JINJER - Alive In Melbourne

Artikel-Bild
VÖ: 20.11.2020
Bandinfo: JINJER
Genre: Deathcore
Label: Napalm Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Als der Corona-Lockdown im Frühling 2020 losging, waren natürlich Live-Konzerte stark betroffen und das Geschehen verlagerte sich in Richtung Livestreams im Internet. Die Hoffnung war da, dass nach dem Lockdown wieder einmal die gewohnten Konzerte stattfinden würden, in Zeiten von zweiten Corona-Wellen, Maskenpflicht und Abstandsbeschränkungen wird das aber leider unwahrscheinlicher.

Um die Wartezeit bis zu den hoffentlich doch irgendwann wieder stattfindenden Live-Events zu verkürzen, lassen JINJER mit „Alive In Melbourne“ mit einem Mitschnitt ihres Konzerts in (ja, richtig geraten…) Melbourne zumindest einen Hauch von Live-Atmosphäre fühlen. Aufgenommen wurde das Ganze Anfang März 2020 (also wenige Tage bevor der Lockdown sich über die ganze Welt verbreitete – gutes Timing) auf der „Macro“-Tournee. Dementsprechend ist das Songmaterial auch stark auf die letzten Scheiben ausgerichtet, „Macro“ ist mit sechs Songs auf der Platte vertreten, „King Of Everything“ mit fünf. Ansonsten wird noch die EP „Micro“ (mit drei Songs) angeschnitten und auch die 2014er Platte „Cloud Factory“ ist immerhin mit einem Song vertreten.

Und die Mischung ist eine gute – nach einem (eher langatmigen Intro) wird gleich mal mit „Teacher, Teacher!“ ein Hit geboten, das unterschätzte „Sit Stay Roll Over“ ist ein lässiger Highspeed-Kracher und wenn dann „Judgment (& Punishment)“ geboten wird, tobt die Menge. Überhaupt kommen die Besucher (und die Stimmung) während der Aufnahme gut herüber, was zum Teil wohl auch den launigen Ansagen von Frontfrau Tatiana Shmailyuk anzurechnen ist (wie bei „Pit Of Consciousness“, als sie fröhlich ankündigt, „now it’s time for darkness and negativity“). Und Tatiana ist nicht nur bei den Ansagen gut in Form, auch stimmlich passt alles – erstaunlich, wie die gute Frau über das gesamte Konzert Vollgas gibt und die Vocals von poppig-melodisch bis zu den derbsten Growls immer am Punkt sitzen. Auch dem Rest der Band merkt man aber an, dass sie zu dem Zeitpunkt der Aufnahme schon eine längere Tour hinter sich hatten - da gibt es musikalisch nichts auszusetzen, die Instrumentenfraktion rockt durchgehend tight durch. Und auch der Sound ist eine gelungene Mischung aus authentischer Live-Atmosphäre und technischer Sauberkeit.

Durch die teils gemischte Songauswahl kommen dann noch einige Highlights während der Show auf, etwa eben das ältere „Who Is Gonna Be The One“, das Ukrainisch (oder Russisch?) angehauchte „Retrospection“, oder das ultragroovige „On The Top“. Und obwohl die offizielle Spielzeit nach 13 Songs vorbei ist, werden als Zugabe mit „Pisces“ und „Captain Clock“ nochmal zwei Hits rausgehauen. Und so können JINJER mit „Alive In Melbourne“ uns also die Zeit bis zum nächsten „echten“ Konzert wenigstens ein bisschen erträglicher machen – bleibt nur zu hoffen, dass fehlende Liveauftritte nicht zur unsäglichen „neuen Normalität“ dazugehören…



Ohne Bewertung
Autor: Luka (13.11.2020)

ANZEIGE
ANZEIGE