FUNERAL MIST - Deiform

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VÖ: 17.12.2021
Bandinfo: FUNERAL MIST
Genre: Black Metal
Label: Norma.Evangelium.Diaboli
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Unverhofft und etwas unterm Radar setzte die schwedische Ein-Mann-Armee FUNERAL MIST kurz vor Torschluss ein pechschwarzes Ausrufezeichen namens "Deiform" hinter die langen Zeilen, die das Black-Metal-Jahr 2021 beschrieben. Der vierte Langspieler der Band, die MARDUK-Fronter Daniel Rostén alias Mortuus alias Arioch seit 2003 in Eigenregie führt, packt die Dinge einmal mehr anders an als seine Vorläufer und bleibt dennoch so unverkennbar wie eh und je.

Der Hauptunterschied zwischen "Deiform" und den übrigen FUNERAL MIST-Werken ist der deutlich epischere und theatralischere Ansatz, der sich schon auf den ersten Blick durch die höhere Longtrack-Dichte bemerkbar macht. Zuvor eher als akzentuierter Höhepunkt einer Platte eingesetzt, werden Tracks über fünf Minuten nun zur Regel - und nutzen das ihrer Laufzeit inhärente Potenzial auf ganzer Linie aus. Nehmen wir den Opener "Twilight Of The Flesh" zum Beispiel: ein neunminütiges Epos mit spannendem Aufbau, doomig schleppend mit langsam verhallenden Drums und sakralem Gesang als Klangnuance. Eine authentische und fühlbare Inversion des kirchlichen Kults, der nach etwa vier Minuten in ein blastendes Inferno übergeht und zum Ende hin mit stehenden Tremolos und kongruentem Glockengeläut in gespenstischer Atmosphäre ausklingt.

"In Here" und "Children Of The Urn" werden durch den überleitenden, bedrohlichen Beat quasi zu einem einzigen Stück verknüpft, wobei der eingestreute Kinderchor in "Children Of The Urn" inmitten tiefgekühlter Raserei einmal mehr für Gänsehaut und verführerisches Unbehagen sorgt. Das kompositorisch bodenständige "Into Ashes" hingegen bietet die wohl eingängigste Monotonie überhaupt. Die durchgetretene Double Bass walzt das Trommelfell aus wie rohes Backwerk, während die schneidenden Tremolos unterdessen genüsslich die Neuronen sezieren - und obwohl sich in den geschlagenen neun Minuten kaum etwas bedeutend ändert, wird man in den hypnotischen Wellen dieses letzten Tracks gefangen und zur gehörnten Meditation verdonnert, bis der Exorzist kommt.

Das Bindeglied zu den vorherigen Platten bieten die typischen Materialschlachten à la "In Here" und "Hooks Of Hunger", die so auch ohne Weiteres auf "Hekatomb" oder einem jüngeren MARDUK-Release hätten auftauchen können (genau genommen hört man in derartigen Tracks Ariochs Handschrift, die seit seinem Einstieg bei MARDUK auch deren Klangbild mitbestimmt). Insofern bedeutet "Deiform" gleichermaßen Konstante als auch Weiterentwicklung. Die überwiegenden Longtracks sind alle auf ihre eigene Art unvorhersehbar, reich an Wendungen und summa summarum eine Glanztat in puncto Songwriting. Black Metal par excellence und FUNERAL MISTs bis dato stärkstes Werk.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (10.01.2022)

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