CONCEPTION - State Of Deception
Bandinfo: CONCEPTION
Genre: Progressive Melodic Metal
Label: Eigenproduktion
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup | Trackliste
Im Jahre 1998 wurde die Band CONCEPTION zu Grabe getragen und es machte nicht den Anschein, als wenn die Norweger nochmal das Licht der Welt erblicken würden, zumal Roy Khan in der Zwischenzeit sehr erfolgreich mit KAMELOT unterwegs war. Als sich im Jahre 2011 die Wege von KAMELOT und Khan trennten, verschwand dieser erstmal in der vielzitierten Versenkung und bis auf wenige Schnappschüsse, wo er mit abrasierten Haaren in einer Kirche zu sehen war (dort war er jahrelang als Berater tätig und sprach auch Gebete etc.), zog er sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Durch die Jahre mit KAMELOT erlitt Khan ein Burnout, da er sich schlichtweg überarbeitet hatte und das Tourleben sowie die Konzerte nicht mehr genießen konnte. Zwischenzeitlich sah es nicht danach aus, dass der gute Mann sich in absehbarer Zeit wieder der Musik widmen würde, die öffentlich für jedermann zugänglich sein würde.
Und dann kam alles ganz anders...
Im April 2018 kursierten Gerüchte um eine Re-Union seiner ehemaligen Band CONCEPTION und kurze Zeit später gab die Band in Originalbesetzung auf Facebook tatsächlich bekannt, dass sie wieder gemeinsam an neuer Musik arbeiten würden. Im November desselben Jahres erschien dann die EP "My Dark Symphony", die zum ersten Mal seit über 20 Jahren neue Musik der Norweger präsentierte und gigantischen Anklang bei Musikmagazinen als auch Fans gefunden hat. Natürlich merkt man der Musik Khans zwischenzeitliches Engagement bei KAMELOT an, doch CONCEPTION haben dennoch einen völlig eigenen Sound gefunden, der Vergleiche in jeglicher Form gar nicht nötig hat.
Zustand der Täuschung
Nach einer sehr erfolgreichen Crowdfunding Kampagne folgt 2020 nun das Album "State Of Deception", das mit acht neuen Tracks und einer remastereden Version von "Feather Moves" aufwartet. Das symphonische Intro "In Deception" steigert sich langsam und wartet gerade gegen Ende mit einer wunderbar inszenierten Orchestration auf, die uns letztlich in den Opener "Of Raven And Pigs" schmeißt. Ich habe selten einen so "merkwürdigen" Song gehört muss ich gestehen. Der Beginn erinnert mich ein stückweit an AYREON oder an Khans Auftritt auf der "The Great Pandemonium" Platte. Gesanglich hat der Mann nichts verlernt und hat eine Wärme und Kraft in seiner Stimme, die unvergleichlich ist. Wirklich weird wird es in der Hook, die wie eine Predigt in aggressiver Form von einem Sektenführer vorgetragen wird. Zu Beginn fand ich das befremdlich, doch mittlerweile liebe ich die kraftvolle und düstere Atmosphäre, die dieses Stück erzeugt. In den knapp fünf Minuten zeigen CONCEPTION so unfassbar viele Facetten, die einen unweigerlich aufhorchen lassen. Da kann sich die ein oder andere Progressive Metal Band noch eine Scheibe von abschneiden! "Waywardly Broken" ist in sich geschlossen etwas zugänglicher und offenbart eine interessante Mischung aus Ballade und Stampfer. Die Gitarrenarbeit begibt sich in den Strophen noch auf ein sanftes melodisches Parkett und verlässt dieses umso wuchtiger in der vor Kraft strotzenden Hook. "No Rewind" ist zwar der kürzeste Song der Platte, aber ohne jeden Zweifel einer der spannendsten! Gerade die vielen Tempowechsel machen unglaublich viel Spaß und verleihen dem Song vor allem durch das grandiose Drumming viel Dynamik. Roy Khan tobt sich hier in allen Tonlagen aus und stellt einmal mehr unter Beweis, dass er verdammt nochmal gefehlt hat in den letzten Jahren! "The Mansion" tritt dann endgültig auf die Bremse und kredenzt uns die obligatorische Ballade, die sehr schön vorgetragen wird, im Vergleich zu den anderen Songs aber etwas abfällt, weil das "besondere" fehlt. Daran ändert auch der wunderschöne von Elize Ryd inszenierte Mittelteil nichts. Das wahre Highlight zeigt sich so oder so mit "By The Blues", das mit sehr knackigem Riffing ausgestattet wurde. Allgemein erfährt der Track einen Aufbau, der von Sekunde zu Sekunde immer mehr an Power gewinnt und in einen Chorus mündet, der einen förmlich in den Sessel drückt. Die Intensität ist spürbar und so fällt es mir nicht schwer, "By The Blues" als besten Song des Albums auszumachen. "Anybody Out There" verliert sich dann leider wieder zu sehr in balladesken Gefilden, die Roy Khan gesanglich zwar perfekt bedient, die mich aber vom Songwriting her etwas kalt lassen. CONCEPTION sind dann am spannendsten, wenn sie die Genres verschwimmen lassen und sich was trauen. So zum Beispiel wie bei "She Dragoon", das wieder die komplette Bandbreite der Band aufzeigt. Balladesk, melodisch, atmosphärisch und dann fast wieder aggressiv hervorpreschend. So lässt sich allein die erste Minute umschreiben. Wirklich grandios ist der verschmelzende Doppelchorus am Ende, der mir Gänsehaut beschert. "Feather Moves" ist durch die Single Veröffentlichung 2018 schon bekannt und hat nur ein etwas ansprechenderes Soundgerüst erfahren.
Ein gelungenes Comeback oder nur KAMELOT 1.5?
Nach Veröffentlichung dieser Platte möchte ich weder Roy Khan noch CONCEPTION missen. Viele der Songs offenbaren versiertes Songwriting, das im Progressive Melodic Metal Sektor zeitweise seinesgleichen sucht. Der balladeske Anteil hätte gern etwas geringer ausfallen dürfen und allgemein sind acht vollwertige Songs, wovon einer bereits bekannt ist doch etwas dürftig. Für das Nachfolgewerk wünsche ich mir mehr Songmaterial und ähnlich versiertes Songwriting wie beim Opener oder "By The Blues". Folgen CONCEPTION diesem Pfad, dann wird auch Niemand einen Vergleich mit KAMELOT oder sonstwem anstreben. "State Of Deception" zeigt oft genug, dass die Jungs sehr viel Eigenständigkeit anstreben und diesen Weg müssen sie einfach nur weiterverfolgen!