ACCIDENTAL PRESIDENT - Accidental President

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VÖ: 01.06.2020
Bandinfo: ACCIDENTAL PRESIDENT
Genre: Alternative Rock
Label: Tunecore
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Lineup  |  Trackliste

Aus Versehen Präsident, aus Versehen Musiker, aus Versehen gehört und gereviewt?! Viele Dinge im Leben geschehen unbeabsichtigt, per Zufall, durch Karma oder eben… aus Versehen. Ob ACCIDENTAL PRESIDENT tatsächlich aus ähnlich unspezifischem Grunde in den Musikerstand erhoben wurden, ist mir nicht bekannt, doch wenn ich ihr Debüt "Accidental President“ höre, komme ich darüber unweigerlich ins Grübeln. Promovierte Astrophysiker? Kassierer beim Discounter meines Vertrauens? Obereieraufsicht in Norwegens größter Lachszucht? Der berufliche Kosmos dieser Welt bietet unendliche Möglichkeiten, weswegen ich mich nach dem Genuss dieses musikalischen Einstands frage: Warum? Warum erwählten diese sympathischen Menschen aus allen Möglichkeiten des harten Broterwerbs ausgerechnet den Berufsstand des Musikers?

Wie die einleitenden Sätze andeuten, bin ich nicht ganz beabsichtigt in den Genuss dieses Debüts gekommen. Aber immer nur nach Plan arbeiten ist langweilig - immerhin bescherte mir die Zufallskollision mit den HELLFREAKS seinerzeit ohrale Frühlingsgefühle inmitten des kalten, präcoronalen Januars. Warum also nicht mal ein Wagnis eingehen? Gesagt, getan - und was die Musikalität angeht, können die Zufallspräsidenten tatsächlich die Füße vom siffigen Parkett liften und zum Tanz animieren. Mal sind sie altbacken retro-rockig bis rock'n'rollig unterwegs ("The King Is Dead", "Hateful"), mal mit amtlicher Heavy-Metal-Schlagseite ("Warrior Soul") und ein anderes mal gefährlich nah an käsigem Radio-Poprock ("Rotten Child"). Hooks und heiße Rhythmen sind da, aber dann...

Man legt das Teil auf, stimmt sich mit den eingängigen Riffs von "Hopes & Dreams" auf alternatives Vergnügen ein - und dann kommt sie. Meine Güte, da kann man nicht viel schönreden: Bethany Neville trifft beim Singen ungefähr so oft daneben wie der Verfasser bei Torwandschießen - und diese Quote wollen wir aus Gründen der Eitelkeit nicht weiter quantifizieren. Dabei könnte man mit dem feinen Stimmchen der Frontfrau einiges anstellen, zumal ihr Organ besonders in tieferer Stimmlage Potenzial hat. Was aber außerhalb dieser kleinen gesanglichen Wohlfühlzone liegt, geht zumeist schmerzhaft daneben... da versteckt selbst unser gesangspassionierter Kanarienvogel ungläubig den Kopf hinterm Flügel.

Naja... und dann ist da noch die Sache mit dem unsäglichen Albumcover und den Musikvideos. Dass die Band wohl generell zu karnevalistischen Dresscodes neigt, ist nicht weiter schlimm - GLORYHAMMER, HEAVYSAURUS und MARDUK werden dafür schließlich auch gefeiert. Aber während an anderer Stelle heiße Sexismus-Debatten eskalieren und BURNING WITCHES-Videos Fremdschämqualitäten attestiert werden, lässt Frau Neville aus ihrem unfreiwillig komischen Aufzug alles rausblitzen, was geht. DAS, liebe Leute, ist zum Fremdschämen - davor würden sogar Wolfgang Wendland und die meisten zeitgenössischen "Telefondienstleister" zurückschrecken. Sorry, Freunde.

Gute Ansätze haben die Aussies, das muss man ihnen lassen - mehr aber leider nicht. Insofern kann man wirklich hoffen, dass die Musiziererei für die Dame und die Herren ein Hobby und nicht etwa Grundlage für ihr tägliches Brot ist. Denn wie schon Kelly McGillis in ihrer 1986er-Rolle als Charlie Blackwood in "Top Gun“ bemerkte, als es um die Fliegerqualitäten ihrer von Tom Cruise verkörperten Liebschaft Pete Mitchell alias "Maverick" ging: "Dann brauche ich mir um Sie keine Sorgen zu machen - als Sänger würden Sie verhungern!“ Ob ACCIDENTAL PRESIDENT nun auch lieber Chop-Suey-Konserven aus Hongkong rausfliegen sollten statt zu singen, wollen wir heute nicht abschließend bewerten... Jeder fängt mal klein an und vielleicht klappt's im zweiten Anlauf besser - durch harte Arbeit, Übung oder aus Versehen!



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (06.09.2020)

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