NORDJEVEL - Fenriir

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VÖ: 07.05.2021
Bandinfo: NORDJEVEL
Genre: Black Metal
Label: Indie Recordings
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Wer rastet, der rostet. NORDJEVELs Zweitwerk "Necrogenesis" hat inzwischen schon zwei Jahre auf dem Buckel und da sich die Touroptionen noch immer auf ein Minimum beschränken, muss man als Band anderweitig nach vorne schauen. Während ein neuer Dreher bereits in der Mache ist, lassen die nagelbewehrten Norweger zwischendurch mit ihrer passend betitelten EP den Fenriswolf von der Leine, um gebührend auf das bevorstehende Spektakel einzustimmen.

"Fenriir" besteht aus fünf Tracks, davon ein zukünftiger Albumtrack, zwei Exklusivsongs, eine Coverversion und eine Livenummer. "Gnawing The Bones", das auch auf dem nächsten Langspieler enthalten sein soll, bewegt sich von den neuen Songs am deutlichsten im aggressiven, schwedisch geprägten Fahrwasser von "Necrogenesis" und sorgt mit seiner NORDJEVEL-typischen Gitarrenarbeit für eine vertraute Atmosphäre. "Fenriir" und "Rovdyr" - die nur auf der vorliegenden EP zu hören sind - gehen es melodischer, verspielter und stellenweise ("Fenriir") sogar ein stückweit viking-mäßiger an (was in Anbetracht des kleinen Ausflugs in die nordische Mythologie nur plausibel erscheint). Passend dazu illustriert das unfreiwillig lustige Coverartwork, wie der namensgebende Mythenwolf einem Geistlichen sinnenfreudig den Predigtenspeicher formatiert.

Mit ihrem "Fallen Angel"-Cover erweisen NORDJEVEL einer der ganz großen Kult-Instanzen diabolischer Kunst (POSSESSED) die Ehre. Hörbar angeschwärzt, mit schneidenden Riffs, rasender Blasterei und minutiöser Präzision hebt sich die Neuinterpretation deutlich von ihrem rumpelnden Traditions-Vorbild ab. Sie schlägt damit aber umso geschickter die Brücke zwischen beiden Bands und Genres, worauf der historisch unbewanderte Hörer die Nummer glatt für einen NORDJEVEL-Song halten könnte. Kann man sich gefallen lassen! Die Liveversion des "Nordjevel"-Tracks "Det Ror Og Ror" belegt eindrucksvoll die Bühnenqualitäten der Band und besticht überdies mit einer ausgesprochen guten Qualität...

...abgesehen vielleicht von den offenbar getriggerten (Bass-)Drums, die für meinen Geschmack ein wenig nach Mülltonnen-Prügelei klingen. Ein Schlagzeuger vom Format Dominators hätte solche Spielereien eigentlich gar nicht nötig...insofern wirkt der klinische Artilleriesound gleich in zweierlei Hinsicht befremdlich. Womit wir auch beim zentralen Manko der aktuellen EP wären. Der Trend geht bei NORDJEVEL schon länger in Richtung steriler Schlagwerke, doch auf "Fenriir" ist dieser Effekt arg überzogen. Denn obwohl der Gesamtsound durchschlagender, runder und voluminöser geworden ist als auf "Necrogenesis", nervt die getriggerte Doublebass spätestens dann, wenn sie alleine rödelt. Das klingt dann nicht nach nordischer Kälte, sondern eher nach einer Nähmaschine, die an Überspannung krepiert, nach Knölleruper Klorohr-Entstopfung oder nach vergewaltigten Tupperdosen. Wäre hier etwas mehr Leben in der Kiste, wäre die Sache klangtechnisch allerdings nahe an der Perfektion.

Abgesehen von besagtem Makel im Sound ist "Fenriir" unterm Strich eine runde Sache. Abwechslungsreich komponiert, gut durchdacht und mit einer äußerst unterhaltsamen Coverversion abgerundet, bietet der Zwischenstopp (beinahe) ungetrübten Spaß, mit dem man sich guten Gewissens die Gehörgänge flambieren darf. Und wer weiß...vielleicht wird's zum nächsten Album doch noch was mit dem Drumsound?



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (03.05.2021)

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