ASHES OF ARES - Emperors And Fools

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VÖ: 21.01.2022
Bandinfo: ASHES OF ARES
Genre: Heavy Metal
Label: ROAR Rock of Angels Records
Lineup  |  Trackliste

Diejenigen, die das Glück hatten, Matthew Barlow um 1998 herum zu seeligen Zeiten von ICED EARTHs Meilenstein „Something Wicked This Way Comes“ live auf einer Bühne zu erleben, werden es bestätigen: Der Mann kann problemlos zu der illustren Runde jener Musiker gezählt werden, die man auch mit dem Prädikat „Metal-Gott“ prämieren könnte. Barlow zieht mit seiner körperlichen Präsenz alle Blick auf sich und zusammen mit seiner damaligen beeindruckenden Haarpracht wirkte seine löwenhafte Gesangsleistung derart erhaben über dem Rest der Sangeskollegen, dass man nur staunen konnte. Mit Ausnahme der Haare hat sich diesbezüglich nichts geändert. Barlow ist noch immer formidabel bei Stimme. ICED EARTH ist inzwischen Geschichte und so trifft es sich mehr als gut, dass Barlow sein Talent in anderen Projekten ausleben kann. Schon vor neun Jahren tat er sich mit Freddie Vidales zusammen und nahm mit dem ehemaligen Drummer von NEVERMORE Van Williams als Studiogast ein Debütalbum unter dem Banner ASHES OF ARES auf. Das konnte allerdings nicht sonderlich bei Fans und Kritikern glänzen. Vielleicht waren auch die Erwartungen zu hoch, letztlich konnte aber auch Barlow die durchschnittlichen Songs nicht genügend aufwerten. Das änderte sich auch auf dem Zweitling von 2018 nicht und so heißt es nun wohl bei dem Drittwerk für ASHES OF ARES: Make it or break it.

Der Erfolgsdruck scheint den beiden Herren offenbar mehr als bewusst: So hat man sich für das abschließende 11:30 Minuten (zu) lange Opus „Monster´s Lament“ den ehemaligen Sänger von JUDAS PRIEST und ICED EARTH Ripper Owens als Verstärkung dazugeholt. Weit wichtiger als so ein Namedropping ist die Qualität der Musik. Und die hat einen Schub nach vorn gemacht. Byron Filson hat beim Mix und Mastering in den Studios in Phoenix sehr gute Arbeit geleistet, insofern der Sound ähnlich stark ist wie er es bei den letzten Alben von ICED EARTH war. Sowieso zwängt sich immer wieder der Vergleich zu Barlows früheren Band auf, nicht nur wegen seines wieder einmal grandiosen, unverkennlichen Gesangs. Zum Sound und Gesang kommen auch viele, wirklich sehr viele Stilelemente, die man so aus der Feder von Jon Schaffer kannte. Um nur ein Beispiel zu nennen: Das melancholische Gitarren-Runterrutschen auf der Tonleiter bei Minute 1:16 beim Track „Emperors And Fools“ – Kenner von Schaffers Schaffen (der musste einfach sein) werden es erkennen.

Eingestiegen wird mit „I Am The Night“ einem Wcchsel von hartem Riffing, begleitet von düsterem, energischem Gesang, polternden Drums und einigen vertrackten Rythmen, die von einem elegischen, dahinschwebenden Refrain abgelöst werden. Guter Opener. Etwas überraschend wird dann bei „Our Last Sunrise“ weiter hart gerifft und auf die Felle geholzt – ganz okay, der Funke will aber nicht wirklich überspringen. Das ändert sich mit dem ersten Höhepunkt und vielleicht besten Song: „Primed“ fängt wie eine seichte Ballade an, wo Barlow alle Register zieht bis ein hammergeiles Riff reingrätscht, das den Song dann nach einem abwechslungsreichen Mittelpart souverän ins Ziel trägt. „Where God Fears To Go“ beginnt energiegeladen, Barlow kratzt an der Obergrenze seiner Stimmhöhe und der Song steigert sich nach hinten raus merklich. Der bereits oben erwähnte Titeltrack steigert sich von einem atmosphärischen, in Moll gehaltener Halbballade zu einem ordentlichen Mid-Tempo-Classic-Metal-Song mit typischem, Barlowschen Gesang, der immer wieder gedoppelt oder getrippelt wird.

„By My Blade“ ballert wieder hart riffend ins Gebälk, viele Tempowechsel, parallele Gesangslinien und ein wunderwarmes Solo in der Mitte mitsamt düsterer Hörspiel-Verschnaufpause verhelfen dem Track auf ein recht hohes Niveau. „What Tomorrow Will Bring“ erfreut den Hörer mit einer schönen Unplugged-Akustik-Sequenz zu Beginn, die gekonnt in eine hymnenhafte E-Gitarren-Harmonie übergleitet wird. Endlich wird eine große Stärke von Barlow ausgespielt: Der Mann schafft es, Strophen und Refrains so zu intonieren, dass es klingt, als erzähle er einem eine Geschichte. Nach diesem gelungenen Storytelling lässt sich „The Iron Throne“ Zeit, um ins Rollen zu kommen. Erneut mit eher angehobenen Tempo versehen, entpuppt sich der Song als ordentlicher Vertreter des klassischen US-Metals.  

Nach so viel Ordentlichem oder Okayem dürfte es jetzt wirklich noch mal die Marke „das haut mich aus den Socken“ sein. Und taratata: Die Halbballade „Gone“ ist einfach ein Werk von der Art Qualität, dass es in den ewigen Metal-Olymp aufgenommen werden muss. Ergreifende Lyrics zum Umgang mit dem Verlust eines geliebten Menschen („I'm not there, but I'm not gone/ I've left the best of me, carry on!“), brilliant intoniert und instrumental perfekt in Szene gesetzt – einfach eine geniale Gefühlsnummer! Das anschließende „Throne Of Iniquity“ kann dieses Level natürlich nicht halten, gefällt aber mit einem recht ungewöhnlichen und sicherlich schwer zu singenden Refrain. Wie schon bei allen Songs zuvor kommt viel Doublebass zum Einsatz, sodass das Ganze recht hart tönt. Das abschließende „Monster`s Lament“ ist an sich ein Höhepunkt des Albums, zum Teil geile Gitarren, tolle Gesangslinien, einprägsame Melodien und mit Ripper Owens noch eine andere Schattierung im Klangbild. Wenn der Track nur nicht nach hinten raus zwei, drei Wiederholungsschleifen zu viel machen würde und so unnötig in die Länge gezogen wirken würde.

Das Drittwerk von ASHES OF ARES ist mit Abstand das beste Album der Band. „Emperors And Fools“ hat einige starke Momente und mit „Primed“, „Gone“ und mit kleinen Abstrichen auch „Monster´s Lament“ drei Prachtstücke auf Lager. Dazu gibt viel klassischen US-Metal mit überdurchschnittlichem Niveau. Und natürlich hebt Matthew Barlow das Ruder mit seiner löwenhaften Gesangleistung immer wieder herum, damit sich die Songs nicht im grauen „Na, okay“ verlieren. Das gleingt aber auch nicht immer, vielfach plätschern die Songs dann doch an einem vorbei – insbesondere, wenn man die Großtaten von Barlows Ex-Band ICED EARTH noch im Ohr hat. Für Fans dieser Band, aber auch von JUDAS PRIEST, HELSTAR oder METAL CHURCH ist es aber Pflicht, diese Scheibe anzuchecken!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Tobias (01.02.2022)

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