KHEMMIS - Deceiver

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VÖ: 19.11.2021
Bandinfo: KHEMMIS
Genre: Doom Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Seit ihrem Debüt aus dem Jahr 2015 zählen KHEMMIS (neben u.a. PALLBEARER, BELL oder ATLANTEAN KODEX) zur neuen Generation von ambitionierten (Epic Heavy) Doomstern, die die Fahne des Grasnarbensounds hochhalten und in die Zukunft tragen. Mittlerweile sind KHEMMIS keine Newcomer mehr, sondern fest etabliert an der Spitze des Genres, was sie mit ihrer vierten Langrille einmal mehr eindrucksvoll bestätigen.

Bereits das erste Album "Absolution" enthielt diese spezielle Mischung aus purem Epic Doom und traditionellem Heavy Metal (man erinnere sich nur an die kongenialen Meisterwerke "Ash, Cinder, Smoke" oder "The Bereaved"!). Dieser Mix hat bis heute Bestand und wurde von Veröffentlichung zu Veröffentlichung immer weiter verfeinert. Dazu kommt, dass KHEMMIS noch nie Verfechter des Valium geschwängerten extremen SloMo-Tempos waren. Und so wird auch auf dem aktuellen Longplayer immer mal wieder ein wenig aufs Gas getreten. Natürlich sind wir in diesen Passagen trotzdem noch meilenweit von High Speed entfernt, aber einschlafen wird beim Hören von "Deceiver" sicher niemand.

Von zarten Akustikklängen eingeleitet startet der Opener "Avernal Gate" wie eben beschrieben direkt im vierten Gang, ehe noch einem fetten Eröffnungsriff erst mal ins gemütliche Midtempo zurückgeschalten wird. Die Temposteigerung wird noch mehrfach wiederholt. Der absolute Clou ist jedoch der geradezu blackmetallische Ausbruch (mit entsprechendem Kreischgesang) am Ende des Stückes. Zuvor bieten KHEMMIS melancholisch-schleppenden Heavy Doom mit einer wundervollen Melodie und der überirdischen Stimme von Phil Pendergast (während Ben Hutcherson für die gutturalen Shouts verantwortlich zeichnet).

"House Of Cadmus" ist ein durchgängiger Slowtrack, der einige Durchläufe benötigt, ehe sich dem Hörer der gesamte Facettenreichtum der Nummer gänzlich erschließt. Dafür wird man mit jeder neuen Rotation aufs Neue mit einer deutlichen Reminiszenz an WHILE HEAVEN WEPT (deren Geist generell durch alle Titel des Albums weht) und PARADISE LOST (in ihrer Frühphase) belohnt.

Auch die Single-Auskopplung "Living Pyre" lebt von dem großartigen Wechselgesang der beiden Axtschwinger. Dazu ist der Song der vielleicht eingängigste Titel auf "Deceiver". "Shroud Of Lethe" entwickelt sich nach einem melancholischen tonnenschweren Eingangsriff akustisch und zerbrechlich Schritt für Schritt zu einer göttlichen Epic Heavy Doom Hymne per excellence. "Obsidian Crown" ist trotz seiner Komplexität der heimliche Hit des Albums. Vielseitig und abwechslungsreich glänzt der Track zudem mit einem Chorus zum Niederknien.

Der Albumcloser schließlich ist mit Abstand die "fröhlichste" Nummer, die "Deceiver" zu bieten hat, aber selbstverständlich mit Doom-Maßstäben gemessen. "The Astral Road" hat neben einigen elegischen Passagen auch mehrere flotte Abschnitte zu bieten, und einmal mehr ist der grandiose Gesang das Tüpfelchen auf dem I. 

Fazit:

Lyrisch ist "Deceiver" mit Sicherheit das bislang düsterste Album von KHEMMIS. Die Texte handeln von inneren Kämpfen, gebrochenen Seelen und der Manipulation des Geistes. Musikalisch setzt das Trio die Reise unbeirrt fort und bleibt dem liebgewonnenen KHEMMIS-Klanguniversum treu. Nichtsdestotrotz schafft man es, Altbewährtes mit neuen Nuancen und Einsprengseln von jenseits des doomigen Tellerrandes aufzuwerten und zu intensivieren. Denn "Deceiver" ist wahrlich eine intensive Erfahrung und ein Epic Heavy Doom Highlight sowieso.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (21.12.2021)

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