AGONY ATLAS - Retrogression Part I: Egomania

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VÖ: 01.10.2020
Bandinfo: AGONY ATLAS
Genre: Metalcore
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste  |  Trivia

Das Metalcore-Genre verzeichnete noch vor wenigen Jahren einen absoluten Boom. Überall sprossen neue Bands aus den Festivalgrounds und viele waren genau so schnell weg, wie sie gekommen waren. Doch es gibt eben auch die Gruppen, die es schaffen sich eine treue Community aufzubauen, die mit ihrer persönlichen Geschichte und auch ihrer Musik so sehr überzeugen können, dass sie in kürzester Zeit zu absoluten Szenegrößen wachsen. JINJER ist zum Beispiel eine dieser Bands, die sich, vollkommen zurecht, an die Spitze des Metalcore spielen konnten, was nicht zuletzt auch ihrem komplexen und abwechslungsreichen Stil zu verdanken ist. Da freut es einen doch ungemein, wenn eine Band sich an diesem Beispiel orientieren möchte, wenn zudem auch noch ARCH ENEMY und ARCHITECTS als Vorbilder genannt werden, ist die Frage, ob da überhaupt etwas schief laufen kann. 

AGONY ATLAS haben nun eine taufrische EP mit dem griffigen Titel "Retrogression Part 1: Egomania" veröffentlicht, der man vor allem die Sympathien zu den ARCHITECTS anmerkt, wobei die größten Parallelen zu JINJER und ARCH ENEMY darin bestehen, dass hier mit Liane Walter eine Sängerin am Mikrofon steht. Doch auch das Album-Cover hat sowohl farblich als auch gestalterisch eine gewisse Ähnlichkeit zu "Macro" von JINJER. Der erste Song der EP "Economy Class" erinnert mit seinen hintergründigen Synthesizerklängen und den wummernden Gitarrenriffs schnell an ARCHITECTS, wobei AGONY ATLAS zu Beginn etwas weniger aggressiv klingen. Unterstützt wird die Stimmung auch durch ein paar Streicher im Hintergrund, die sehr gut mit den Synthesizern harmonieren und den Gitarren eine kontrastierende Linie bieten, die ihnen sehr schön ansteht. Der Gesang Liane Walters kann zwar nicht mit dem Tatiana Shmaylyuks konkurrieren, aber passt, vor allem im Refrain, in das Konzept des Songs.

Der folgende Track "Egomania" nimmt sofort nach dem obligatorischen Synthesizer-Intro deutlich mehr Tempo auf, was die Nackenmuskulatur des/der ein oder Anderen durchaus freuen dürfte. Man hört auch hier die Nähe zu ARCHITECTS raus, wenngleich der Refrain diesmal den ruhigeren Teil des Songs markiert. Die Riffs sind wirklich eingängig, der Gesang ist im Refrain erneut passend zur Atmosphäre, insgesamt macht auch dieses Stück eine wirklich solide Figur. Der dritte und letzte Track der EP "Hymn of Hatred" startet dem Namen entsprechend wieder mit hohem Tempo und bösen Gitarren, die tatsächlich an ARCH ENEMY erinnern, während die letzte Passage des Songs eher an JINJER angelehnt ist. Auch dieser Song ist in sich geschlossen wirklich vielversprechend. 

Das Konzept der EP mag, vor allem auch wegen des Titels, nicht ad hoc zu durchschauen sein. Auf ihrer Spotify-Info-Seite schreibt die Band, dass es um die Vorstellung geht, in einer relativ nahen Zukunft mit dem absoluten Verfall der Welt und der Gesellschaft konfrontiert zu sein. AGONY ATLAS reisen in die Zeit zurück und sehen sich im Jahre 2020 eben den Umständen ausgesetzt, die für die Zerstörung des Planeten verantwortlich sind. Dies erklärt auch den Begriff "Retrogression", der gewissermaßen das Rückblicken auf frühere Gegebenheiten bezeichnet. Dementsprechend ist es wahrscheinlich die Egomanie des Menschen, die das dystopische Feuer, welches in Zukunft sämtliches Leben beendet, angefacht hat.

Was bleibt denn nun bei all diesen Einflüssen an neuem Material über? Wie innovativ sind AGONY ATLAS in einem Genre, das sich mittlerweile schon ein wenig abzukühlen scheint? Die Musik der Koblenzer erinnert auf jeden Fall sehr schnell an Bands wie ARCHITECTS oder manchmal auch BURY TOMORROW, was nicht zuletzt auch dem Einsatz der Synthesizer geschuldet ist. Die EP ist auch gerade deswegen wirklich gut hörbar und macht Spaß, insbesondere die Gitarrenriffs seien an dieser Stelle lobend hervorgehoben. Der Gesang ist zwar noch nicht auf demselben Niveau wie der einer Alissa White-Gluz oder einer Tatiana Shmaylyuk, aber AGONY ATLAS sind auf einem guten Weg. 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Joel Feldkamp (01.10.2020)

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