GHOST BATH - Self Loather

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VÖ: 29.10.2021
Bandinfo: GHOST BATH
Genre: Black Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Um GHOST BATH rankten sich schon frühzeitig in der Karriere viele Mythen zu einem Turm hinauf, in dem letztlich nur Verachtung geifernd darauf lauerte, nach ihnen zu greifen. Wenn man sich an den albernen Versuch, bei dem man sich mutmaßlich deshalb als Band aus China ausgab, um besonders mysteriös zu wirken und den Exotenbonus abzustauben, oder diverse Liveauftritte zurückerinnert, wird man allerdings auch feststellen, dass das keine Ablehnung war oder ist, die unerwartet aus heiterem Himmel auf sie herabregnete, sondern sicherlich auch auf eigener Verantwortung fußte. Wie es oftmals allerdings so ist, hat sich dies zu einer unausweichlichen Dynamik verselbstständigt, die für GHOST BATH anschließend nur schwer unter Kontrolle zu bringen war. Ob vielleicht auch dadurch eine vierjährige Pause zwischen "Starmourner" und "Self Loather", dem neuen Album, zustande kam, um sich aus der Schusslinie zu manövrieren? 

Die Tatsache, dass ich aus privaten Gründen lange keine Zeit hatte, um diese Rezension fertigzustellen, hat es mir immerhin ermöglicht, mich vorab in andere Rezensionen zu "Self Loather" einzulesen und genau den Eindruck zu gewinnen, der auch bei den vorherigen Werken vorherrschte: Kaum eine Band verkörpert den Kontrast zwischen Zuspruch und Abneigung so sehr wie GHOST BATH. Meine Probleme mit so manch Absonderung beginnen allerdings schon dann, wenn Fantasieargumente à la Hype gewählt werden. Nun kann man sich sicherlich über Etymologie und Bedeutung des Wortes Hype streiten, doch wird heutzutage meist genau dann Gebrauch davon gemacht, wenn man etwas, das laut persönlichem Empfinden zu Unrecht Erfolg hat, ohne großen argumentativen Aufwand diskreditieren möchte. Hype im eigentlichen Sinne würde einfach nur (Presse-)Rummel, Wirbel  oder Tamtam bedeuten, doch da das auf die bisherige Diskografie der Amerikaner eher begrenzt zutrifft, eben weil die Meinungen dazu stets weit auseinandergingen und die negativen Stimmen tendenziell überwogen, werde ich den schalen Eindruck nicht los, als gäbe es immer noch genügend Menschen, die ungeniert Scheinvorwände anführen, um auch weiterhin eine Band missbilligen zu können, die sie ohnehin noch nie mochten - aus welchen Gründen auch immer. Um es auf den Punkt zu bringen: den größten Teil der Aufmerksamkeit, die GHOST BATH in ihrer neunjährigen Geschichte zuteilwurde, generierten (oder bescherten) ihnen weder Medien noch Fans, sondern stumpfe Antagonisten, die nicht genug davon bekommen konnten, sich an einer Band abzuarbeiten, die sich, abgesehen von einigen Scharmützeln in ihren Anfangstagen, eigentlich überhaupt nichts geleistet hat. 

Und das ist Ironie an der Geschichte: GHOST BATH sind, auch wenn sie ihre unverkennbaren Erkennungsmerkmale haben, eigentlich gar nicht so besonders außergewöhnlich, werden nicht aggressiv promotet und geben vergleichsweise wenig Interviews. Stattdessen ziehen sie auch auf "Self Loather" ihr Ding durch. Manchmal immer noch etwas übermäßig pathetisch wie in "Hide From The Sun" oder "Unbearable" und natürlich mit diesen penetrant-süßlichen Melodien, an denen sich die Geister scheiden, ja, des Öfteren aber auch sehr eindringlich und wohlkomponiert wie beispielsweise in "Sanguine Mask" und "For It Is A Veil". Dazu alles eine Spur dosierter als noch auf "Starmourner", glücklicherweise nicht mehr so sehr in die Länge gezogen und mit spannenden Post-Punk-Einflüssen, die zusätzlich für Varianz sorgen. Ich muss zugeben, dass ich "Starmourner" trotzdem mittlerweile wesentlich besser als seinerzeit, als ich mich selbst zu sehr vom toxischen Klima um die Band beeinflussen ließ, empfinde bzw. es für das respektiere, was es ist - und "Self Loather" baut direkt darauf auf, nur eben kompositorisch ein wenig gefestigter als früher. Weltbewegend geht anders, durch und durch gut ist "Self Loather" aber dennoch - und eigenständig sowieso.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (09.11.2021)

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