CARACH ANGREN - Franckensteina Strataemontanus

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VÖ: 26.06.2020
Bandinfo: CARACH ANGREN
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Season of Mist
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste  |  Trivia

CARACH ANGRENs Beliebtheitsgrad steigt und so rücken sie unweigerlich in den Blick der "Öffentlichkeit", um nicht weiter am ausgelutschten Begriff "Mainstream" zu nagen, was die Sorge der Trueness-Bewegung nähren muss, welche zugegebenermaßen in den letzten Jahren durch infiltrierende Lebensbejaher stark dezimiert wurde, in dieser verhassten Sphäre der Existenz (Mainstream) könnte die von Statutenwächtern des Black Metals gerade noch akzeptierte Combo (also CARACH ANGREN) von Seiten des Feindes, nennen wir sie zum besseren Verständnis an dieser Stelle "Normalos", Wohlgefallen entgegengebracht bekommen. Zwischen Grabenkämpfen, die stellvertretend die Scene-Keeper für ihre Idole austragen, als sei es das höchste Gut, den Geist der Genre-Pioniere zu wahren und verteidigen, existieren aber noch die Musiker selbst, welche manchmal für sich größeren künstlerischen Anspruch erheben und zugunsten von innovativer Ausrichtung den ursprünglich definierten rohen Sound aufgeben - auch der große Ausverkauf, die Verstellung monetärer Entlohnung, könnte hinter solch einer Entscheidung stecken und gerade erst ihren Anfang genommen haben. Wer sich für die Verteidigung der musikalischen Urdefinition nicht beistern kann, ist den Augen der Verteidiger der Amoral nicht selten als Geheimagent des Vatikans oder Schlimmeres gebrandmarkt. In den Wirren dieser zeitlosen Schlachten wandelt der Musiker stets auf schmalem Grat, Messers Schneide, wenn man so will. Wer den Drahtseilakt eingeht, tut es ohne Netz und doppelten Boden. Zwischen den Stühlen zu sitzen ist ohnehin in keinem Gewerbe der Welt eine besonders leichte Sache, da in der Regel zu Beginn beide Seiten um einen buhlen, dann aber auch gern beide Seiten das Hassliebe-Objekt der Begierde wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, wenn es sich als zu widerspenstig erweist. Als Niederländer pachten CARACH ANGREN zudem weder die Ursuppe des Black Metals als Heim, von der jede norwegische Band schöpfen kann (ob ihnen dennoch die Relevanz hinterher abgesprochen wird oder nicht, sie können sich erst einmal darauf berufen), noch werden sie vom ultraharten Kern wegen ihrer Herkunft wie Aussätzige behandelt. Machen wir uns doch nichts vor, US-amerikanische "Corpspainter" beispielsweise werden auf der heimischen Spielwiese nach wie vor nicht gerade mit "Welcome"-Fahnen empfangen. (Der Volksmund weiß ja schon länger, dass es sich ganz ungeniert leben lässt, wenn der Ruf ruiniert ist, aber da muss man ja auch erst einmal hinkommen und CARACH ANGREN sind Äonen davon entfernt.)

Niederländische Schwarzmetaller hingegen sind im Innovationssektor schmiedeeiserner Dampfkesselklänge fast so gerngesehene Gäste wie Dänen, obwohl viele von ihnen ein Stück weit von traditioneller Handwerkskunst entfernt sind. (Der eine erkennt Dänemark nicht als Teil Skandinaviens an, der andere rechnet Niederlande fälschlicherweise dazu, aber am Ende zählt doch nur, dass Vertretern aus beiden Ländern landläufig eine gewisse true Interpretationtendenz zugesprochen wird.)

Die ewige Diskussion, die Hexenjagd innerhalb der Szene, die schwarze Inquisition, die Fachsimpelei endet scheinbar niemals, wurde doch vielleicht gerade von der besten Konkurrenz mit den letzten Alben Öl ins Feuer gegossen: DIMMU BORGIR, die Norweger, denen seit der ersten Stunde der zweiten Welle des Black Metals von Puristen Verrat durch das Kreieren von Melodien und später Orchestrierung vorgeworfen wird. Da haben wir den Salat, denn Orchestrierung können CARACH ANGREN auf "Franckensteina Strataemontanus" besser denn je - da hat es ehrlich gesagt auch nicht viel geholfen, dass sich DIMMU BORGIR in den letzten Jahren vermehrt im Dark- und Extremmetal-Sektor sahen, statt Black Metal, denn Inquisitoren beherrschen auch das retrograde Richten und sprechen solchen Spielereien damals wie heute und heute rückwirkend noch vehementer jegliche Daseinsberechtigung ab. So herrlich kurz könnte eine Einleitung zu einem nichtvorhandenen Review sein, gäbe es nicht auch noch den wütenden Aufschrei eines jeden Fans, jeder Band der Welt, der das Vergleichen verschiedener Bands untersagt, worauf wir hier aber nicht eingehen werden. Und jetzt zur großen Überraschung des Abends: Euer diese Zeilen verfassender Stormbringer-Sachbearbeiter mag den Black Metal am liebsten verrauscht, rau und primitiv. Der ganze vorangegangene Text diente dazu, euch in eine Sinnkrise zu stürzen. Warum das Album dennoch 4 Punkte bekommt?

"Yesno, you will won´t"



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Daniel Hadrovic (01.07.2020)

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