FLEETBURNER - Fleetburner

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VÖ: 25.09.2020
Bandinfo: FLEETBURNER
Genre: Progressive Metal
Label: Butler Records
Lineup  |  Trackliste

Bei den involvierten Musikern kann man schon neugierig werden, was es auf sich hat mit dem neuen internationalen Projekt FLEETBURNER mit dem niederländischen Studio-Musiker und Produzenten Kevin Storm an der Spitze. Unter anderem sind beteiligt: Peter Iwers (ex-IN FLAMES), das Keyboard spielt Veli-Matti Kananen aus Finnland (u. a. KALMAH), dazu kommen die Gastmusiker Masha Arkiphova (ARKONA) und Christopher Amott (DARK TRANQUILLITY). Hier sind also Könner am Werk. Und das hört man von Minute eins. Top produziert, sehr gut und emotional gesungen vom (noch) unbekannten Amerikaner Ken Simerly und instrumental ist das immer wieder ziemlich stark. Hier kommt mal eine Hammond-Orgel zum Einsatz, dort Streicher, sehr viel ruhige Piano-Parts, die dem Album einen getrageneren Anstrich geben als durchs Songwriting ohnehin schon.

Man hört diesem Album bei jedem Song an, dass es ambitioniert sein will und sich auch über solch Sachen wie Genregrenzen hinwegsetzen will. Somit wird munter changiert zwischen Progressive Metal, Dark Metal, Gothic Rock, Ambient-Sounds, kurzzeitig auch Melodic Death Metal der Marke DARK TRANQUILLITY und dazu kommt eine kalte Prise Modern Metal (beim rasant gesteigerten „Below The Waves“ etwa). Immer wieder schielen EVERGREY (beim emotionalen und gelungenen „The Course“ zum Beispiel) oder AYREON um die Ecke. Klar im Zentrum stehen dabei die klaren, recht variablen Vocals von Simerly, hier und da angereichert durch sehr, sehr starken weiblichen Gesang.     

Dieses Debüt hat aber ein großes Problem und das ist songschreiberischer Natur. Und das hat auch damit zu tun, dass es ein Konzeptalbum ist: FLEETBURNER erzählen die Geschichte von einem heranwachsenden Menschen. Während des Lebens konfrontieren ihn verschiedenste Hindernisse, die es zu bewältigen gilt. Mit der Geburt beginnt der Anfang vom Ende: der Protagonist scheint schon von einigen Faktoren geprägt. Mit seinen genetischen und epigenetischen Einflüssen muss das Kind klar kommen und lernen, mit diesen Prägungen zurechtzukommen. Freundschaften, Lügen, Verrat, Konsequenzen, Furcht, Angst und schließlich Tod – all das wird abgehandelt in den Songs. Schwere Kost also, an deren Umsetzung man als Songschreiber leicht scheitern kann. Dass Risiko, dass so ein Stoff in Kitsch abdriftet, ist hoch. Das umschifft Storm gekonnt. Dafür ist ihm das Album zu nah ans andere Extrem entglitten: Etwas zu abgehoben, etwas zu überambitioniert klingt FLEETBURNER.

Das ist schade, denn das überschattet das wahre oder möglich erscheinende Potenzial der Scheibe. Immer wieder blitzen tolle Ideen auf wie bei „Open Water“, „The Course“ oder „The Deck“ (stark zum Ende hin). Jedoch werden diese Ideen des Öfteren (und speziell bei diesen genannten Songs) nicht konsequent zu richtigen Songs ausgebaut. So wirkt es mehr wie eine Fingerübung. Von Redundanz scheint Storm nicht viel zu halten. Dabei sollte dem Mann bekannt sein, dass eine gelunge Strophe mit wenigstens ein oder zwei Wiederholungen sich richtig schön ins Hirn des Hörers fräsen könnte. Dass der Mann das durchaus kann, zeigt sich beim treibenden und doch elegischen „The Deep“ oder beim hymnisch-melancholischen „The Passenger“.

Insgesamt wird es wohl Fans von modernem Progressivem Metal mit Dark-Metal-Anstrich geben, die sich schneller in dieses etwas zu lang geratene Konzeptalbum reinhören können und somit die Stärken von FLEETBURNER leichter entdecken. Denn einfach wird es einem nicht gemacht. Dennoch ist dieses Debüt spannend, es wird eine Klangwelt eröffnet, die ziemlich melancholisch ist (sicher nicht jedermanns Fall) und erarbeitet werden will. Insbesondere in Zusammenhang mit der Story hat das aber schon ihre Reize. Etwas mehr klassische Songstrukturen und das Ganze würde zwei, drei Ecken besser klingen. So wird es bei der Masse an Metal-Fans nicht verfangen und nur was für Nischen-Liebhaber sein.

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Tobias (29.11.2020)

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