AD INFINITUM - Chapter I: Monarchy

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VÖ: 03.04.2020
Bandinfo: AD INFINITUM
Genre: Symphonic Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste

Wenn es um Female Fronted Bands geht, so wurde ich dieses Jahr bisher enttäuscht zurückgelassen, denn sowohl DELAIN als auch DIABULUS IN MUSICA haben mich in der Folge kalt gelassen, obgleich die Erwartungshaltung ungemein hoch war. Mit AD INFINITUM betritt nun eine völlig neue Band das Gefüge, wobei der Kopf dahinter sicherlich kein Unbekannter ist. Melissa Bonny hat durch ihre diversen Konzerte mit SERENITY oder den WARKINGS sicherlich auf sich aufmerksam gemacht und spätestens das Debüt von RAGE OF LIGHT hat offenbart, was für eine großartige Sängerin sie ist. Ob sie auch ein eigenes Album von null auf hundert imstande ist zu komponieren, das werden euch die folgenden Zeilen verraten!

Ein Konzeptalbum? Jein!
Der Titel des Albums liest sich wie ein Konzeptalbum, doch wie uns Melissa Bonny in einem Interview mitteilte, steht das Chapter in diesem Fall eher für den Beginn der Bandgeschichte. Das Album als solches strebt keine klassische Geschichte an, die von Song eins bis zehn erzählt wird, sondern gestaltet sich etwas individueller. Wir reisen durch Versailles oder beschäftigen uns mit König Ludwig dem XIV., den historischen Kontext kann man also als Konzept sehen. Dennoch war es der sympathischen Schweizerin wichtig, die Songs für sich stehen zu lassen und den historischen Kontext lyrisch auch aufs Hier und Jetzt übertragen zu können.

Ein weiterer NIGHTWISH Abklatsch?
AD INFINITUM erfinden das Rad zwar nicht neu, finden aber dennoch ihren eigenen Platz zwischen all den großen Bands im Haifischbecken. Während NIGHTWISH durchweg sehr opulent und groß klingen, kommen AD INFINITUM etwas bodenständiger daher. Die Produktion ist zwar sehr druckvoll und die Orchestrationen ziemlich episch, aber alles in allem eben sehr wohldosiert und gut platziert. Es stellt sich relativ schnell ein hoher Wiedererkennungswert ein, der klassische Elemente mit kleinen, aber knackigen Experimenten kombiniert. Melissa bietet eine große Bandbreite, was ihre Stimme anbelangt und das spielt sie hier aus. Auch wenn die Growls/Screams nicht so inflationär oft wie bei RAGE OF LIGHT genutzt werden, so hinterlassen sie einen ordentlichen Impact, wenn sie hier zum Einsatz kommen. All das bildet eine wunderbare Symbiose mit ihrem glasklaren Gesang, der über alles erhaben ist. Die Instrumentalisten runden das Gesamtgerüst ab und erschaffen ein sehr homogenes Soundgewand, das Hand und Fuß hat. Von einem Abklatsch sind AD INFINITUM also ganz weit entfernt, auch wenn ich in einem anderen Review ironischerweise lesen musste, dass die Band wie eine BEYOND THE BLACK Kopie wirkt. Dem muss ich vollstens widersprechen. Das Songwriting der beiden Bands unterscheidet sich in jeglicher Hinsicht und so muss ich etwas provokant hinterfragen, was der werte Kollege auf den Ohren hat...

Kann die Musik denn nun überzeugen?
Kann sie! Und wie! Wo ich bei DELAIN schon beim Opener halb eingeschlafen bin, sitze ich gebannt auf meiner Couch, als die ersten symphonischen Klänge vom Opener "Infected Monarchy" ertönen. Der sanfte Aufbau ist grandios inszeniert und bereitet den Weg für ein episches Feuerwerk, das seinesgleichen sucht. Die kraftvolle Stimme seitens Melissa veredelt dieses Werk und wird von einer unfassbar dynamischen Instrumentierung getragen, einen packt und nicht mehr loslässt. Allein das Gespür für die Melodie in der Hook zeigt, dass eine Melissa Bonny es versteht, großartige Songs zu schreiben. Das stampfende "Marching On Versailles" zeigt sich sogar noch etwas vielfältiger, baut in den Strophen fast nur auf die Power von Melissa, während der Pre-Chorus einen in seiner majestätischen Kunst völlig für sich vereinnahmt. Der Chorus ist dann wiederum ein heißer Vulkanausbruch, dessen Glut sich auf der Haut niederlässt. Wow! Bei "I Am The Storm" kommen zwar durchaus KAMELOT Parallelen auf, doch insgesamt drücken AD INFINITUM auch diesen Kraftprotz ihren eigenen Sound auf und liefern wohl den Ohrwurm des Albums. Nach fünf grandios vorgetragenen Songs fragt man sich, wie die Band dieses Niveau halten will, doch genau das tut die Band mit Leichtigkeit. "Live Before You Die" kommt etwas abgespeckter und ohne großartige Orchestrationen daher, fügt sich dennoch bestens ins Gesamtbild ein und das wuchtige "Demons" reißt einen gen Ende nochmal völlig aus dem Sessel.

Kurzum: Album des Jahres?
Wollen wir mal nicht zu voreilig sein. Zugegeben: Aktuell rangiert "Chapter I: Monarchy" in meiner Topliste auf dem ersten Platz und lässt Genrekollegen wie DELAIN alt aussehen, aber das Jahr ist noch jung und AD INFINITUM stehen erst am Beginn ihrer hoffentlich langen und glorreichen Bandgeschichte. Es wäre ein leichtes, die Band mit einer 5/5 zu belohnen, doch die 0,5 Punkte Abzug gibt es letztlich nur, um einen Ansporn zu geben, das Level zu halten oder gar zu toppen! Denn am Ende des Tages bleiben ohnehin die Worte, wo Zahlen nur eine untergeordnete Rolle spielen. "Chapter I: Monarchy" ist ohne jeden Zweifel ein Anwärter auf das Album des Jahres, Wertung hin oder her! 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Sonata (01.04.2020)

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