauter DNA, stärker ausgeprägten Punkrock- und gelegentlichen Metal-Einflüssen bewegt sich schlussendlich auch das Zweitwerk "Leaders And Liars", auch wenn man nach den ersten Takten des Openers "Black Out" zunächst glaubt, man habe aus Versehen ein Nu Metal Opus auf den Teller geschwungen.

Unkonventionell, düster und hart erscheint diese erste Nummer der Platte, doch der Wind dreht sich schnell und weht den Hörer flugs zurück auf den bekannten Boden der Tatsachen. Ausufernde biologische Kriegsführung, pogotaugliche Rhythmen und hier und da ein Farbklecks wie im vorgenannten Track. Im Gesamtbild mag die zweite Langrille dem Zeitgeist entsprechend eine Ecke düsterer und aggressiver rüberkommen, doch bleiben die Grundzutaten stets dieselben. Auch über Qualität und Niveau des Gebotenen kann man sich zu keiner Zeit beklagen, wenn auch "Feed The Fire" im Vergleich die stärkeren Hooks aus dem Ärmel schütteln konnte. So avancieren das Punkrock-affine "Looking Up" und der riffmoderne, nahezu alternativ rockende Rausschmeißer "Cyanide" zu den Ohrwürmern der Platte, doch im Gleichziehen mit einem Dauerbrenner wie "Generation Z" tun sich selbst die Hits der Platte schwer.

Insoweit ist "Leaders And Liars" nicht ganz so bombig geraten wie sein Vorgänger, aber diese Feststellung ist Jammern auf hohem Niveau. Denn gemessen an früheren Werken mit und ohne "-HAZARD" im Namen macht auch der zweite BILLYBIO-Dreher eine potente Figur und bietet guten Genrestoff für NYHC-Addicts und alle, die es noch werden wollen. Wenn der BIO-Zug also demnächst wieder in eurer Nähe hält, heißt es "Stiefel putzen, aufwärmen und dehnen"  – der nächste Pogo kommt bestimmt.