FANS OF THE DARK - Fans Of The Dark

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VÖ: 05.11.2021
Bandinfo: FANS OF THE DARK
Genre: Hard Rock
Label: Frontiers Records
Lineup  |  Trackliste

Ein starkes, aber manchmal auch ambivalentes Hörerlebnis bescheren uns FANS OF THE DARK mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum. Gegründet wurde die Band 2020 vom Drummer und Hauptsongwriter Freddie Allen, der den Bassisten Robert Majd (CAPTAIN BLACK BEARD, METALITE, NIGHTHAWK) und den Gitarristen Oscar Bromvall (PALACE, CODE RED) mit ins Boot holte. Hervorhebenswert ist aber Alex Falk, mit dem Allen in Stockholm zur Schule ging und der ein für die Hard-Rock-Szene nicht nur optisch auffallender Sänger ist – denn für dieses Genre noch seltener als Frauen am Mikro sind Menschen mit afrikanischen Vorfahren (oder wie drückt man das heutzutage politisch korrekt aus? Im Englischen wohl einfach: people of colour).

Weitaus wichtiger ist aber natürlich nicht die Optik, sondern die Musik. Und bei der gibt der Frontmann einer Band, die zwischen AOR, Hard Rock ab Mitte der 80er bis frühen 90er und Melodic Metal skandinavischer Prägung hin und her pendelt, naturgemäß den Ton vor. Falks Organ hat eine recht einprägsame, eigenständige Stimmfarbe – man meint, ständig einen gewissen Soul herauszuhören. Gleichzeitig ist klar und deutlich seine skandinavische Prägung auszumachen: Kristallklar gesungene Noten wie man sie von all der anderen skandinavischen Hard-Rock-Sängern spätestens seit EUROPE und aktuell eigentlich fast allen anderen Genre-Bands von Frontiers Records kennt.

Mit Falk am Mikro haben FANS OF THE DARK zumindest schon mal ein Alleinstellungsmerkmal. Wichtig in diesen Zeiten mit unüberschaubar vielen Bands. Jetzt kommt das Aber beziehungsweise die Ambivalenz: Der Sänger übertreibt es das ein oder andere Mal zu sehr mit seiner Exaltiertheit. Wenn er bei dem eigentlich guten „Life Kills“ am Ende des Refrains jedes Mal die Stimme derart hochzieht, dass ein Juchzer zu hören ist, wirkt das einfach störend und nicht originell. Ein anderes Beispiel sind die langsamen Passagen von „Rear Window“, bei denen Falk zu dick aufträgt, sodass sein Gesang prätentiös rüberkommt und einigen Hörern den Spaß rauben wird.   

Das ist schade, weil er und die Band so etwas nicht nötig haben, um aus der Masse herauszustechen und sie auf ihrem Debüt einige Male zeigen, dass sie es auch anders können. Ungeschickterweise noch nicht beim Opener, wo der Refrain nicht zündet und auch der Gesang gelegentlich schräg wegkippt. Insgesamt funktioniert der Song nicht und wirkt unausgegoren. In welche Richtung es musikalisch gehen soll (und auch unbedingt sollte!), zeigt dann „Escape From Hell“: Treibende Rhythmus, fetzige Gitarren und über allem thront der Gesang, der mit seiner originellen Stimmfarbe den Song trägt und mit seinem gelungenen Refrain ins Hirn brennt. Dazu gibt es routinierte Details wie ein gekonntes in der Hauptmelodie gehaltenes Solo, einen kurz eingeschobene Background-Chorus und zum Ende hin noch etwas Schmackes. Sehr gut! Der Song kann genauso wie das folgende „The Running Man“ und auch „Dial Mom For Murder“ (was für ein schräger Songtitel!) locker mit den Großtaten von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA mithalten. Es gibt unschlagbare, pumpende Beats, eine überaus songdienliche und doch fetzige Lead-Gitarre und vor allem: Tolle Hooks, die einem schneller ins Hirn krabbeln, als man „Yeah“ sagen kann.   

Diese drei Nummern allein zeigen das große Potenzial von FANS OF THE DARK. Der Rest kann an dieses zu bejubelnde Niveau nicht heranreichen, auch wenn durchaus noch gute Momente hervorglimmen und die Hoffnung auf das vormals entfachte Feuer nährt. Aber „The Foreigner“ oder auch „Zombies In My Class“ (netter, offenbar selbstreflexiver Text übrigens) sind immerhin dennoch ordentliche Hard-Rock-Songs mit schönem 80er-Actionhero-Vibe. Und die Refrains funktionieren durchaus, auch wenn sie recht bekannt klingen.

In Summe ist das weit mehr, als man von vielen anderen Debütalben behaupten kann. Insbesondere Anhänger von Bands wie THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA sollten FANS OF THE DARK unbedingt anchecken und die gelegentliche Exaltiertheit des Sängers als das sehen, was es über das ganze Album betrachtet eigentlich ist: eine Petitesse. Mit dieser Band darf ein höchst talentierter Neuzugang in der Szene beklatscht werden!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Tobias (06.11.2021)

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