AVSLUT - Tyranni

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VÖ: 29.11.2019
Bandinfo: AVSLUT
Genre: Black Metal
Label: Osmose Productions
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Wenn es etwas auf der Welt gibt, das ergiebiger als Sonnenenergie und das Buch der 1.000 Ausreden zugleich ist, dann ist dies wohl die skandinavische Krawall-Metalszene. Die Vorstellung, man könnte auch nur innerhalb der Veröffentlichungen im Black Metal einen einigermaßen Überblick behalten, ist für sich gesehen schon illusorischer Natur. Die eigentliche Herausforderung des geneigten Fans dürfte vielmehr sein, über die gebührende Würdigung der üblichen Verdächtigen hinaus die hörenswerten Vertreter aus dem undurchsichtigen Sumpf der Newcomer- und Underground-Kapellen zu extrahieren. Im Falle der schwedischen Band AVSLUT ist zumindest die Suche nach Testmaterial nicht sonderlich schwierig, da der frische Fünfer bereits seit seinem Erstwerk "Deceptis" bei dem nicht ganz unbekannten Label Osmose Productions unter Vertrag ist.

Nach welcher Rezeptur musiziert eine Band, die es mit einer EP und zwei Singles in die Obhut des angesehenen französischen Extrem-Labels geschafft hat? Nun, man stelle die Fundamentalgleichung für schwedischen Black Metal auf, integriere diese nach DARK FUNERAL und substrahiere deren unterschwellige Melodien. OK, das Letzte ist gelogen, denn auch die sich vom Tremoloriffing abhebenden Leads sind bei AVSLUT mehr als präsent. Lautet die logische Konsequenz daraus, dass die Schweden klingen wie die unehelichen Söhne ihrer prominenten Landsmänner? In weiten Teilen ja - die Riffs sprechen die (Achtung - Paradoxon) unnachahmbare Sprache von Lord Ahriman und Chaq Mol, die zünftig prügelnden Blast- und Doublebass-Exzesse dominieren und Sänger C. scheint neben MARDUKs Mortuus auch den langjährigen DARK FUNERAL-Prediger Emperor Magus Caligula in sein allabendliches Gebet einzuschließen.

Doch soll man den aufstrebenden Schwedenteuflern einen Strick daraus drehen, dass sie sich stilistisch stark an eines der Szene-Flaggschiffe ihrer Heimat anlehnen? Haben Lord Ahriman und Co. die markanten Akkorde, die untrennbar mit ihrer Tonkunst verbunden scheinen, gepachtet oder zählen sie zum Black-Metal-Gemeingut? Wie auch immer - wem solche Überlegungen zu müßig oder eben gleichgültig sind, den erwarten jedenfalls knappe 50 Minuten geballten Hasses und sinistren Vergnügens. Abgesehen von thrashigen und deathigen Anleihen treten besagte Reminiszenzen ab dem Opener "Tyranni" auf und ziehen sich mit Songs wie "Stigens Ände" oder dem Unterweltapostel "Underjordens Apostlar" wie ein roter Faden durch das Album. Etwas abseits hiervon, erhaben und durchaus ohrwurmig, bettet "Likvidering" seine malerischen Klanglandschaften in liquidierendes Geknüppel ein. Mit über acht Minuten wird die endlose Sklaverei "Ändlöst Slaveri" zum (beinahe) endlosen, jedoch völlig unlangweiligen Rausschmeißer, der neben allen Trademarks der Platte noch eine Prise DIMMU-Theatralik einstreut.

Während die eisigen Gitarren und die erdigen Drums grundsätzlich gut anzuhören sind, bleibt die Artillerie im Mix etwas im Hintergrund und die Produktion im Gesamtbild ein wenig dumpf. Der Sound ist damit prinzipiell in Ordnung, könnte aber noch etwas Feintuning vertragen. Alles kein Beinbruch, der zusammen mit dem teils sehr publiken Kuschelkurs mit DARK FUNERAL bestenfalls zu einem Abzug in der B-Note führt und dem Hörvergnügen keinen weiteren Abbruch beschert. Denn wer auf Heavy Petting mit dem Leibhaftigen steht und eine Vorliebe für den unterkühlten Kuschelrock der Schweden hat, findet mit "Tyranni" eine sehr gelungene Begleitmusik.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (28.11.2019)

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