:NODFYR: - Eigenheid

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VÖ: 05.03.2021
Bandinfo: :NODFYR:
Genre: Pagan Metal
Label: Van Records
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Lineup  |  Trackliste

Wenn ich die Genrebezeichung Pagan Metal lese, frage ich mich dabei desöfteren, wie ich diesen überhaupt definieren würde und welche Bands wohl prägend dafür waren oder auch weiterhin sind. Das liegt auch daran, dass er, dieser sogenannte Pagan Metal, in der Konsequenz also doch wieder auf gesunde Normalgröße zurückgeschrumpft ist, während er zeitweise mit den allseits bekannten Folk-Metal-Vertretern ungefähr zwischen 2000 und 2010 bei bierseliger Atmosphäre seine Hochphase in überfüllten Konzerthallen sowie oftmals gar auf gewaltigen Festivalbühnen genoss und kaum noch vom Gedudel zu separieren war. Einen großen Schaden hat das Subgenre nicht davongetragen - das Gegenteil ist der Fall: eine überwiegende Mehrheit der Künstler komponiert wieder ernster und authentischer. Ein gutes Beispiel dafür ist Joris van Gelre, der einst mit HEIDEVOLK, die, so ehrlich muss man allerdings auch sein, nie so richtig zu den Wald-und-Wiesen-Schunklern gezählt werden konnten, in ebenjenem Zeitraum schnell an einen hohen Bekanntheitsgrad gelangte, sich dann aber nicht nur für kratzigen Black Metal - also WEDERGANGER und BEZWERING - entschied, sondern auch für :NODFYR:, die auf ihrer Debüt-EP "In een andere tijd" (Release: 2017) mit bodenständigem Pagan Metal überzeugten. Dachte man längere Zeit, dass dies die einzige Veröffentlichung des Trios bleiben könnte, folgte vor kurzem die Ankündigung, dass das Debüt-Album "Eigenheid" am 5. März via Ván Records erscheinen würde.

Und damit können wir den Eingangsgedanken dieser Rezension auch schon wieder abschließen, denn ebendieses "Eigenheid" ist sozusagen die Definition, der Prototyp des Pagan Metal. :NODFYR: repräsentieren auf diesem großartigen Werk wirklich alles, was ich persönlich mit Pagan Metal verbinde: Authentizität, Atmosphäre und angeschwärzten Metal.

1) Authentizität: Auf "Eigenheid" geht es nicht um Odin, Thor und dergleichen, sondern, wie der Albumtitel bereits verspricht, um Identität und Charakteristika, um Kultur und Geschichte aus der Region, dem Gelderland. Das macht sich nicht nur in der Lyrik bemerkbar, sondern auch im charismatischen Klargesang und der Instrumentierung. In "Gelre, Gelre" wird so beispielsweise mit mehrstimmigem Gesang gearbeitet, in "Nagedachtenis" kommt eine Flöte zum Einsatz, und das Interludium "Driekusman" ist mit Akkordeon- und Streicher-Einsatz versehen.

2) Atmosphäre: Agieren :NODFYR: nicht mit solchen Instrumenten, webt das Keyboard seine Schwaden über das metallische Fundament, ohne zu sehr zu dominieren. Besonders in "Mijn oude volk", "Bloedlijn" und "Zelf" entstand dadurch der Konjunktiv, dass FALKENBACH und Fenriz' ISENGARD wohl in etwa so geklungen hätten, kämen ihre Schöpfer aus den Niederlanden. Auch OTYG und STORM sind nicht allzu fern. Man kann also bestätigen, dass :NODFYR: ihre eigene Nische entdeckt und besetzt haben.

3) Angeschwärzter Metal: Auch ohne all die zusätzliche Detailarbeit ist "Eigenheid" ein sehr harmonisches Album, dessen hybrides Riffing zwischen Black, Folk und Heavy sowie dem songdienlichen Schlagzeugspiel der ideale Grundstein für sieben fantastisch komponierte Stücke ist. Die organisch-erdige Produktion und der Kreisch-Verzicht komplementieren das.

Fazit? Ganz klar: "Eigenheid" ist in seiner gesamten Umsetzung von Klangästhetik bis hin zum Artwork ein starkes Werk mit autarker Persönlichkeit. Manchmal ist es verträumt und geradezu idyllisch, manchmal ist es harsch und düster. Manchmal ist es folkig und verspielt, manchmal ist es einfach nur wuchtig und geradlinig. Dazwischen findet man aber auch eine Konstante, nämlich die stete Immersion, die einen in eine andere Welt mitnimmt. Von genau solchen Alben und Bands wie :NODFYR: lebt der Pagan Metal, nein, er geht durch sie regelrecht auf, entfaltet sein volles Potenzial.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (02.03.2021)

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