THE FINAL SLEEP - Vessels Of Grief

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VÖ: 04.02.2022
Bandinfo: THE FINAL SLEEP
Genre: Progressive Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Potz Blitz. THE FINAL SLEEP, schöne Metapher für den Tod allemal bzw. eigentlich nicht (mehr dazu folgt) aus Troy im schönen Bundesstaate New York existieren gar seit 2006, offenbarten ihre erste Langrille jedoch erst 2017. „Vessels of Grief“ soll es also sein, die zweite Langrille.  
Das Cover ist nun wirklich gelungen. Es zeigt den griechischen Gott der Heilkunst, Asklepios bzw. Äskulap, umringt von zu Heilenden. Der gute Asklepios, seinerseits der beste Arzt weit und breit, ein Halb-Gott, ging gar soweit, Tote wieder zu erwecken, womit Hades gar nicht einverstanden war, denn so geht´s nur wirklich nicht. Zeus, der ebenfalls nicht so der Diplomat war, schleuderte einen seiner berüchtigten Blitze gen Asklepios und damit war der Fall erledigt, die göttliche Ordnung war wieder hergestellt und es durfte munter weiter gestorben werden.
Das ist eine schöne Geschichte, nur leider stimmt sie nicht. Der bescheidene Rezensent wurde aufgrund des Pseudo-Äskulap-Stabes auf eine falsche Fährte gelockt. Auf dem Bild, das Adolf Hirémy-Hirsch 1898 malte, ist Acheron zu sehen, der Herr des Totenflusses Acheron, der in die Unterwelt verbannt wurde, weil er den Titanen im Kampf gegen Zeus zu trinken gab. Sein neuer Job war es, die Seelen der Verstorbenen ins Schattenreich zu geleiten.

Screaming In Silence“: Das Intro bricht zu abrupt in die Ohrmuscheln und in den ersten drei Minuten ist mir der Rhythmus zu statisch, trotzdem ist es ein gutes Lied, denn vor allem die zweite Hälfte ist sehr gelungen und die beiden Gesangsstimmen, das Growling wird sehr dezent eingesetzt, gehen in Ordnung. Die Dosierung stimmt noch nicht 100 prozentig.

Until It Ends“: Rhythmisch wird hier derselbe Pfad beschritten. Ich denke, es liegt an den sehr gerade gespielten 8/4 Takten. Überraschenderweise wird der Song gegen Ende wieder besser.

Pale Whisper“: Okay, okay, THE FINAL SLEEP halten eine Überraschung parat. Gutes Intro, cleaner Gesang, der von sehr tiefem Growling unterminiert wird. Wenn beide Stimmen intonieren, ist der Song sehr fein. Während der zweiten Liedhälfte geht’s dann wieder härter zur Sache, dafür ist das Outro schön melodiös, ohne unnötigen technischen Geplänkel, die nicht zum Intro gepasst hätte.

Soul In Between“: Schönes Intro, das klingt, als würden Old-Style-Metal und moderner Metal hybridisiert werden. Hier ist er wieder, dieser gerade, statische 8/4 Rhythmus, wobei ich zugeben muss, dass der zweistimmige Gesang in seiner Divergenz sehr gefällt. Ein bisschen hätte das Lied bei 7:44 Minuten mehr bieten können als ein ganz okayes Interludium, aber sei´s drum.

Funeral Seed“: Das Intro kommt mir wieder etwas zu brachial um die Ecke, wird aber durch ein gutes Interludium und guten Gesang abgelöst, wobei der abermalige Einsatz von 8/4- Takten, ach werte Leser*innen, dazu ist alles gesagt. Das Lied bildet eine umgekehrte Klimax. Das sehr langen Solo mündet  in ein ebenfalls langes Outro, sogar das hat etwas von statischer Schwebe.

Eternal“: Leider wurden die Texte nicht mitgeliefert, ich denke, „Vessels of Grief“ ist ein Konzept-Album, das die Todgeweihten von ihrem Dahinsiechen bis über die Seelenwanderung unter Geleit von Acheron hin zum nicht-atomaren Endlager im Hades führt. Ich vermute „Eternal“ ist sozusagen ein Zwiegespräch oder Ausformung unterschiedlicher Standpunkte, nämlich des In-den-Hades-zu-Führenden und Acheron. Musikalisch ist hier wenig Neues zu erläutern.

Fazit: Sitzt, passt und hat Luft. Zu diesem statisch schwebenden Rhythmus sei erwähnt: Könnte es nicht sein, dass THE FINAL SLEEP diesen Kniff anwandte, um sozusagen das Entschwinden der Seelen in den Hades musikalisch auszuformen, oder ist es Überinterpretation?



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (07.02.2022)

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