MINDPATROL - Ikaria

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VÖ: 04.06.2021
Bandinfo: Mindpatrol
Genre: Progressive Metal
Label: Green Zone Music
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Lineup  |  Trackliste

MINDPATROL stammen aus Luxemburg und waren mir bislang zugegeben völlig unbekannt. Auf "Ikaria", ihrem mittlerweile bereits vierten Album, wird nicht gekleckert sondern geklotzt. Ich zitiere hierzu aus der Presse-Info: 

"Ikaria ist eine futuristische Stadt, in welcher die Menschheit mittels Gedanken-Monitoring alles Unmoralische von sich abkapselt. Als Paradies konzipiert, macht die absolute Sicherheit in Ikaria deutliche Einschnitte in die Freiheit des Einzelnen erforderlich. Bei der gehörlosen Myra springt das Gedanken-Monitoring dagegen nicht an, weshalb sie völlig frei in ihrem Handeln ist. Bald jedoch klebt Blut an den Händen der jungen Frau, die ihren Mitmenschen im Grunde nur ihre Freiheit zurückgeben will. Einmal mehr stellen MINDPATROL ihrem narrativen Schwergewicht einen deutschsprachigen Roman zur Seite. Dieser wurde von Sänger Luc François verfasst und ermöglicht ein tieferes Eintauchen ins Geschehen. " (...)

Puh das klingt nach Deutsch-Stunde und ich gebe zu, dass ich das dem Download beigefügte 400-seitige (!) Pdf-Dokument mit besagtem Roman nun nicht durchgearbeitet habe. Aber dennoch Hut ab für so ein ambitioniertes multimediales Projekt.

Wir konzentrieren uns jetzt aber einmal primär auf die Musik:

Hier gibt es eine Mischung aus standesgemäßem Prog, der - dem Genre entsprechend - sicherlich nicht mit ein paar oberflächlichen Hördurchgängen fassbar ist und einem Schuss melancholischen Death Metal. Die Vocals werden von nicht allzu grunzigen Growls und abwechselndem Klargesang bestimmt, den man auch vom "Modern Metal" der 2000er aufwärts kennt. Die meisten Songs bewegen sich für Progverhältnisse in überschaubarer Länge, erst die letzten beiden Stücke reissen die Sieben- bzw. Elfminutenmarke. 

An manchen Stellen mit Klargesang erinnern die Jungs mich ab und an härtere GHOST, da geht es dann durchaus sphärisch zur Sache, ehe man wieder in den Cookiemonster-Modus wechselt.

Mit "Stainless White" hat sich sogar ein kleiner "Hit" eingeschlichen, für den eingängigsten Song des Albums gibt es auch ein Video:

                             

Das restliche Album muss man sich dennoch etwas erarbeiten. Nebenbeihören ist da fast verboten. Ruhigere Songs a'la "Unsung Healing Song", das stampfende "Terminus" oder das im Refrain lässig dahingegrunzte "Guilt"  (sogar mit Piano-Part am Ende) liefern jedoch genügend Abwechslung, um die Lust auf die eingehendere Beschäftigung  mit "Mindpatrol" zu wecken, da ja mehrere Zielgruppen mit einer großen Schnittmenge angesprochen werden sollen.

Es fehlt zwar auch nach mehrfachem Hören der absolute Übersong aber das Niveau ist durchaus hoch: Instrumental sowieso, die Produktion ist transparent und gut ausgewogen druckvoll und der Gesang ist hier wie immer Geschmackssache.

"Mindpatrol" ist sicher nichts für den Fast-Food-Metaller der schnellen Unterhaltung, dennoch haben die sympathischen Luxemburger hier einen gutklassigen Langdreher vorgelegt, der sich im Zusammenhang mit dem Roman wohl noch zu einem richtigen Gesamtkunstwerk entwickeln kann. Ob sich da der Hörer in den schnellebigen 2020er Jahren noch darauf einlässt bleibt jedoch abzuwarten!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Martin Weckwerth (15.09.2021)

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