AXEL RUDI PELL - Diamonds Unlocked II

Artikel-Bild
VÖ: 30.07.2021
Bandinfo: AXEL RUDI PELL
Genre: Melodic Hardrock
Label: SPV / Steamhammer
Lineup  |  Trackliste

AXEL RUDI PELL waren schon immer eine ziemlich produktive Band, daher wundert es nicht so wirklich, dass die zusätzlich verfügbare Zeit durch weggefallenen Live-Auftritte in Studioarbeit gesteckt wird. Allerdings bekamen Fans der Band ja schon im vergangenen Jahr mit dem Top-5-Album „Sign Of The Times“ die volle Packung neuer ARP-Songs. Ein neues Live-Album ging logischerweise auch nicht, also blieb quasi nur ein neues Coveralbum. Und damit die Fortsetzung von der ersten ARP-Coveralbums „Diamonds Unlocked“ von 2007. Eine Maßgabe von „Diamonds Unlocked II“ war nach den Worten des Wattenscheider Bandkopfs eine hohe Homogenität der Songs zueinander: „Ohne uns auf die Schulter klopfen zu wollen, aber man kann das Album sehr gut am Stück durchhören.“ Tatsächlich kann man dem leicht zustimmen, da die Songs allesamt einen starken ARP-Anstrich erhalten haben. Soll heißen: Die Songs sind so umgesetzt, dass sie klingen als seien sie aus der Feder der deutschen Hardrock-Institution. Und nicht wie eine Anderreihung verschiedener, stilistisch unterschiedlicher Songs. Was sie im Original sind: Von Hard Rock der 70er (RAINBOW – „Lady Of The Lake“) und 80er (SAMMY HAGAR – „There’s Only One Way To Rock”), über Swing (PAUL ANKA –  „She`s A Lady“) und Pop-Rock (CHRIS NORMAN – „Sarah (You Take My Breath Away)“), bis hin zur Country-angehauchten Ballade „Room With A View“ von TONY CAREY oder Pop von ABBA mit „Eagle“ geht die Bandbreite der ausgewählten Songs.

Wie immer bei Coveralben wird es stark auf den persönlichen Geschmack ankommen, ob man die neuen Versionen goutieren kann oder doch die tradierten, bekannten Songstrukturen bervorzugt. Auf jeden Fall haben AXEL RUDI PELL die Songs nicht nur nachgespielt, sondern auf ihre Art interpretiert. So machen Coveralben Sinn, denn so können einem eigentlich bekannten Song neue Facetten abgewonnen und damit neuer oder anderer Reiz verliehen werden. Selbst beim wohl schon hunderte Male gecoverte „Paint It Black“ der ROLLING STONES schaffen es ARP, ihre Trademarks einzuweben, am deutlichsten durch das sehr coole Hammond-Orgel-Solo.

Die größte Überraschung ist der Teenie-Punkrock-Song „Rock’N’Roll Queen“ (THE SUBWAYS, 2005). Pell sagt dazu: „Ich fand den Song immer gut und habe ihn erst neulich noch im TV gehört. Wir haben den Punk etwas reduziert, die geschlechtslosen Gitarren etwas molliger und daraus eine Heavy Rock-Hymne gemacht.“ Nunja, kann man auch anders sehen. Der Song funktioniert im Original eigentlich nur aufgrund der pickligen Nervosität und semiprofessionellen Unfertigkeit der Tennie-Combo. Als Hard-Rock-Song tönt er nun eher austauschbar. Insgesamt sind die ausgewählten Songs recht zahm, richtig gerockt beziehungsweise mit mehr Schmackes geht’s nur bei „There’s Only One Way To Rock” zu und mit Abstrichen noch bei „Lady Of The Lake“ (dazu Pell: „Rainbow haben den Song unverständlicherweise nie live gespielt, wir haben uns an der Demo-Version der Deluxe-Auflage orientiert und ihn mit Ausflügen im typischen ARP-Stil garniert.“). Letztgenannter Song ist im Gegensatz zu den anderen Coverversionen sehr nah am Original. „I Put A Spell On You“ (SCREAMIN' JAY HAWKINS, 1956) ist das älteste Lied auf dem Album, bekannt durch die CCR-Version. „Die hat mich beeinflusst. Ich habe ein Solo ergänzt; bei dem habe ich mich von Frees Paul Kossoff (R.I.P.) inspirieren lassen, mein persönliches Lieblingssolo“, lässt sich Pell zitieren.

Unterm Strich ist „Diamonds Unlocked II“ für Fans von AXEL RUDI PELL sicherlich ein Pflichtkauf, auch wenn es gern noch etwas mehr Mut bei der Songauswahl hätte haben dürfen. So wirkt es manchmal wie eine Fingerübung, wenn auch sehr gekonnt und durchaus lässig. Aber nun gut, die Scheibe soll ja auch nur die Wartezeit bis zum nächsten Langspieler mit folgender Tournee von ARP verkürzen. Das nächste Album ist für Frühjahr 2022 anberaumt.



Ohne Bewertung
Autor: Tobias (28.07.2021)

ANZEIGE
ANZEIGE