KRAYENZEIT - Von Staub und Tränen Teil 1: Aus der Asche

Artikel-Bild
VÖ: 22.01.2021
Bandinfo: KRAYENZEIT
Genre: Folk Rock
Label: Trisol
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

KRAYENZEIT aus Deutschland wurden bereits 2015 mit ihrem Debüt „Auf dunklen Schwingen“ vorstellig, welches vom Rezensenten einigermaßen wohlwollend aufgenommen wurde und wo der aus Ludwigsburg stammenden Gruppe durchaus Potenzial zugestanden wurde. Danach verschwanden KRAYENZEIT vom Stormbringer-Radar und tauchen nun mit ihrem fünften Werk wieder aus der Versenkung auf. Und was auch immer in der Zeit zwischen dem Debüt und „Staub und Tränen Teil 1: Aus der Asche“ passiert ist, es war vermutlich nicht das Allerbeste.

Dem Rezensenten entfährt ein spontanes „Jössasmaria!“, als der Opener „Wir sind Geschichte“ nach dem dramatischen und spannungsgeladenen Intro, das ordentlich Bock auf zackig-metallische Riffs macht, loslegt. Fröhlich-punkiges, sehr höhenlastig produziertes Gefiedel, welches nach dem druckvollen Versprechen des Intros regelrecht kraftlos klingt. Über den deutschrockig geprägten, liebevoll-schrägen Gesang kann man gerade noch so hinweg sehen, aber dann gleich in den ersten beiden Songs (das folgende „Neue Helden“ übernimmt Volley) von den allerplattesten „Ohohoh“-Chören empfangen zu werden, schmälert die Lust auf die Platte doch gleich deutlich.

Dabei kann „Die Rabenfänger“ im Anschluss mit durchaus powermetallisch anmutender Härte und sukzessive gesteigerter Geschwindigkeit punkten, wenngleich auch der Gesang nicht immer ganz astrein wirkt. Der Titeltrack „Staub und Tränen“ hält dann erstmals das breitwandige Versprechen des Intros und man ist versucht zu glauben, das Album beginnt nach dem punkigen Beginn jetzt mit deutlich satterer Produktion richtig Fahrt in Richtung episch-metallischer Gefilde aufzunehmen. Tatsächlich ist „Staub und Tränen“ ein richtig stark strukturierter, abwechslungsreicher Titel mit mitreißendem Spannungsbogen – wenn der Gesang nicht wäre. Einerseits werden die hohen Noten nur mit sichtlicher Mühe und auch dann nur eher schmerzhaft erreicht, andererseits driftet der Versuch, die Intonation möglichst episch und voll klingen zu lassen, leider in fast schon parodistische Gefilde ab.

Nach der runden Akustik-Ballade „Unsterblich“ steigt „Im Bund der Krähe“ wieder ein wenig aufs metallischer geprägte Gas, kehrt dabei aber wieder zum höhenlastigen Sound und schrägen Gesangsharmonien zurück. „Durch den Sturm“ möchte Epik der Marke SUBWAY TO SALLY mit zackigen Doublebass-Attacken verquicken, während die hier streckenweise in den Vordergrund tretenden weiblichen Vocals die männliche Gesangsstimme in Grund und Boden singen und gar psychedelisch-spacige Klänge in der Bridge dem Hörer ein Fragezeichen auf den Kopf pflanzen.

In „Je länger umso lauter“ darf sich das folkige Instrumentarium (der Rezensent vermutet hier eine Geige, die Produktion macht es nicht so leicht...) so richtig austoben – unabhängig davon, ob es zum punkigen Song, der die geliebten „Ohohoh“-Chöre wieder zurückbringt, passt. Und haben KRAYENZEIT auf „Willkommen im Nichts“ tatsächlich „Out Of The Dark“ verfolkmetallt?! Die Melodie ist schon SEHR nahe an dem FALCO-Klassiker dran, dass man hier noch an Zufall denken möchte. Tragischerweise ist der getragene Titel dann tatsächlich noch mit das Beste, was die Scheibe zu bieten hat, da der Sänger hier zumindest nicht dauerhaft der Versuchung erliegt, die epische Intonation bis ins Groteske zu überzeichnen, wie in der Bridge und im finalen Chorus dann doch wieder der Fall.

Mit „Küss den Frosch“ noch einmal kurz bei den Genrevorreitern SUBWAY TO SALLY bedient (aber leider derb in den Sand gesetzt), kann „Mein Bruder“ im Anschluss hauptsächlich mit wieder etwas besserer Produktion und einer Note SCHANDMAUL („Dein Anblick“?) von sich reden machen. Zum Schluss folgt mit „Schwerelos“ noch eine Piano-Ballade, bei deren Intonation der heimische Stubentiger einmal mehr das Weite sucht.

Nach dem Genuss von „Staub und Tränen Teil 1: Aus der Asche“ ist man in erster Linie gründlich verwirrt. Einerseits von den teils eklatanten Schwankungen in der Produktion, anderseits von den stilistischen Sprüngen zwischen seichtem Deutschrock, durchaus trittstarken (melodischen) Powermetal-Ausritten und beschwingten Folk-Nummern – und natürlich auch von der schwankenden Gesangsleistung, die nicht immer ein wirklicher Genuss für die Ohren ist. Was auch immer KRAYENZEIT auf den vergangenen, leider (oder doch zum Glück?) am Rezensenten vorbeigelaufenen drei Alben gemacht haben, die Performance auf „Staub und Tränen – Aus der Asche“ macht nicht unbedingt Mut, diese Wissenslücke zu schließen. Zumal mit dem aktuellen Album und dessen Zusatz „Teil 1“ baldig folgendes weiteres Material angedroht... angekündigt wird. Liebe Krähen, das war jedenfalls nicht so das Gelbe vom Ei.

 



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (18.02.2021)

ANZEIGE
ANZEIGE