FLAMMENKVLT - Zeitenwende

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VÖ: 14.06.2021
Bandinfo: FLAMMENKVLT
Genre: Black Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Der umtriebige M.M. (SCARGOD, SHADOW`S GREY, A GHOST NAMED ALICE) ging mit der Idee schwanger eine Black Metal EP zu erschaffen, in der in jedem Song eine Rede enthalten sein soll, (gut, nicht ganz, beim dritten Song ist es nur ein Satzfetzen), eine bedeutende Rede die den Songs eine gewisse Grundstimmung mitgeben soll. M.M. möchte das Positive sehen, aus der Sicht der Opfer denken, gegen sinnlose Gewalt und politische Extremismen, gegen religiösen Wahnsinn. Mörder, Vergewaltiger, Blender haben in der Welt nichts zu suchen und M.M. möchte aufzeigen, dass es Musiker gibt, die diese Art von Verbrechen nicht tolerieren. Starke Ansage und vor allem im Black Metal - Genre sehr mutig, wenn man bedenkt, welche Sachen dort bisweilen thematisiert werden. 

"Pride is the absence of shame", heißt es zum Schluss des ersten Songs, der wohl einen heftigen Missbrauchsfall thematisiert, welcher auch in einer spoken word - Passage vom Opfer selbst beschrieben wird. Der Song ist garstiger Black Metal mit leichten Post-BM-Einflüssen (direkt nach dem Opfer-Interview), richtig hart sind aber die Aussagen des Mädchens (der jungen Frau). Das macht betroffen, aufgrund der Tatsache, dass man gar nicht weiß, wer es ist, wann es passiert ist und wie es der Frau jetzt geht sieht man (jedenfalls mal ich) völlig hilflos in einem Black Metal - Song gefangen, der musikalisch einwandfrei ist, allein, die Thematik ist härter als der Song selbst. Ich könnte das Lied als sehr gut bezeichnen, wenn man mich auf eine Bewertung festlegen lässt. 

Höchstmusikalisch geht es mit "The Inner Fire" weiter, hier zeigen alle Instrumente auf (auch ein programmiertes Schlagzeug muss einmal so hinbekommen!), das Songwriting ist einwandfrei und als Thema hat man sich wohl den brutalen Rechtsruck in der westlichen Welt (mein Review - meine Meinung!) ausgesucht. Auch hier gibt es einen, nennen wir es so, Monolog. Diesmal ist es Diktator Adenoid Hynkels "I´m sorry, I never wanted to be a dictator"-Ansprache aus dem Film "The Great Dictator" in der der Diktator plötzlich erkennt, was er angestellt hat. Eine grandiose Rede aus einem ebensolchen Film, den Chaplin als Reaktion auf Hitler im Jahr 1940 gedreht hat. Man sollte dieses Werk einigen Staatenlenkern als Pflichtprogramm vorschreiben. Der Song hat auch wieder einen kleinen Post-Metal-Anteil und wirkt ebenso wie die beiden anderen trotz all der Wechsel, der spoken word-Passagen und der Ambientteile (im dritten Song "Cold Crippled Tongues Of Fear" eröffent ein solcher das Lied) und des eher heterogenen Songwritings durchaus stimmig. Man hat sich offensichtlich Gedanken gemacht.

"Cold Crippled Tongues Of Fear" gibt sich anfangs fast ein wenig industrial, die Stimme ist etwas angezerrt und mit einer weiteren Voice, diese klagend unterlegt, die mich sehr anspricht. Auch sei hier der Gitarrensound angesprochen, der Black Metal typisch agiert aber anständig heavy ist. Kein Rasierapparat, schöner Tritt ins Gemächt. Der Song ist trotz seines Abwechslungsreichtums sehr eingängig und tritt mächtig Butt. Die Blastdrums klingen etwas künstlich, aber bei programmiertem Schlagzeug ist auch irgendwann einmal Ende mit warmem, analogem Sound. Stört aber nicht wirklich, sondern gibt FLAMMENKVLTS Musik eine zusätzliche Facette. Worum es in diesem Song geht, weiß ich leider nicht (eine Rückfrage an M.M. ergab, dass es sich hier um den Genozid an den Native Americans handelt - Anmerkung des Red.), so genau konnte ich den Vocals nicht folgen, wir haben es aber mit einem erneut mindestens gutklassigen Teil zu tun. 

Kurzum, drei Songs, 27 Minuten, jede Sekunde ist gut. Das Album macht Lust auf mehr.

 

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (09.06.2021)

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