ACCEPT - Too Mean To Die

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VÖ: 29.01.2021
Bandinfo: ACCEPT
Genre: Heavy Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Spätestens nach dem nur noch okayen "The Rise Of Chaos" und dem anschließenden Fortgang von Peter Baltes waren die Abgesänge auf ACCEPT, die die Dortmunder Realkeeper zuvor noch mehr oder minder exklusiv anstimmten, auch in erweiterten Kreisen nicht mehr zu überhören und -lesen. Normalerweise jucken mich derlei Kontroversen nicht mehr sonderlich, muss mir aber dennoch eingestehen, dass der Anschein, es würde sich nur noch um ein Soloprojekt Wolf Hoffmanns handeln, zumindest unterbewusst dazu beigetragen muss, dass mein Interesse an der Teutonenlegende nach "Blind Rage" unaufhaltsam zu schwinden begann. Ob man sich über einen längeren Zeitraum daran aufhängen muss, dass ebenjene Gitarrenlegende in Interviews sehr gerne sich selbst sowie seine älteren und jüngeren Errungenschaften zelebriert, sei dahingestellt, aber es wirkt natürlich schon ein wenig befremdlich, wenn man zu sämtlichen Kontexten scheinbar vom eigenen Glanze hypnotisiert das Wort Ich runterbetet. Warum ich mich dann trotzdem um das neue Album "Too Mean To Die" beworben habe? Möglicherweise deshalb, weil ich aufgrund des Titels ein garstiges Spätwerk erwartet habe, ...

... aber von dieser Vorstellung kann man sich schnell befreien, denn es hat sich wirklich überhaupt nichts verändert. Diesen Vorwurf kann man zwar vielen, insbesondere dienstälteren Bands machen, aber mir geht es dabei gar nicht so sehr um die stilistische Ausrichtung, bei der man ohnehin keine Revolution erwarten konnte. Viel mehr ist es stattdessen das bloße Feeling, dass nach der Re-Union mit "Blood Of The Nations" und in Teilen auch "Stalingrad: Brothers in Death" einfach alles gesagt wurde, was es zu sagen gab, und danach eben munter weiterveröffentlicht wurde, weil der Wind gerade in die ideale Richtung wehte. Keine Frage, auch auf "Too Mean To Die" tummeln sich mit dem Titeltrack, "Overnight Sensation" (die Tonlage des Refrains konnte man bereits vorher erahnen, so berechenbar ist dieser), "Sucks To Be You" und "Not My Problem" unverschämt eingänge Songs, die sich auch langfristig festsetzen können, doch fasst das Werk schlussendlich noch sieben weitere, eher durchschnittliche Titel, darunter u.A. etwa der Boomer-Metal-Opener "Zombie Apocalypse", in dem man sich gefühlte fünf Jahre zu spät über die Smartphone-Generation erhebt, die beliebige Single "The Undertaker", das schnulzige "The Best Is Yet To Come", das auf diesem Album zumindest keine Self-Fulfilling-Prophecy darstellt, und am Ende das völlig unnötige Instrumental "Samson And Delilah", das nicht dem Kontext, sondern eher dem extensiven Ego des Chefs zu dienen scheint.

Damit wäre dann eigentlich auch alles zu "Too Mean To Die" berichtet, was es dazu zu berichten gab. Ja, ACCEPT schreiben unter dem Strich immer noch solide Alben, doch mehr als eine Mischung aus viel Schema F und relativ wenigen Highlights springt dabei einfach nicht mehr raus. Man verzeihe mir die Gotteslästerung, aber eventuell, also nur dann, wenn es auch wirklich niemandem einen Zacken aus der Krone bräche, würde man zukünftig davon profitieren, wenn man die zwei weiteren Gitarristen aus der Statistenrolle entlassen und in das Songwriting aufnehmen würde, um mit frischen Ideen vielleicht doch noch einmal höhere Regionen anzugreifen. Das sagt sich für einen Außenstehenden so leicht daher, ich weiß, und natürlich wird sich auch "Too Mean To Die" wieder wie geschnitten Brot verkaufen und ACCEPT schlussendlich bestätigen, aber mir persönlich ist das zu wenig. Zumal JUDAS PRIEST mit Richie Faulkner auf "Firepower" gezeigt haben, dass man selbst im spätesten Spätherbst der Karriere noch Erfolg haben UND Feuer speien kann.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (25.01.2021)

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