WORMWOOD - Ghostlands - Wounds From A Bleeding Earth (Re-Release)
Bandinfo: WORMWOOD
Genre: Melodic Black Metal
Label: Black Lodge Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup | Trackliste | Credits
Mit zwei gescheiten Alben und reichlich positivem Feedback zählen die Schweden WORMWOOD zu den vielversprechenden Exporten ihres Landes. Nachdem sie im vergangenen Jahr mit ihrem Zweitwerk "Nattarvet" von sich reden machten, spendieren sie nun ihrem Debut "Ghostlands - Wounds From A Bleeding Earth" eine Neuauflage - verziert mit einem überarbeitetem Artwork und dem aktuellen Bandlogo. Für Hardware-Liebhaber eröffnet der Re-Release die Möglichkeit, der inzwischen als Tonträger schwer erhältlichen Platte habhaft zu werden. Und dem fleißigen Musikjournalisten, der zu Zeiten der Erstveröffentlichung noch nicht Bestandteil der schwermetallischen Stiftung Warentest war, bietet er Anlass, auch diesem, bisher nicht näher beleuchteten Erstwerk Forum und Gehör zu verschaffen.
Da wir nun gewissermaßen das Pferd von hinten aufzäumen, muss der Verfasser zunächst einräumen, die Größe des Nachfolgers "Nattarvet" seinerzeit verkannt zu haben (siehe dazu der zugehörige Jahresrückblick). Aber weil Irren menschlich ist und man aus jedweder Fettnapf-Stampferei mit einem Zugewinn an Weisheit hervorgeht, ist uns heute bewusst, dass die knapp einstündigen Releases der Schweden vor allem zwei Dinge brauchen: Ruhe und Zeit. Denn erst, wenn man den ausufernden Kompositionen von WORMWOOD die nötige Aufmerksamkeit widmet und potenzielle Störenfriede wie Autobahnen und Mitmenschen ausschaltet, dringen sie zu einem durch und kommen entsprechend zur Geltung.
Das Vorstehende gilt vom Grundsatz her für das Debut wie für den Nachfolger, wobei man betonen muss, dass sich an vereinzelter Stelle auch leicht zugängliche Hooks finden, die den Erstkontakt erleichtern. Der Opener "The Universe Is Dying" bspw. läuft mit seinen eingängigen Melodien schon auf Anhieb gut rein. Bei näherer Betrachtung entdeckt man in dem melancholischen Gebräu sogar dezente Erinnerungsstücke an die legendären WINDIR, die den melodischen Moll-BM nahezu perfektioniert hatten. "Godless Serenade" beginnt zunächst subtil und entfaltet sich dank seines gekonnten Spannungsbogens erst im letzten Drittel komplett. "Oceans" musiziert mit einer Launenhaftigkeit, wie man sie von den namengebenden Großgewässern kennt: harte Riffs brechen wie meterhohe Wellen über den Hörer herein, zwischen den Stürmen herrscht idyllische Ruhe. Dank Martin Björklunds (WACHENFELDT, MÅNEGARM live) Gastspiel hängt in "Tidh Ok Ödhe" der Himmel voller Geigen - auch wenn sie unwetterbedingt immer wieder herunterfallen und zusammen mit tennisballgroßen Hagelkörnern die Schädeldecken der headbangenden Fanbase perforieren.
Nach drei bis vier Durchgängen kristallisieren sich die genannten Stücke - gemeinsam mit dem starken Schlussakt-Duo mit "The Boneless One" und "To Worship" - als Favoriten der Platte heraus. Mit dem Blick in die Zeitmaschine weiß man zwar heute, dass besagte Perlen mit dem Nachfolgewerk sogar überboten werden konnten ("Tvehunger" läuft bei mir bis heute regelmäßig). Wenn man dazu aber bedenkt, dass es sich bei "Ghostlands" um ein Erstwerk handelt, kommt man nicht umher, der Band ausgesprochen hohe Kompetenz in puncto Songwriting und Sound anzuerkennen. In einer etwas aufgebohrteren Bewertungsskala bekäme der erste Streich der Schweden weiterhin seine verdiente 4,0 Punkte und der Nachfolger würde auf etwa 4,2 Punkte korrigiert. Und genau aus diesem Grund bin ich heute schon gespannt auf Album Nummer drei.