MONUMENT OF MISANTHROPY - Unterweger

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VÖ: 12.11.2021
Bandinfo: MONUMENT OF MISANTHROPY
Genre: Brutal Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Mit MONUMENT OF MISANTHROPY kehrt eine der vielleicht interessantesten Underground-Perlen des österreichisch-internationalen Parketts an die Front zurück. Die 2012 gegründete Kapelle um Frontbrüller George Wilfinger wurde 2019 - mit Ausnahme des genannten Sängers - komplett runderneuert und vermeldet nun den Release ihres zweiten Albums "Unterweger", das sich als Konzeptalbum über den österreichischen Serienmörder Johann "Jack" Unterweger alias "Jack the Writer" versteht.

Besagtes Textkonzept ist für sich gesehen bereits ein Hingucker - immerhin bietet die Vermählung deftiger Brutal-Death-Metal-Gewaltexzesse mit einem realen Background schon ein kopfkino- und gänsehautintensives Hörerlebnis, das weit über das Hinausspeien fiktiver Gore-Orgien (um nicht zu sagen "Goregien") hinausgeht. Doch auch musikalisch hat die Truppe, die schon vor ihrem umfassenden Bäumchen-Wechsel-dich-Spiel was auf dem Kasten hatte, einiges zu bieten - und das nicht nur, weil sie Julien Truchan von BENIGHTED und Sven de Caluwé von ABORTED für ein Gastspiel begeistern konnten. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern ihrer Zunft zähle ich MONUMENT OF MISANTHROPY zu den wenigen Ausnahmen, die man in einem Atemzug mit den vorstehenden Acts, DYING FETUS, SUFFOCATION oder NILE nennen kann - mit Bands, die es schaffen, auch in einem trockenen und zuweilen ausgelatschten Genre wie dem Brutal / Technical Death Metal noch was bewegen zu können und sich von der unübersichtlichen Masse unisono marodierender Bands abzuheben.

Technisches Können macht noch keine gute Musik - so könnte ich gefühlt 87,4% aller meiner Genre-Reviews dieser Sparte resümieren. Doch dort, wo mich andere handwerklich versierte Kombos sanft vom Tiefschlaf in die REM-Phase geleiten, bringen MONUMENT OF MISANTHROPY die Mitochondrien in Wallung wie eine Überdosis Zuckerbrühe vom roten Zuchtbullen. Der Sound ist erste Sahne, die Gitarren reißen wie ein tollwütiger Werwolf und das Saiten-Duett aus Shoi Sen (DE PROFUNDIS) und Joe Gatsch triumphiert auf ganzer Linie. Die Breakdowns wüten wie ein Presslufthammer im Ameisenhaufen und in den Details offenbart sich eine Vielfalt, die jeden Anflug von Eintönigkeit kurzen Weges in die Vorhölle zum namensgebenden Herrn Unterweger verfrachtet. Das harte Geprügel symbiotisiert im fließenden Wechsel mit stürmischen BM-Eruptionen, filigranes Lead-Werk lockert die langen Haken mit dem Zwölf-Pfund-Hammer auf und selbst die standesgemäße Spritztour mit der Abrissbirne wird zum Ohrwurm - vgl. "A Man With A Special Qualification" und "Demon Of Graz".

So bleibt am Ende nicht viel zu sagen, außer dass sich MONUMENT OF MISANTHROPY unverhofft und kurz vor Ende der Legislaturperiode noch einen fetten Eintrag in meiner Jahres-Bestenliste reservieren. Wer technische Brutalitäten schätzt und mit den vorgenannten Bands auch nur im Ansatz sympathisiert, kommt an diesem Fünfer nicht vorbei - unbedingt reinhören! Und an die Achse Wien-Paris: willkommen zurück und weiter so!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (10.11.2021)

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