CLIVE NOLAN - Song Of The Wildlands

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VÖ: 14.05.2021
Bandinfo: CLIVE NOLAN
Genre: Progressive Rock
Label: Crime Records
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Lineup  |  Trackliste

Zuallererst muss ich gestehen, mich mit CLIVE NOLAN nicht wirklich beschäftigt zu haben. Laut seinen biographischen Bekenntnissen muss er ein keltischer Druide, wenngleich er das nie bestätigte, mit weitreichenden Kenntnissen bezüglich Alchemie, Geschichte, Medizin, Komposition und vieles mehr sein. Bei ersten Mal durchhören seines neuesten Werkes, „Song oft he Wildlands“, erinnerte mich der Duktus sehr an eine Rock-Oper und siehe da, CLIVE NOLAN verfasste bereits mehrere Musicals, Opern und von der Vielzahl anderer Großtaten bei diversen Bands wollen wir hier gar nicht anfangen.

Clive Nolan bugsiert die Geschichte mit dem Intro „The Story Begins“ ehest in die richtige Richtung. Er kündigt eine epische Reise in 15 Kapiteln an, die Beowulf gewidmet sein wird. Beowulf ist ein frühmittelalterliches Heldengedicht, in Stabreimen verfasst, das 3182 Verse umfasst. Für die nicht mehr EU-Mitglied seienden Briten ist Beowulf eine große Sache.  Dabei klingt NOLAN wie ein Herold, der Geschichte über Ritter und Edelfrauen zum Besten gibt, ordinäre Witze anstimmt, oder einfach nur neues aus der Kunde der Heraldik preisgibt.

Kurzfassung: „Song of the Wildlands“ ist ein Konzept-Album, das die gesamte Geschichte Beowulfs vertont.


Wirklich interessant daran ist, das CLIVE NOLEN ohne Erbarmen diese Duktus von Anfang bis Ende durchzieht, das heißt, jedes Abenteuer wird angekündigt, und um die Vorstellungskraft von Protagonisten zu erhöhen, werden die Worte des Erzählers durch anlegende Schiffe, Kriegsgeheul, Kriegsgetrommel, usw. unterfüttert. Was sofort ins Ohr geht: Der Erzähler ahmt sozusagen den Akzent nach, wie jemand, der Beowulf begleitete, wohl gesprochen haben musste, obwohl, ähnlich dem Mittelhochdeutschen, dann hierbei doch ein größerer Unterschied besteht, als CLIVE NOLEN uns weismachen will, aber das tut der Sache keinen Abbruch. Und ja, altenglische Ausführungen fließen ebenfalls ein, das etwa 450 bis 1200 zu datieren ist. Die Tonleitern der mittelalterlichen Skalden wurden ebenfalls nachgeahmt. Episch ist das Adjektiv, das diese Reise wohl am besten determinieren würde.

Die Verschränkung einer epischen Geschichte klappt am besten, wenn eine kongruente musikalische Ausformung dargeboten wird. CLIVE NOLAN zeigt hier, dass er kein 0815-Hard-Rock-Komponist ist (Was immer das ist.), sondern, durchaus auf dem Gebiet orchestraler Umsetzung ein Heimspiel findet.

Die Gesamtheit der plastischen Ausformung dieses epochalen Stoffes legt den Schluss nahe, dass CLIVE NOLAN eigentlich ein Theaterstück schreiben wollte, weil dieser Teufelskerl zwischen vielen Stühlen sitzt, wurde daraus „Song of the Wildlands“. Das Theaterstück bzw. Musical feiert Premiere im Kopf der jeweiligen Hörer.

Wer Mittelalterfeste als fixer Bestandteile seiner Freizeitgestaltung zulässt, dürfte bei diesem Longplayer gut aufgehoben sein. Das Flair ist ein ähnliches. Gebratene Mandeln werden aber mit der Plattenlieferung nicht eintrudeln, dazu empfiehlt der Rezensent, eine umliegende Burg nach Wahl zu erklimmen.

Schlussendlich besiegte unser kleiner wackerer Beowulf den Drachen Grendel, alle sind glücklich und zufrieden, ein Festmahl, bei dem sich die Tische biegen, wird ausgestattet, die Krone zwickt und zwackt zwar auf dem Schädel, aber sei`s drum.

Leider muss auf einen glorreichen Sieg eine vernichtende Niederlage folgen, so will es das ungeschriebene Gesetz des Ritterdaseins.  Ein seit Jahrhunderten schlafender Drache erwacht, worauf Beowulf mit elf Mannen zur Höhle des Ungetüms aufbricht. Tja, wenn wir ein Auge auf den europäischen Fußball werfen, ist elf eine Zahl, mit der wohl viele Engländer etwas anfangen können. Der schmucke Held wollte wohl den Ruhm alleine abstauben und so begibt er sich allein in die Höhle des Löwen, ähm, Drachens. Teamwork, Mann. Das nimmt kein gutes Ende.  Beowulf, tödlich verwundert, illuminiert seine letzte Reise ins Reich der Schatten herbei. Sein Leib wird den Flammen übergeben.

Fazit: CLIVE NOLAN erweist sich als Garant einer ausgewogenen stilsicheren musikalischen Ausarbeitung, bei der Geschichte wie Musik zu einem güldenens Vlies verwoben wurden, eine stimmige Einheit bilden.  Für die vielen Gastmusiker/innen muss CLIVE NOLAN ebenfalls das richtige Händchen beeidet werden. In Zeiten nicht stattfindender Kelten/Ritter/Wikinger-Feste ist „Song fort he Wildlands“ genau das richtige Rezept, um diese Stimmung einzufangen.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Richard Kölldorfer (18.05.2021)

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