BETONTOD - Pace Per Sempre

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VÖ: 29.10.2021
Bandinfo: BETONTOD
Genre: Punk Rock
Label: Betontod Records
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Lineup  |  Trackliste

Dass sich die Rheinberger Punkrocker von BETONTOD mal drei Jahre Zeit für ein Album lassen, hat gewissermaßen Seltenheitsniveau (so ähnlich, wie wenn man beim berühmten Griff ins Klo was Schönes fasst). So wahr der auch auf Metalfestivals gerne gesehene Fünfer zuweilen die Platten im Jahresrhythmus abzufeuern pflegte, darf man davon ausgehen, dass die Jungs um Meister und Eule viel zu erzählen haben. Was Was dürfen wir nun, nachdem der aktuelle Dreher "Pace Per Sempre" etwas länger im Hochofen schmoren durfte, erwarten? Bambule und Randale? Frieden für immer? Glaube, Liebe, Hoffnung? Eine Revolution der Schwarzblüter?

Soviel steht fest: zu den musikalischen Wundertüten ihrer Zunft werden BETONTOD auch anno 2021 nicht. Au contraire ist der Stil der neuen Platte wieder ein wenig bodenständiger im Punkrock verwurzelt, ähnlich wie beim 2018er Vorgänger "Vamos!". Kein erfrischender Freestyle-Pingpong irgendwo zwischen Punk, Metal und einer Prise Radiopop, der "Revolution" ausmachte, keine Experimente...noch nicht einmal ein humorvoll-dreistes Beispiel fernöstlicher Ehrerweisung, die man im langen Backkatalog der Band schon so oft bestaunen durfte (man erinnere sich an "Keine Popsongs", "König Alkohol", "Nie mehr Alkohol" oder daran, dass die unflätigen HOSEN ihren beliebten Rausschmeißer "Schönen Gruß, auf Wiederseh'n" ganz offensichtlich bei BETONTOD abgekupfert haben).

Dafür machen BETONTOD einmal mehr, was sie gut können: eingängigen, flottfüßigen Punkrock mit politischen und persönlichen Texten. Zwar sind die Burschen heute ein wenig unaufgeregter unterwegs als zu Zeiten von "Stoppt uns wenn ihr könnt" oder "Schwarzes Blut", aber von der Eintrittskarte für den ZDF-Fernsehgarten sind sie (im Gegensatz zu...ach nee, der ist selbst mir zu billig) dennoch weit entfernt. Viele Tracks wie "Pech & Schwefel" oder der lustig-fröhliche Dresscode-Song "Jogginghose Forever" sind gut singbar, gut tanzbar und rundum freilufttauglich. Und wem es bei diesen Nummern an Testosteron und Aufrührertum mangelt, der wird mit "Hals-Maul-Arsch-Gesicht" und "Der nackte Kaiser" fündig. Klare Kante mit Texten, die man so schon vor dreißig Jahren schreiben konnte und auch schrieb - die Treiber solcher Lyrics sind leider so hartnäckig wie Fußpilz im Endstadium. Aber immerhin werden deswegen weder Fußpfleger noch Punkrocker jemals arbeitslos und auch dem gemeinen Pogotänzer wird in Folge nicht langweilig.

Auch die häufig besungene Straßenkampf-Romantik (vgl. "Traum von Freiheit") kommt dieses Mal nicht zu kurz. Wirklich interessant wird die Sache allerdings, wenn man sich dazu das Musikvideo von "Regenbogen" zu Gemüte führt. Die Message des Albumcovers ist ja per se schon eindeutig (zumindest für alle, die in den letzten Monaten mindestens einmal die Nachrichten eingeschaltet haben). Doch wo steckt die dementsprechende Aussage, die man hinter dem Songtitel "Regenbogen" unterschwellig erwarten würde? Der Songtext an sich gibt diesbezüglich nicht allzu viel Explizites her, doch das Video könnte man mit etwas Phantasie und Kombinationsgabe als eine auf die Punk-Kultur adaptierte "Romeo-und-Julia-Story" (oder besser: "Julia-und-Julia-Story") interpretieren [möglicherweise hat der Verfasser aber auch nur zu viel einschlägige Knastromanzen konsumiert...man möge es ihm nachsehen]. Nicht ganz unpfiffig, das muss man den Herren lassen [Stimme aus dem Off: das gab's schon bei "Traum von Freiheit""...Verfasser: "mir egal, ist trotzdem gut gemacht! Love is Love! Peace out!"].

Ihr Stil hat sich zumindest seit dem 2006er-Durchbruchalbum "Schwarzes Blut" nicht um Quantensprünge geändert und auch ihre Texte sind in gewisser Weise zeitlos. Aber auch, wenn die Jungs inzwischen nicht mehr zu den ganz jungen Eisen gehören, steht doch eine Sache fest: BETONTOD werden nicht älter, sie werden "Retro"! Und da sie ihre Sache auch heute noch gut machen, kann ich sie noch guten Gewissens so abfeiern wie damals. Insofern möge man mir auch den ein oder anderen Seitenhieb verzeihen bzw. diese viel mehr als augenzwinkerndes Zuprosten denn als ernst gemeinte Kritik verstehen. In diesem Sinne schließe ich mit einem aufrichtigen "Viva Punk!" [ein Leben lang] - bleibt dabei und macht so weiter! Wir feiern euch (so hart, wie es nur geht)!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (30.10.2021)

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