HATEBREED - Weight Of The False Self

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VÖ: 27.11.2020
Bandinfo: HATEBREED
Genre: Hardcore
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Praktisch wie gerufen erscheint es dieser Tage, das neue HATEBREED Album "Weight Of The False Self". Während auf Mutter Erde nicht nur das allgegenwärtig thematisierte Covid-19-, sondern auch das mit flammender Hingabe durch etliche geistige Knicklichter zur Schau gestellte Idiotie-Virus grassiert und wütet, kann es einen wohl kaum schädigen, wenn man bei einer gemeinsamen Dehnübung des Nackens sowie natürlich des berühmten "Raise Your Fist In The Air"-Muskels gemeinsam mit genau der Band, die zuletzt mit "The Divinity Of Purpose" und "The Concrete Confessional" qualitativ wieder zurück in die Spur fand und damit die beiden eher mauen Vorgänger in den Abgrund der Vergessenheit stieß, ein wenig Dampf ablässt.

Musikalisch wie textlich wird hier selbstverständlich keine Revolution losgebrochen, gleichsam bedarf es aber auch weder Hammer noch Meißel, um es dem Coverartwork von Eliran Kantor gleichzumachen und sich mühsam durchzuarbeiten. Auf "Weight Of The False Self" wird stattdessen ein aufrichtiges und herzliches „FUCK OFF!“ geradewegs in den Fels geprügelt - mit bloßen Fäusten, versteht sich. Man mag es so empfinden, dass HATEBREED Album für Album das Gleiche machen, aber wer kann es ihnen wirklich verübeln, wenn von der ersten Sekunde Feuer und Flamme hitzig an der Visage kitzeln. Die Jungs um Jamey Jasta haben sich gefunden und schaffen es dazu immer wieder, produktionstechnisch noch ein weiteres Level-Up zu schlucken. Eigentlich könnte der Auftakt mit "Instinctive (Slaugtherlust)" und dem gewohnten Anthem-Banger "Let Them All Rot" kaum berechenbarer sein, doch durch die schiere Wucht des Sounds schnellen einem Fäuste derart barbarisch aus der heimischen Stereoanlage entgegen, dass man scheinbar lässig gegen die nächstgelegene Wand gefegt wird und damit ohne größere monetäre Anstrengungen einen neuen Durchbruch in dieser schafft - ob man nun will oder nicht.

Knapp 35 Minuten dauert dieser kurzweilige Spaß an und damit ist "Weight Of The False Self" keine Sekunde zu lang oder zu kurz. Dabei erscheint es zumindest mir persönlich so, als wollte man sich dieses Mal stärker auf den Hardcore fokussieren und die metallischeren Elemente, die auf den Vorgängern zahlreicher aufbegehrten, zurückfahren, so dass man erst spät, also in "The Herd Will Scatter" und dem thrashigen Abschluss "Invoking Dominance", damit konfrontiert wird. Auf einen zarten Hauch Abwechslung inmitten all der brachialen Mosh-Grooves darf man sich trotzdem einstellen, denn den bieten das melodischere "Cling To Life" sowie die Hardcore-Punk-Hommage "Dig Your Way Out". Ist das alles essenzieller HATEBREED Stoff? Schwierige Frage, aber auf ein Album mehr kommt es in der Kollektion wahrlich nicht an, oder? Sollte man "Weight Of The False Self" also gehört haben? Ich denke schon. Aber kommen wir zum Punkt: Zwölf knackige Songs, kein Durchhänger. Man fühlt sich umgehend mindestens zehn Jahre jünger und zumindest kurzzeitig um etliche Sorgen des Alltags erleichtert.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (24.11.2020)

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