AURI - II - Those We Don't Speak Of

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VÖ: 03.09.2021
Bandinfo: AURI
Genre: Progressive Rock
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Vor kurzem erst sprach ich in einer meiner Rezensionen über wandelnde Hörgewohnheiten, die Bereitschaft, sich auf etwas einzulassen, das nicht zwangsläufig kongruent zum eigenen Geschmack verläuft. Im Zuge solcher Gedankengänge kam es auch dazu, dass ich mit der Ankündigung zu AURIs zweitem Album "II - Those We Don't Speak Of" begann, meine Haltung gegenüber Tuomas Holopainens Zweitprojekt von vor drei Jahren zu hinterfragen, als ich dem selbstbetitelten Debüt noch relativ skeptisch gegenüberstand. Die Konsequenz? Ich habe immer noch meine Mühe damit. Interessanterweise trifft das auf "II - Those We Don't Speak Of" aber überhaupt nicht zu.

Das hat gleich zwei entscheidende Ursachen: Es ist stimmungsvoller und es "fließt" da, wo ich beim Vorgänger einen roten Faden vermisste, bedeutend besser. "II - Those We Don't Speak Of" ist immer noch kitschig, aber eben in einem gesünderem, längst nicht mehr so überladenem Maße. Darüber gewebt ist ein Schleier sanfter Melancholie, der gelegentlich von verlockender Aufbruchstimmung ("Light And Flood", "It Takes Me Places") oder folkig-immersiven Tänzen in entlegenen Fantasy-Panoramen ("The Duty Of Dust") aufgelöst wird. Was von vielen oberflächlich als gähnend langweilige Fahrstuhlmusik abgetan werden dürfte, ist eigentlich ziemlich pfiffig komponiert und entführt in fremde Welten. Für die kommenden Herbst- und Wintertage bei Kerzenschein, einer dampfenden Tasse Tee, einem guten Buch und einer wohligen Wolldecke geradezu ideal. Manch Metaller gibt es womöglich nicht gerne zu, aber auch solche Szenarien haben ihren Reiz.

Für den orchestralen Pomp gibt es NIGHTWISH und auf "II - Those We Don't Speak Of" distanziert sich Holopainen nun deutlicher als nur durch den Verzicht auf verstärkte E-Gitarren, was zweifelsfrei begrüßenswert ist. Ein bisschen Disneyglitzer hier ("Pearl Diving"), eine Prise Traumwandler-Folk dort ("The Valley") - "II - Those We Don't Speak Of" würde sich wirklich prima als Soundtrack für einen unkomplizierten Animationsfilm zwischen Unbeschwertheit und einem Hauch Wehmut eignen, was ausdrücklich nicht als Kritik, sondern als Lob verstanden werden sollte. Gerade diese Kombination aus Leichtfüßigkeit und Sehnsucht ist es nämlich, die den Songwriter in Tuomas Holopainen etwas gelöster und auf angenehme Weise pragmatischer skizziert. Nicht noch ein Schnörkel hier oder noch eine Girlande dort - die Songs dürfen mehr atmen. Der positive Weg, den NIGHTWISH mit "Human. :||: Nature." eingeschlagen haben, lässt sich also auch bei AURI erkennen.

Wer es also auch mal etwas sanfter mag, darf dem entschleunigenden "II - Those We Don't Speak Of" bedenkenlos Gehör schenken - und neben all den kompositorischen Stärken, die sich hier offenbaren, erweist sich Johanna Kurkelas Stimme einmal mehr als besänftigend, ja, oftmals geradezu ätherisch. Was verschiedene Dark Folk Projekte mit Tiefgang und authentischer Instrumentierung erreichen, bewirken AURI mit verträumtem Soundtrack-Charakter und dem Gefühl gänzlich sorgenfreier Schwerelosigkeit, sprich: Mit II - Those We Don't Speak Of" darf man einfach noch mal für 50 Minuten Kind sein. Toll!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (06.09.2021)

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