INCANTATION - Sect Of Vile Divinities

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VÖ: 21.08.2020
Bandinfo: INCANTATION
Genre: Death Metal
Label: Relapse Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Nach so vielen aufstrebenden Jungspunden wird es mal wieder Zeit für eine saftige Portion altehrwürdigen Traditionstod! Die US-Kult-Deather INCANTATION haben in den letzten Jahren wieder einen straffen Release-Rhythmus und sogar ein einigermaßen stabiles Lineup gefunden. Einzig die Leadgitarre will bis heute nicht sesshaft werden: Sonny Lombardozzi, der zeitweise als Gastklampfer zu hören war, stieg nach "Profane Nexus" (2017) zunächst erneut als reguläres Mitglied in die Band ein. Doch wie man verschiedenen Quellen entnehmen kann, habe der Leadgitarrist des aktuellen Drehers "Sect Of Vile Divinities" wieder das Handtuch geworfen und den Weg für Luke Shively freigemacht, der an besagter Platte bereits als Sessionmusiker beteiligt war.

Komplexe Verstrickungen um den launischen Sechssaiter, doch sollte das der Marke INCANTATION einen Abbruch leisten? Eher nicht, denn wie man weiß, zählt die US-Band trotz ihrer mehr als stattlichen Mitgliederliste nicht zu den Wundertütenbestückern ihrer Liga. Deshalb überrascht es auch wenig, dass "Sect Of Vile Divinities" nahtlos an "Profane Nexus" anknüpft und man bekommt, was man erwartet. Doch während es an anderer Stelle schon fast zum guten Ton gehört, den Amis ein Höchstmaß an Langeweile zu attestieren, darf ich betonen, dass mir der neue Dreher unterm Strich mehr gibt als sein Vorgänger. Denn obwohl John McEntee und Co. nicht viel anders machen, scheint ihr konserviertes Handwerk dieser Tage einfach besser gelungen.

Die rasanten Passagen sind brechend und eingängig, die doomigen Parts eindringlich und bedrohlich, bspw. in "Propitiation". "Guardians From The Primeval" kommt mit guten Riffs schnell auf den Punkt, bei "Fury’s Manifesto" ist der Name Programm und mit dem blackigen bis grindigen "Chant Of Formless Dread" gibt es sogar ein kleines Highlight - wenn auch nicht auf voller Distanz. Doch trotz reichlich guter Unterhaltung geht auch "Sect Of Vile Divinities" stellenweise die Luft aus, weil einige Songs wie "Scribes Of The Stygian" oder "Unborn Ambrosia" nach wie vor eine Ecke zu beliebig wirken und damit in puncto Spannung und Nachhaltigkeit auf der Strecke bleiben.

INCANTATION spalten, wie mir immer wieder scheint, die Gemüter - entweder man liebt sie inbrünstig und feiert jedes neue Opus als die Offenbarung des gefallenen Engels oder man steckt sie hart in die Mittelmaßschublade zu den ungeliebteren Releases ihrer Amtskollegen DEICIDE. Wie auch immer man dazu steht - "Sect Of Vile Divinities" wird in dieser Hinsicht keine Veränderung herbeiführen. Bekennende Fans, die den Backkatalog der Amis gefressen haben und nach neuen Beschwörungen lechzen, werden hier fündig und mustergültig befriedigt. Für eine Bekehrung eingeschworener Kritiker hingegen wird es auch anno 2020 nicht reichen und auch im Wettbewerb mit ähnlich gepolten Kapellen ist ein Sieg nach Punkten für das US-Flaggschiff nicht vorprogrammiert.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (17.08.2020)

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