THUNDER AND LIGHTNING - Demonicorn

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VÖ: 22.11.2019
Bandinfo: THUNDER AND LIGHTNING
Genre: Power Metal
Label: Gathering Storm Records
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Lineup  |  Trackliste

Schön, schön, wenn man immer mal wieder über Bands stolpert, die einem bis dahin unbekannt waren (was oft vorkommt) und die einen vor allem positiv überraschen (was ganz selten passiert). THUNDER AND LIGHTNING ist so ein Fall. Dabei sind die Berliner keine völligen Newcomer, sondern haben bereits vor dreizehn Jahren, also 2006, ihr Debütalbum veröffentlicht und auch die nachfolgenden Alben kamen allgemein recht gut bei Kritikern weg. Aber gut, ist klar, der Weg nach oben zu mehr Bekanntheit in der breiten Masse ist steinig und schwer.

Immerhin kann sich die Band einer treuen Fanbasis erfreuen: Produziert werden konnte das Album mithilfe von Crowdfunding. Mehr Zuspruch verdient – vielleicht auch mal von einer größeren Plattenfirma – hätten die fünf Herren auf jeden Fall. Denn das Gebräu auf ihrem fünften Album mit Namen „Demonicorn“ ist mehr als gut bekömmlich. Insbesondere für Fans von Bands, die HEAVY METAL spielen, der eher in der traditionellen Ecke verortet ist und auf knackige, durchaus auch mal thrashige Gitarren baut, verbunden mit ins Ohr gehenden Refrains, allerdings ohne Tralala-Melödchen. Also so die Richtung BRAINSTORM, SINNER, METALIUM, SEVEN WITCHES, RAGE oder ICED EARTH.

Produzent und Gitarrist Marc Wüstenhagen hat superb abgeliefert: der Sound ist knackig und klar zugleich. Die Gitarren brettern immer wieder, sodass das Metal-Herz vor Freude etwas schneller schlägt, was auch am 2017 dazugestoßenen Gitarristen Fabrizio Agabiti liegt. Aber auch Drums und Bass kommen tight rüber und der eher mit dunklem Timbre trällerndem Sänger Norman Dittmar klingt etwas kraftvoller als bei früheren Alben. Nicht zuletzt gibt es ein knalliges Cover (von Luis Figueiredo) mit einem dämonisch aussehenden Einhorn, das den Betrachter förmlich anspringt. Fetzig.

Ja, aber was ist denn nun mit den Songs? Jaha, da gibt’s mit dem Opener „All Your Lies“ tatsächlich einen echten Oberknaller. Denn der mit ein paar Schlenkern arrangierte Song hat vor allem einen Refrain, der sich auch dank einer grandios im Hintergrund schrammelnden Gitarre schön ins Hirn brennt. Da wippt sogleich der Kopf mit. Ein Knaller! Textlich kann der Song auch was: Laut Infozettel wird die Geschichte eines vom Leben früh gezeichneten Menschen erzählt, der einer Sekte beitritt, um wieder Frieden zu finden, nur um später vom selbst ernannten Messiahs und Oberhaupt der Gruppierungen ausgebeutet zu werden. Sowieso dreht es sich textlich auf dem Album viel um Massenhysterie im Zusammenhang mit selbst ernannten falschen, religiösen Führungspersönlichkeiten. Das Demonicorn soll dabei das Sinnbild eben dieser Oberhäupter darstellen, die sich selbst als einzigartig und auserwählt wahrnehmen, aber in Wirklichkeit im Namen ihres wirren Glaubens bösartige Dinge tun. Klingt eindeutig intelligenter und hintersinniger als der sonst so oft bemühte Kram mit Schwertern und Kriegern.

Dieses sehr hohe Niveau im Refrain kann dann zumindest bei den beiden folgenden Songs durchaus gehalten werden, ohne dass es sich nach stumpfer Wiederholung des zuvor gehörten Strickmusters anhört. Der Titeltrack hat einen klassischen POWER-METAL-Refrain mit Ohrwurm-Charakter. Und auch das leicht melancholisch anmutende „Demmin“ fräst sich mit jedem Mal mehr in die Windungen des geneigten Metal-Fans. Das dann folgende „The Temple Of Death“ ist epischer, getragener gehalten und hat ebenfalls seinen Reiz, braucht aber mehr Anläufe um zu zünden.

Bei „God For A Day“ gibt es starke Reminiszenzen an ICED EARTH, was ja für viele Metal-Anhänger an sich schon nur etwas Gutes sein kann. Im Vergleich zum Beginn des Albums senkt sich aber das Niveau. So auch bei „Heaven´s Gate“, das nicht wirklich überzeugen kann, genauso wenig wie „Salt To The Wounds“. Und leider ist auch das abschließende „Telltale Signs“ zu vorhersehbar und hat keine hervorstechenden Refrain-Melodien wie sie noch im ersten Drittel des Albums anzutreffen sind.
Trotzdem: Wie auf dem gesamten Album hat man auch bei diesen drei schwächeren Songs das Gefühl, die Band hat Spaß beim Zocken. Und dieses Gefühl zu transportieren, schaffen nicht so viele. Letztlich ist „Demonicorn“ ein Album, das THUNDER AND LIGHTNING zu deutlich mehr Bekanntheit verhelfen sollte. Insbesondere durch die ersten vier bärenstarken Songs. Also: Hört´s Euch an!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Tobias (01.12.2019)

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