EPICA - Omega

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VÖ: 26.02.2021
Bandinfo: EPICA
Genre: Symphonic Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

EPICA sind für mich innerhalb des letzten Jahrzehnts zur absoluten Elite der Symphonic Metal Bands aufgestiegen und haben NIGHTWISH und Co. extrem alt aussehen lassen. Allen voran die zwei letzten Alben "The Holographic Principle" und "The Quantum Enigma" gelten für mich jetzt schon als zwei Referenzwerke aus dem besagten Genre. Zwischendurch wurde noch die "Attack On Titan" EP rausgehauen, wo die Truppe aus den Niederlanden hauptsächlich Openings aus den ersten zwei Staffeln des populären Anime interpretiert hat, was mich wahrlich zu begeistern wusste. Umso größer war die Vorfreude, als ENDLICH das neue Album "Omega" angekündigt wurde, denn mittlerweile liegen vier Jahre zwischen dem neuen Werk und "The Holographic Principle". Ich muss wohl nicht untermauern, wie enorm die Erwartungshaltung war, wenn ihr die Eingangszeilen gelesen habt...

Bei einer Sache kann man sich sicher sein, EPICA beginnen ihre Alben mit einem epischen Intro, das auf die beginnende Reise perfekt einzustimmen weiß. Balladeske Töne erreichen sanft unser Gehör, die sich langsam in ein episches Konstrukt mit fettem Chor umwandeln und letztlich in den Opener "Abyss Of Time" münden. Dieser marschiert in typischer EPICA-Manier nach vorn und bietet uns in der Strophe ein feuriges Duell zwischen Simone und Mark. Himmlische Cleans und brachiale Growls - das hat schon immer funktioniert. Auch die Hook enttäuscht nicht und offenbart eine wunderbare Dynamik, immer im Hintergrund mit dabei: Epische Chöre. Allgemein passiert bei EPICA stets sehr viel im Hintergrund, was einfach die Liebe zum Detail verdeutlicht. Der Mittelteil bewegt sich in härteren Gefilden gepaart mit fetten Growls und wuchtigen Gitarren. Alles in allem gelingt EPICA ein wunderbarer Start nach Maß, der keine Wünsche offen lässt. "The Skeleton Key" drückt zwar etwas auf die Bremse, dreht dafür den Regler der Atmosphäre DEUTLICH auf. Die düstere Atmosphäre steht EPICA sehr gut zu Gesicht und der schon früh im Album hohe Anteil an Growls macht mir enorm viel Spaß. Die von Piano getragenen Strophen werden von Simone veredelt und ganz ohne Bridge geht es unvermittelt in den besten Chorus der Platte, das nehme ich direkt mal vorweg. "The Skeleton Key" wird sich locker in meiner Top 5 der besten EPICA Songs festsetzen, weswegen diese Aussage auch keine Angst schüren soll, was den Rest des Albums anbelangt. "Seal Of Solomon" driftet in orientalische Gefilde ab und offenbart auch gleich zu Beginn den Chorus, der ähnlich wie "Beyond The Matrix" nur vom epischen Chor getragen wird. Erneut bleibt der Beginn der Strophe Mr. Jansen vorbehalten, der aber auch stets einen einwandfreien Job an den Growls abliefert. Schön ist die Tatsache, dass die ersten drei Songs absolut alle Trademarks von EPICA bedienen, jeder der drei Songs aber eine völlig andere Herangehensweise hat. Während der Opener direkt und schnell in your face war und "The Skeleton Key" mit Atmosphäre zu überzeugen wusste, bietet "Seal Of Solomon" eine Mischung aus allem, was EPICA so ausmacht. "Code Of Life" hat in mir eine extrem hohe Erwartung aufgebaut, denn der ganze Aufbau ist pure Ekstase. Ich fühle mich, als wäre ich inmitten eines "Die Mumie" Films, was den Instrumentalanteil angeht. Der Song nimmt sich ordentlich Zeit für den Aufbau, doch der Beginn ist und bleibt das einzige Highlight des Songs. Der Rest ist für EPICA-Verhältnisse völlig austauschbar und vor allem die Hook geht fast komplett an mir vorbei. Im Normalfall werde ich bei den Refrains der holländischen Kombo mitgerissen, doch hier tut sich einzig und allein Gleichgültigkeit auf. In mir tut sich der Drang auf, den Song einfach zu skippen...

"Freedom - The Wolves Within" macht diesen Ausrutscher zum Glück vergessen, denn der epische Beginn samt Chor stellt bei mir jegliches Haar auf, im positiven Sinne. Die Strophen bleiben erdig, integrieren aber immer wieder den markanten Chor. Zu Beginn bin ich davon ausgegangen, dass der vom Chor vorgetragene Part die Hook verkörpert, doch diese Annahme war falsch. Die Hook wird von Simone interpretiert und hat auch definitiv das Nachsehen im Vergleich zum Chorpart, was die Intensität angeht. Ist allerdings halb so wild, da besagter Part öfters eingestreut wird. "Kingdom Of Heaven Part 3" markiert erwartungsgemäß den Longtrack der Platte und implementiert natürlich jegliches virtuoses Element, das der Band in die Hände gefallen ist. Chorparts reihen sich an Growls, schwindelerregende Instrumentalparts sorgen für den ein oder anderen Stauner und Simone zeigt einmal mehr, warum sie eine der Besten ihres Fachs ist. Dennoch ist es mir fast schon TOO much und in sich geschlossen verliert der Song ein wenig den roten Faden. Musikalisch ist das Königsklasse, aber mir fehlte hier und da tatsächlich die Aufmerksamkeitsspanne für das gesamte Spektrum des Songs, was ihn keineswegs schlecht macht. Mit "Rivers" entschleunigt dann die erste und einzige Ballade des Albums, die nur von seichten Streichern und Piano begleitet wird. Wenn es ganz still wird, kann Simone am meisten glänzen und hier ist das ein oder anderte Tränchen definitiv ganz nah. "Synergize" ist dann ohne jeden Zweifel das absolute Energiebündel der Platte und möchte dem Hörer am liebsten ein paar harte Schläge in die Magengrube verpassen. Keine Sorge, EPICA haben einen viel zu starken Hang zur Melodie und möchten den Genuss natürlich nicht überstrapazieren. Hier gefällt mir vor allem die unscheinbare Hook, die sich bestens einordnet in dieses energiegeladene Gerüst des Songs. Es ist schön, wenn die Hook mal nicht alles für sich beansprucht, sondern dem Rest des Songs genügend Raum gibt. "Twilight Reverie" bleibt dann bodenständig, bietet mir aber keine überzeugenden Argumente. In EPICA-Gefilden tatsächlich eher ein 08/15 Song, den ich schon bedeutend besser von ihren gehört habe. Leider schafft es auch der Titeltrack nicht, mich abzuholen und fällt für mich persönlich in die Belanglosigkeit ab. Einzig und allein das Instrumental ist erneut überragend, aber Simones Vocals wollen einfach nicht in Mark und Bein übergehen. Während die Strophen zumindest noch eine gewisse Spannung zu erzeugen wissen, fällt die Hook völlig ab und bietet keinerlei Wiedererkennungswert.

Das größte Problem von "Omega" ist am Ende der Umstand, dass die letzten zwei Alben in ähnlicher Manier fast alles besser gemacht haben und nach vier Jahren der eine Schritt nach vorn fehlt, der mich staunend zurücklässt. Einige Songs sind wirlich absolut grandios, andere aber wiederum wirken fast schon wie B-Seiten. Wenn ausgerechnert EPICA es nicht schaffen, markante Hooks zu schreiben, dann ist was schief gelaufen in den letzten vier Jahren. Klar, die Erwartungshaltung war einfach enorm und "Omega" ist auch mitnichten ein schlechtes Album, aber es reicht einfach nicht aus, um in der Liga mitzuspielen, in die ich EPICA höchstselbst schon hochgehievt habe. 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Sonata (08.09.2021)

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