TO THE GRAVE - Epilogue

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VÖ: 16.04.2021
Bandinfo: TO THE GRAVE
Genre: Deathcore
Label: Unique Leader Records
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Lineup  |  Trackliste

Zu Beginn möchte ich zunächst meinem Kollegen Sonata beipflichten: An BRAND OF SACRIFICE und ihrem sensationellen Album "Lifeblood" wird in diesem Jahr höchstwahrscheinlich keine Band im Deathcore vorbeikommen. Ich befasse mich abseits der üblichen Vertreter zwar nicht mehr allzu viel mit diesem Genre, weil ich mittlerweile einfach zu häufig von austauschbaren Kopien und mäßig talentierten Künstlern enttäuscht wurde, doch die Kanadier konnten mich mit absurd gutem Songwriting und einem biestischen Kyle Anderson am Mikrofon rasch von sich überzeugen. Also machte ich mich doch mal wieder auf die Suche und entdeckte nur wenig später die Australier TO THE GRAVE, deren zutiefst humanitärer Ansatz einen wahren Menschenfreund wie mich direkt infizierte. Dieses Quintett war mit seinem Album "Global Warning" (2019) offensichtlich so unzufrieden, dass man sich kurzerhand dazu entschied, den Sound komplett zu überarbeiten, diesem Ergebnis sieben bzw. acht (inkl. Cover-Version von MY CHEMICAL ROMANCEs "The Ghost Of You") neue Stücke beizufügen und daraus dann einen "Epilogue" zu machen. 

TO THE GRAVE positionieren sich mit Songtiteln wie "Holocaustralia: Global Warning", "Ecocide", "Seven Billion Reasons Why" oder auch "Miserable" eindeutig, thematisieren dabei nicht nur die verheerenden Waldbrände in ihrer Heimat, sondern auch den menschlichen Umgang mit dem Planeten im Allgemeinen. Die Vehemenz und Ausdruckskraft in den Lyrics erinnert an die jüngeren Werke von CATTLE DECAPITATION...

First came the flames, then came the floods
Not from the rains but from tears and their blood
We'd fix the drought if we cut out our tongues
Don't say that you weren't fucking warned.

... und wird mit einem apokalyptischen Soundtrack unterlegt, den man auch für den neuesten Ableger des Videospiel-Klassikers "Doom", nämlich "Doom Eternal", hätte verwenden können. Tiefergestimmte Gitarren donnern gemeinsam mit dem Bass überwiegend im Downtempo-Bereich, Sänger Dane Evans gurgelt in verschiedensten Tonlagen bitterböse Zeilen in das Mikrofon und mit jedem Schlag auf das Drumkit entsteht irgendwo ein Krater in der Schädeldecke. Wer auf HUMANITY'S LAST BREATH aus Schweden steht, macht mit TO THE GRAVE und "Epilogue" sehr wenig falsch, doch es gibt abseits des Abgrundes auch "lichte" Momente, in denen die Leadgitarre VILDHJARTA und ihren atmosphärisch-düsteren Djent auf "Måsstaden" reminiszieren, als wäre man plötzlich in einem alternativen, völlig verzerrten Universum dessen, in dem die Traumstadt lichterloh in Flammen steht, gefangen.

Besonders abwechslungsreich ist "Epilogue" also nicht, doch die schiere Wucht und vor allem auch die ehrliche Wut, mit der TO THE GRAVE den Hörer attackieren und überrollen, trägt diesen 63-minütigen und 19 Songs starken Tag des jüngsten Gerichts quasi von alleine. Da genügen ein paar elektronische Samples, Leadmelodien und kurzweilige Uptempo-Passagen völlig, um das insgesamt sehr gute Album nicht zu eintönig zu gestalten. Man darf gespannt sein, was diese fünf Australier in Zukunft noch auf die Beine stellen werden.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (21.04.2021)

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