WOMBBATH - Tales Of Madness

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VÖ: 18.12.2020
Bandinfo: WOMBBATH
Genre: Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Dass WOMBBATH nicht mehr zu den ganz jungen Hüpfern gehören, dürfte gemeinhin bekannt sein. Ebenso, dass die Band einige Jahre auf Eis lag und erst seit ihrer Neu-Erweckung um 2014 wieder den Fuß auf's Gaspedal drückt. Seither sind die Schweden wieder eine feste Größe ihres Genres und versorgen die werte Hörerschaft regelmäßig mit neuen Outputs. Der letzte Dreher "Choirs Of The Fallen" erschien erst vergangenen März und doch ist es schon wieder an der Zeit, über ein neues Werk der OSDM-Schmiede zu referieren. Der Anlass ist ein erfreulicher: die Band feiert dieses Jahr ihren dreißigsten Geburtstag und kredenzt uns anlässlich des Jubiläums eine Auswahl neu eingespielter Raritäten und zwei neue Tracks - vereint unter dem Dach eines eigenständigen Langspielers namens "Tales Of Madness".

Nun sind WOMBBATH eine jener Bands, die auch Jahrzehnte nach der Sturm und Drang-Zeit des schwedischen Death Metal noch immer so klingen, als wären diese Tage nie vergangen. Dafür kennt und schätzt man sie und das ist auch gut so. Warum also alte Songs aus den 90ern recyclen, wenn sie am Ende immer doch wieder so klingen wie früher? Nun, das Ganze macht genau dann Sinn, wenn es sich wie angeführt um Raritäten handelt - um Songs, die auf den gängigen Releases der Band nicht vertreten sind und die man nur als beinharter Fetischist kennt...oder wenn man zufällig Håkan Stuvemarks Oma ist. So befinden sich mit "Tales From The Dark Side", "Brutal Mights" und "Unholy Madness" gleich drei von vier Songs des "Brutal Mights" Demos von 1992 unter den Neuaufnahmen und auch die 1994er "Lavatory"-EP wurde mit dem namensgebenden "Lavatory Suicide Remains" gewürdigt - einer unkonventionellen und gut versteckten Perle im Backkatalog der Schweden. "The Grave" ist der erste Song, den WOMBBATH überhaupt geschrieben haben und wurde wie das ebenfalls betagte "Save Your Last Breath To Scream" allenfalls live gespielt und nie veröffentlicht. Zudem darf man betonen, dass die Neuinterpretationen trotz aller Traditionspflege ihren Urversionen entwachsen sind und einen zeitgemäßen, dem Erfahrungsstand der Band angemessenen Charakter entfalten.

Insoweit haben selbst die alten Schinken auf "Tales Of Madness" den Charakter eines Novums. Und weil es sich um Auszüge des Alten (Band-)Testaments handelt, greift Ur-Mitglied Håkan Stuvemark hier selbst zum Mikro. Jonny Pettersson röhrt im Titelsong "Tales Of Madness", wogegen sich in "The Fleshly Existence Of Man" Gitarrist Thomas von Wachenfeldt die Ehre gibt. Die alten Tracks sind mit Ausnahme des akustisch und symphonisch untermalten "Lavatory Suicide Remains" standesgemäßer Elchkult. Und auch die neuen Stücke haben einiges zu bieten. "Tales Of Madness" übt sich in gepflegter Raserei und "The Fleshly Existence Of Man" zeigt die Band von ihrer melodieverliebten und experimentellen Seite. Aber Moment mal - was zum Elchhaufen macht denn die Geige hier im Death Metal?! Eingeschobene Streicher, ein schönes Solo, ein wenig rituelle Beschwörung und ein leichter orientalischer Touch - mit so einer Einlage hätte ich nicht gerechnet. Die ausgefallene Nummer ist nicht nur ein patenter Rausschmeißer; nein, sie zeigt auch, dass alte Schule nicht immer verschlafen klingen muss.

"Tales Of Madness" hat vielleicht nur zwei tatsächlich neue Songs im Gepäck, bietet dafür aber neben 35 Minuten amtlichen HM2-Ergüssen eine wohlüberlegte Auswahl alter Tracks, die vielen Hörern wenig geläufig sein dürften und in der 2020er Version in neuem Licht erstrahlen. Damit walzen WOMBBATH zwar im Prinzip zwei Singles auf Albumlänge aus, kreieren aber zugleich ein auskömmliches und liebevoll arrangiertes Werk, das Vorfreude auf den nächsten regulären Langspieler schürt...und nicht zuletzt Elchmetal liefert, wie er sein muss: mit urtypischem Sound, standesgemäßem Geschnetzel und einem kleinen Schuss "out of the box composing".



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (15.12.2020)

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