HORTE - Maa antaa yon vaientaa

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VÖ: 27.08.2021
Bandinfo: HORTE
Genre: Psychedelic Rock
Label: Pelagic Records
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Lineup  |  Trackliste

Vier Jahre sind eine lange Zeit. Sie liegen zwischen zwei Fußball-Weltmeisterschaften und Schaltjahren, stecken eine Legislaturperiode im deutschen Bundestag ab, binden junge Menschen an die Grundschule und können in speziellen Fällen auch als Probezeit für den Führerschein gelten. Vier Jahre liegen auch zwischen "Horte" und "Maa antaa yon vaientaa" der finnischen Kosmonaut:innen HORTE, die die letzten vier Jahre zweifelsohne sinnvoller investiert haben als die noch aktuelle deutsche Regierung, irgendwelche Geld verbrennenden Fußballmannschaften oder ein besonders dusseliger bzw. unfähiger Kraftwagenfahrer.

Noch immer sind HORTE stilistisch analysiert schwer zu greifen. Irgendwo zwischen verträumtem Post-Rock und Shoegaze ("Ilman nurkka"), experimenteller Electronica ("Valoa on liikaa" und "Kilpemme"), Ambient ("Konttaa, ne konttaa II), Noise und Psychedelic Rock ("Kun joki haihtuu"), dafür aber sehr weit von Vergleichen mit anderen Interpret:innen entfernt, finden die vier Finnen, die vor vier Jahren ihr Einstand feierten, eine fesselnde Schnittmenge aus einem Fundus von weit mehr als vier (Sub-)Genres, die sie mittels moderner Technik digitalisieren und auf Tonträgern verewigen lassen. Bezeichnet man den Einstieg mit "Pelko karistaa järjen" sowie "Väisty tieltä", das mit kratzigem Schwarzmetall sicherlich auch auf einem ORANSSI PAZUZU Traktat Platz gefunden hätte, als die lebhaftesten Stücke des Zweitwerks, kann man ungefähr einordnen, wie relaxt es in den fünf weiteren Songs zugeht. "Maa antaa yon vaientaa" gibt entspannt die Pace vor und verleiht in gut 36 Minuten Spielzeit - natürlich auch dank angenehm abgemischtem Soundspace - wirklich jeder Idee, jedem Stiltupfer Raum zur angemessenen Entfaltung.

Was HORTE gleichzeitig besonders und grandios macht, ist, und da wiederhole ich mich selbstverständlich gerne, ihr außerordentlich intuitives und doch auch intelligentes Songwriting, dank dem wirklich jedes Fragment mit dem nächsten harmoniert. So entsteht nicht nur ein eigenständiges Klanggebilde, sondern darin auch eine einzigartige und kaum in existierende Worte zu fassende Expedition, die von sphärischen Harmonien und aufhellend-zarten Vocals getragen wird. "Maa antaa yon vaientaa" ist also ein unumgänglicher Geheimtipp für Musikhörer:innen mit offenem Visier und Vorliebe für geniale Nischenmusik.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (07.09.2021)

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