ANGEL WITCH - Angel Of Light

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VÖ: 01.11.2019
Bandinfo: ANGEL WITCH
Genre: Heavy Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Üblicherweise beginnt man ein Review einer dieser jurassischen Bands mit dem üblichen Abriss die Bandgeschichte betreffend. Fassen wir uns kurz: ANGEL WITCH. Die Londoner gibt es seit den späten 70ern, Ernst wurde es 1980 mit dem selbstbetitelten Debüt. Und das war es dann schon beinahe. Sie sind eine der Combos, die übriggeblieben sind, die nie an die Großen im Genre auch nur annähernd anschließen konnten. Sie lösten sich immer wieder auf und versuchten gegengleich dazu immer wieder ein Comeback. Seit 2008 musiziert man mehr oder weniger regelmäßig ohne Unterbrechung, als letztes Originalmitglied ist Sänger/Gitarrist Kevin Heybourne dabei, unterstützt von drei Mitmusikern die noch nicht so lange mit ihm musizieren.

In all den Jahren hat man es zu nicht wirklich imposanten fünf Alben und einer Plethora an Singles, Liveveröffentlichungen und Splits gebracht.

Der Vorgänger, "As Above So Below" wurde wohlwollend, aber nicht überschwänglich aufgenommen, mit dem neuen Album "Angel Of Light" will man nun endlich etwas mehr Boden unter den Füßen gewinnen.

Wird das gelingen? Die Antwort ist wohl eine zweigeteilte. Einerseits wird man bei NWobHM-Veranstaltungen gut abräumen können mit diesem wirklich gut produzierten, sauber eingespielten Album. Außerhalb der Metal-Hobbit-Szene glaube ich weniger, dass man für enthemmtes Aufsehen sorgen können wird.

Das Eröffnungsdoppel "Don´t Turn Your Back" (geiler Refrain!) und das derb harte "Death From Andromeda" leiten die 47 Minuten äußerst knackig ein. Starke Refrains, ebenso starke Riffs, filigrane Soli und der eigenständige Gesang lassen das versteinerte Herz in meinem rotunden Leibe hüpfen. "We Are Damned" ist dann eher, tja, "ok". Zwar gibt es auch hier diese unwiderstehlichen Leads vom Chef, aber das Ganze ist etwas beliebig. Und vor allem viel zu lang. Hier hätte man editierend einschreiten müssen, um den Song einfach etwas zu straffen.

Das episch-balladeske "The Night Is Calling" ist zwar auch lang, für mich aber der Höhepunkt des Albums. Hier wird mächtig Leidenschaft offenbart, die Gitarren hauen, wenn sie kommen, richtig rein. Das Lied steigert sich, wie man es von einer Powerballade im Metal-Bereich haben möchte, hin zu einem deftigen Hammer. Auch hier wieder diese Leadgitarre mit Licks zum Niederknien. Das Geschoß erinnert mich tatsächlich ein wenig an alte FATES WARNING, hätte man Ray Alder am Mikro und einen zeitgemäßen Sound.

ANGEL WITCH waren auch immer etwas zu eckig, zu verworren für den gemeinen Metal-Nerd, der sich gerne rund um die DF-Redaktion in einem Orbit bewegt, wenn man auf irgend einem Alteisen-Festival aufwacht. [Anm. d. Lekt.: Glorreicher Seitenhieb, Herr Kollege! Ich verneige mich!] Ich hingegen, trotz meines Alters gerne diese "früher war alles besser"-Blase attackierend, sehe die Londoner zwar als eine Band, die eben damals begann, aber auch heute mit diesem gelungenen Soundbild eine Berechtigung hat. 

"Condemned" hat wieder einen äußerst eingängigen Sound, ist aber auch etwas zu lang. Das Lied rockt, hört dann aber nicht auf. Zwei Minuten kürzer und hier hätten wir einen veritablen Hit!

"Window Of Despair" ist zwar recht heavy, aber hier kommt die Band überhaupt nicht auf den Punkt und quält sich beinahe von Strophe zu Strophe.

"I Am Infamy" hat BLACK SABBATH - Einflüsse, gleitet auf mächtigen Riffs dahin und der Schlusspunkt mit "Angel Of Light" ist nicht wirklich glücklich gewählt. Hier bleibt nicht viel hängen.

Tja, ANGEL WITCH sind noch immer da, verstehen es noch immer, Songs zu schreiben die, wenn schon nicht töten, dann zumindest verletzen (...). Die Songs sind, ich wiederhole mich, fast durchgehend zu lang, und ein, zwei Beliebigkeiten schleichen sich leider auch in die Tracklist. ANGEL WITCH mögen zwar aus der NWobHM zu kommen, sie haben aber dank eines zeitgemäßen Sounds durchaus auch heute eine gewisse Daseinsberechtigung.

Reicht es für den Durchbruch? Das bezweifle ich leider, das Songwriting müsste entschlackt und gestrafft werden, es verlieren sich leider zuviele der Songs im jeweilig letzten Drittel und werden einfach zu lang.

 

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (25.11.2019)

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