STATIC-X - Project Regeneration Vol. 1

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VÖ: 24.07.2020
Bandinfo: Static X
Genre: Nu Metal
Label: Membran
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Lineup  |  Trackliste

The unexpected thing tragedy gives us is the opportunity to rebuild.

Die vergangenen Jahre und Jahrzehnte haben uns gelehrt, dass es einen enormen Interpretationsspielraum dafür gibt, wie man einem verstorbenen Musiker bzw. Künstler gedenkt, und ganz gleich, ob das in Hologrammen bei Live-Auftritten oder Best-Of-Kompilierungen endete, gab es dabei oftmals einen klar definierten Verlierer, die Menschlichkeit, und Gewinner, den Kommerz. Dies hätte auch dem am 1. November 2014 an einer versehentlich überdosierten Mischung aus verschreibungspflichtigen Medikamenten und Alkohol verstorbenen Wayne Richard Wells, besser bekannt als Wayne Static, blühen können, doch seine alten Weggefährten Tony Campos, Koichi Fukada und Ken Jay haben sich glücklicherweise dazu entschieden, ihm und seiner Familie einen würdevollen musikalischen Abschied zu erweisen - trotz diverser Kriseleien, die zwischen den Musikern immer wieder vorgekommen sein sollen und auch teilweise nachweisbar vergekommen sind.

"Project Regeneration Vol. 1" heißt dieser Tribut und ich hatte ihn anfangs ehrlicherweise nicht auf dem Radar, was auch daran liegen mag, dass die letzten Jahre STATIC-X' unter Wayne Statics Ägide alles andere als reibungslos, nein, regelrecht chaotisch abliefen, wodurch es dann schließlich auch zur Auflösung kam. Das wiederum soll keine Kritik an dem Verschiedenen sein, denn schlussendlich können innere Dämonen jeden heimsuchen. Sicherlich wird sich manch ein Leser nun fragen, warum es überhaupt sechs Jahre gedauert hat, um dieses Projekt der Öffentlichkeit preiszugeben, aber so viel sei vorweggenommen: "Project Regeneration Vol. 1" wurde nicht einfach nur lieblos zusammengeflickt, sondern bietet ein detailverliebtes STATIC-X-Rundum-sorglos-Paket. Wie sich das Album im Detail zusammensetzt, werde ich an dieser Stelle allerdings nicht beantworten, weil folgender englischer Wikipedia-Eintrag sowie ein von STATIC-X selbst auf Facebook publizierter Booklet-Auszug genügend Informationen diesbezüglich liefern.

Was ich als Musikliebhaber und -rezensent aber seriös konstatieren kann: Nach einem Durchgang mit "Project Regeneration Vol. 1" war ich wirklich baff. Das Introsample von "Terminator Oscillator" lügt also nicht, wenn es mit verzerrter Stimme die Science-Fiction-Serie "The Six Million Dollar Man" zitiert: „Gentlemen, we can rebuild him, we have the technology.“ Auch wenn der Abschluss mit "Follow" und "Dead Souls" (inkl. Feature mit MINISTRYs Al Jourgensen) qualitativ leicht vom "Rest", also immer noch zehn Songs, abfällt, begibt man sich hier auf einen nostalgischen Wisconsin Death Trip, der sich selbstbewusst ggü. früherer Alben zu behaupten weiß. Von wütendem Nu Metal mit Industrialschlagseite ("Hollow" und "Accelerate") über psychedelisch-atmosphärische Ohrwürmer ("All These Years") bis hin zum pulsierenden Electronica-Rave ("My Destruction" und "Otsego Placebo") erlebt man hier eine stets eingängige Tour durch die Diskografie und ignoriert dabei auch nicht die etwas massentauglicheren Auswüchse ("Worth Dyin For" und "Bring You Down"), die das Geschehen auflockern und zum Abwechslungsreichtum beitragen. 

Kurzum: "Project Regeneration Vol. 1" ist das Paradebeispiel dafür, wie man würdevoll mit einem Vermächtnis umgehen kann. Auch Xer0 (mutmaßlich dargestellt von Edsel Dope) trägt hierzu seinen Teil bei und drängt sich, obschon er laut Credits an der ein oder anderen Komposition mitgewirkt hat, nicht in den Vordergrund. In diesem steht auch weiterhin Wayne Static, der hier mit einem durch und durch denkwürdigen, aufrichtigen Abschied bedacht und dessen Legende glücklicherweise nicht mit niederträchtigen Maschen geschändet wird. Rest in peace!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (19.07.2020)

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