CHAOS OVER COSMOS - The Ultimate Multiverse

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VÖ: 20.06.2020
Bandinfo: CHAOS OVER COSMOS
Genre: Progressive Power Metal
Label: Narcoleptica Productions
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Lineup  |  Trackliste

Irgendjemand hat wohl vor kurzem die Multiversen entdeckt. Denn irgendwie tauchen die nun überall auf, werden viel besungen, viel bespielt, viel bereist. Auch das internationale Projekt von CHAOS OVER COSMOS wagt sich durch ebenjenes multiple Universum, offensichtlich auf der Suche nach etwas. Mit intensivem und oftmals sehr eiligem Gitarrengefriemel, angedockt an tragenden Keyboard-Teppich und programmierten Rhythmen haben CHAOS OVER COSMOS ordentlich Schubkraft im Gepäck. Ob sie aber auch heil da ankommen, wo sie hinwollen? 

CHAOS OVER COSMOS verstehen sich auf das Aufeinanderbauen von Melodien. Allein die Gitarre schiebt einen ganzen Kometenschweif an Skalen und Melodielinien hinter sich her, die mal im Highspeed durchgefetzt, teils tragender, beruhigender und riffiger daherkommen. Die steten Keyboard-Chords bieten den perfekten teils sphärisch-treibend-fließenden Soundteppich, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen. Zudem wird in eher homöopathischen Dosen mit Vocals gearbeitet, die sowohl im Growl als auch clean ankommen - meistens gleichzeitig und sich überlappend. Im totalen Multiversum erhält man also eigentlich das komplette Package von gelungenem kompositorischem Aufbau. 

Und obwohl "The Ultimate Multiverse" durchaus spannende, treibende oder auch harmonisch hörenswerte Seiten hat, will der Funke nicht so recht überspringen. Der Aufbau wirkt zu steril, zu vorgeplant, zu exakt punktiert. Und auch die beiden Vocals, die sich perfekt übereinanderlappen, sind wohl genau das: zu clean, zu sauber, zu statisch. So verliert "One Hundred" ziemlich schnell seinen Schwung bei den im Staccato treppenweise nach oben gestuften Melodielinien, wobei die Scheibe mit "Cascading Darkness" sehr vielversprechend, schwungvoll und mit ordentlich Druck einsteigt. Nachfolgend reiht sich "Worlds Apart" ein, gibt mit schmissigen Gitarren und den eingedreckten Vocals richtig Schub und lässt wieder mehr erwarten - leider ist es erneut im Refrain die saubere Stimmlage, die für Abstriche in der Gesamtnote sorgt. Es mag vielleicht auch generell an der etwas gezwungenen, gepressten und leidenden Stimme liegen, die dem sonst sehr zügig aufgebauten Werk den Schwung und wohl auch ein wenig die Stimmung nimmt. "Consumed" besticht dann zumindest nach anfänglichem Speed durch schöne melodische, fast schon ein wenig verträumte Zwischenteile, auf welche sich der gediegene Hörer gut und gerne einlassen kann. Mit "We Will Not Fall" hat man nun doch die hintersten Tiefen des Kosmos erreicht, zumindest suggeriert dies der Einstieg in den Song, ehe es erst einmal ein wenig zu durchgeprügelt weitergeht und man erst dann in den eigentlichen Song rutscht und sich dort dann endlich auch festsetzen kann. Hier bietet sich trotz eines sehr abgespeckten Vocal-Parts ein wenig Länge, ehe man von "Asimov" auf langem Wege aus der fast dreiviertelstündigen EP geleitet wird. Der Abschluss ist vollständig instrumental und am Ende auch der abwechslungsreichste, progressivste und gefühlt stimmigste auf der gesamten "The Ultimate Multiverse"

Am Ende kann "The Ultimate Multiverse" zwar durch solide musikalische Kunst und einige schwungvoll und massig durchgearbeitete Parts punkten. Doch wirkt sie in vielen Bereichen zu unruhig in der Gesamtheit, aber auch zu steril, um sich wirklichem Hörvergnügen hingeben zu können, wird man immerhin doch immer wieder durch Umbrüche und einige nicht flach geschabte Kanten aus dem Treiben gerissen. Gute Machart und ohne Zweifel musikalisch solide. Was aber zu sehr auf der Strecke bleibt, ist eben vielbesagter Funke, der zu selten und zu weit weg zündet, als dass er überspringen könnte. Doch er ist mit Sicherheit irgendwo im Multiversum. Irgendwo da draußen...



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (08.07.2020)

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