BONDED - Rest In Violence

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VÖ: 17.01.2020
Bandinfo: BONDED
Genre: Thrash Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits  |  Trivia

Was tun, wenn der Chef dich nach acht bzw. zweiundzwanzig Jahren ohne Vorwarnung auf die Straße setzt? Dieser Bredouille mussten sich die langjährigen SODOM-Mitglieder Markus "Makka" Freiwald und Bernd "Bernemann" Kost 2018 stellen, nachdem Onkel Tom Angelripper kurzerhand beschloss, seine Band einer fundamentalen Umstrukturierung zu unterziehen. Während das Ruhrpott-Flaggschiff bereits kurze Zeit später wieder als Quartett in See stach, mussten die beiden freigestellten Musiker sich etwas Neues einfallen lassen. Und weil die Herren selbst alte Hasen und bestens vernetzt sind, dauerte es nicht allzu lange, bis sie sich unter dem Banner BONDED zurückmeldeten. Mit Chris Tsitsis (DESTROY THEM, ex-SUICIDAL ANGELS) an der zweiten Gitarre, Marc Hauschild am Bass und Ingo Bajonczak (ASSASSIN) am Mikro knüppelte die neu formierte Kombo ihr Debut "Rest In Violence" unter der Flagge von Century Media Records ein und ist damit fast genau zwei Jahre nach dem Split bereit für die Bühnen der Welt.

Wie viel SODOM steckt in BONDED?

Die Gretchenfrage, wieviel von der Band, deren Klangbild Bernemann und Makka über Jahre (bzw. Jahrzehnte) mitprägten, sich nun in der neuen Kapelle niederschlägt, erscheint so aufdringlich wie der gemeine Staubsaugervertreter und so selbstverständlich wie die Pommesgabel in Wacken. Dass sich hierbei gewisse Parallelen nicht leugnen lassen, dürfte niemanden weiter verwundern oder verärgern - doch folgt auf die unvermeidliche Klangsynopse der beiden Ruhrpott-Thrasher die unterschwellige Erwartungshaltung, dass trotz gemeinsamer Nenner eine hinreichend erkennbare Abkapselung vom ehemaligen Mutterschiff erfolgt.

Wenn man es auf den Punkt bringt, kann man das auf den Namen "Rest In Violence" getaufte Ergebnis des Trennungsprozesses in dieser Weise sehr treffend zusammenfassen. Dem "Ruhr Area Thrash" verbunden [in Anlehnung an den "Bay Area Thrash", um nicht zu sagen "BONDED By Blood Thrash"], servieren die Dortmunder schnellen, harten und ehrlichen Knüppelmetal, wie man ihn sich als Fan der einschlägigen Kapellen wünscht. Songs wie "Suit Murderer" oder "Arrival" leben hierbei erkennbar von den Trademarks der Gelsenkirchener Prügelschmiede und warten mit Riffs und Beats auf, die auch auf der nächsten SODOM-Platte eine gute Figur gemacht hätten. Doch Parallelen hin oder her - für sich betrachtet sind diese Songs stark und stehen den jüngsten Gemeinschaftswerken auf "Decision Day" letztlich in nichts nach. "Galaxy M87" geht einen Schritt weiter und kombiniert die genannten Merkmale mit einem sehr KREATORischen Flair... woraufhin die Zechentürme des Ruhrgebiets abermals mit einem freundlichen "Glück auf!" grüßen.

Doch BONDED können mehr als nur guten Malocher-Thrash mit vertrauten Charakterzügen - und das nicht nur, weil sie mit ihrem recht OVERKILL-lastigen Titelsong einen satten NYC-Seitenhieb inklusive Gastgesang von Blitz Ellsworth zum Besten geben. Vielmehr verleiht der frische Fünfer seiner Musik eine hohe Dynamik und moderne bis rockige Duftnoten, die über das Traditionsgeknüppel hinausgehen und sich bspw. im lässigen Opener "God Given" offenbaren. Auch das deftig im Midtempo groovende "Je Suis Charlie" sorgt für erfrischende Abwechslung im Highspeed-Zirkus und spricht alleine durch seinen Titel für sich. Zudem erweist sich die Besetzung mit zwei Gitarren als gewinnbringend, weil die hierfür geschriebene Musik neue Horizonte erschließt und sich die wohlbekannten Bernemann-Riffs mit Chris Tsitsis' Stil zu einem Gebilde aus vertrauten und neuen Zügen zusammenfügen. Nicht zuletzt profitiert die Band von Ingo Bajonczaks Stimme, die vielleicht im cleanen Bereich etwas gewöhnungsbedürftig bleibt, aber im gutturalen Sektor auf voller Linie abräumt. Denn neben seiner herb-ranzigen Straßenköter-Ausstrahlung besitzt das Organ des Fronters einen respektablen Wiederkennungswert und spielt damit eine umso wichtigere Rolle in der Gesamtkonzeption.

Auf dem Weg in eine unabhängige Zukunft!

Es läuft also im Hause BONDED. Die prominente Vergangenheit von Bernemann und Makka (bzw. der am häufigsten zitierte Teil davon) dürfte hierbei eine Initialzündung bewerkstelligen und der Truppe auf Anhieb Aufmerksamkeit zusichern, doch bin ich sehr zuversichtlich, dass die Herren nicht als Abziehbild ihrer Vergangenheit in die Annalen der harten Musik eingehen werden. Ganz im Gegenteil wurde mit "Rest In Violence" ein essenzieller Schritt in eine unabhängige Zukunft vollzogen, in der die Hintergründe der Bandgründung zusehends an Bedeutung verlieren dürften.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (12.01.2020)

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