BELL WITCH & AERIAL RUIN - Stygian Bough: Volume 1

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VÖ: 26.06.2020
Bandinfo: BELL WITCH
Genre: Doom Metal
Label: Profound Lore Records
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Lineup  |  Trackliste

Sage und schreibe 376 Rezensionen habe ich laut Statistik alleine für Stormbringer.at verfasst, dabei Genres unterschiedlichster Coleur behandelt, Bands und Projekte aus allen Teilen dieses Planeten kennen und schätzen gelernt, gleichzeitig aber auch ob diverser schlechterer Releases geflucht. Was darunter bisher allerdings noch nicht vorkam, war ein Album wie "Stygian Bough: Volume I", für das sich BELL WITCH, die mit "Mirror Reaper" (2017) schon ein derbes Ungetüm aus dem tiefsten aller Abgründe gezerrt haben, endgültig mit Erik Moggridge und seinem Neofolk-Projekt zusammengeschlossen haben. Zwar war dieser junge Herr bisher immer auf die eine oder andere Weise als Gast beteiligt, doch handelt es sich bei dieser besonderen Kollaboration tatsächlich um ein Gesamtwerk der Gemeinschaftsarbeit, das fernab jeglicher Bandgrenzen gelistet werden kann und auch sollte.

Auch "Stygian Bough: Volume I" ist zunächst nicht einfach zu verdauen, denn obschon Spielzeiten jenseits einer Stunde nicht mehr allzu furchteinflößend auf mich wirken, ist es BELL WITCH & AERIAL RUIN, so wohl der offizielle Band-Tag, gelungen, die 64 Minuten so beklemmend und düster wie nur möglich auszugestalten. Dass es dennoch nicht ganz so depressiv wie der Spiegelschnitter am Gemüt des Hörers kerbt, liegt dabei aber nicht nur an den unterschiedlichen Umständen, unter denen beide Alben für sich entstanden sind, sondern auch - oder speziell - an der behutsamen Neofolk-Färbung, die AERIAL RUIN einbringt und die beklemmende Stimmung ein klein wenig auflockert. Noch immer grollt der Bass unheilvoll aus der Richtung des Funeral Doom, logisch. Doch nach dem aufwühlenden Opener "The Bastard Wind" übernimmt ein "Heaven Torn Low I (The Passage)" mit minimalistischer Akustik und kathartischen Clean Vocals und erweitert das Spektrum somit um eine interessante Komponente.

Einen kleineren Anhaltspunkt für "Kritik" gibt es trotzdem: So packend intensiv wie "Mirror Reaper" ist "Stygian Bough: Volume I" nicht. Es ist anders, was auch gut so ist und, wie gesagt, seine Gründe hat, doch ist letzteres, obwohl seine Spieldauer kürzer als bei ersterem ausfällt, an manch einer Stelle zu langatmig für meinen persönlichen Geschmack ("The Unbodied Air"), was man mit der Atmosphäre dieses Mal wiederum nicht gänzlich kaschieren kann. Nichtsdestoweniger erhält man mit dem Kauf von "Stygian Bough: Volume I" ein außergewöhnliches Doom-Metal-Album mit Neofolk-Elementen, das trotz ebenjener "Bemängelung" eine Nuance zugänglicher ist und, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt gar seicht zu sein, bestens zur sommerabendlichen Entspannung taugt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (20.08.2020)

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