STYGIAN CROWN - Stygian Crown

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VÖ: 26.06.2020
Bandinfo: STYGIAN CROWN
Genre: Doom Metal
Label: Cruz del Sur Music
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Kann sich noch jemand an Raufasertapeten erinnern? Einige von euch vielleicht, die Meisten kaum. Man schwarwenzelte daran vorbei ohne dem Wandschmuck allzu viel Beachtung zu schenken. Quasi ein Screensaver für die Innenseite von Gebäuden. Das hat sich mittlerweile meist erledigt, greift der DIY-Mensch doch lieber zu reiner Farbe ohne zusätzliche Beschichtung.

STYGIAN CROWN kommen aus Los Angeles und sind für mich so ziemlich die einzige Epic/Death-Doom Band, die ich von dort kenne. Epic Doom ist ja derzeit ziemlich heißes Exkrement, gefühlt die Hälfte aller Releases schreibt Songs an der Zehn-Minutenmarke und besingt wahre oder selbst erschaffene, vergangene Zeiten, nicht mehr existierende Reiche oder einen imaginären Helden, der Drachen schändet und Jungfrauen tötet. Oder umgekehrt.

STYGIAN CROWN bezeichnen ihren musikalischen Output als CANDLETHROWER, eine Mischung aus CANDLEMASS und BOLT THROWER, wobei Zweiteres eher selten vorkommt, die Nähe zu den Grand Daddys des Doom Metal ist auf jeden Fall da. Wie ich auch aus der oben genannten Genrebezeichnung Epic/Death-Doom das "Death" gerne streichen möchte, "Stygian Crown" ist maximal mit dem kleinen Zehe eines Fußes im Death-Doom-Bereich. Die Härte ist da, der einprägsame Gesang von Melissa Pinion hat aber mit langsamem Tod überhaupt nichts zu tun. Einprägsam, aber leider auch ziemlich gleichförmig. Natürlich muss man nicht immer in jedem Song sechs Oktaven ausreizen, aber wenn die Chanteuse am Werken ist verlieren sich die Songs ein wenig und man beschäftigt sich eher mit der Vergänglichkeit der Zeit. Schöne Stimmfarbe, aber eben immer dasselbe. 

Nein, ich sage nicht, dass das Album langweilig ist, dafür gibt es zu viele gute Melodien, Riffs, Soli und fausthebende Momente. Auch der leicht verwaschene Gitarrensound hat seinen Reiz, das Schlagzeug punktet mit einem natürlichen Sound, wie auch insgesamt der Klang des Albums als gelungen angesehen werden darf.

Aber das Songwriting ist ambivalent. Einerseits gelingen abwechslungsreiche Stücke wie "Through Divine Rite", andererseits sind einige Lieder viel zu lang. Warum im Epic Doom jeder Song die Länge einer Staffel von "Game Of Thrones" (diese Serie ist exemplarisch angeführt, man könnte auch "Breaking Bad", "Mad Men" oder "Heidi" verwenden) haben muss, erschließt sich für mich nach 35 Jahren Metal noch immer nicht. Warum nicht einmal fünf anstatt acht Minuten, warum nicht zwingend-stringente Kompositionen anstelle von beinahe willkürlich aneinander gereiht wirkenden Parts ("When Old Gods Die"). 

Dass STYGIAN CROWN die Fähigkeiten haben, starke Songs zu schreiben, steht außer Frage. Aber auf dem Debütalbum verliert man sich viel zu oft in Längen, in zufällig eingeworfenen Songparts. Dazu die viel zu langen Songs und die zwar gute, aber kaum variable Stimme und wir haben es leider nicht mit dem Epic-Doom-Hammer zu tun, der nach dem Demo erwartet wurde, es dann aber leider nicht geworden ist.

Was das alles mit Raufasertapeten zu tun hat? An denen ging man nach den ersten Betrachtungen auch vorbei, also ob sie nicht mehr da wären. STYGIAN CROWNs Erstling ist leider ähnlich. Anfangs wittert man noch einen großen Wurf, man erwischt sich aber immer wieder dabei, dass die Songs an einem vorbeiziehen.

 

 

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (30.06.2020)

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