FRANK ROHLES FEAT. MICHAEL SADLER - Trapped In A New World Pt. 1

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VÖ: 20.09.2019
Bandinfo: FRANK ROHLES
Genre: Progressive Rock
Label: Eigenproduktion
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Als QUEEN-Fan sollte einem FRANK ROHLES ein Begriff sein.  Er war auf Veranlassung von BRIAN MAY himself  "Guitar Supervisor" der Musical-Band verschiedener  Versionen des offiziellen QUEEN-Musicals "We Will Rock You"  und auch als Gitarrist der QUEEN KINGS am Start, einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Coverbands überhaupt.

Als Herzensmusiker ist es jedoch mit Cover-Versionen dann doch nicht getan und es juckt einen auch, sich selbst musikalisch zu verwirklichen anstatt nur die (genialen) Ideen anderer nachzuspielen. FRANK ROHLES hat bislang schon etliche eigene CDs am Start (nachzulesen auch seiner Homepage), doch mit "Trapped In A New World" stößt er  in neue musikalische Dimensionen vor.

Das ganze Werk ist als Konzeptalbum angelegt. Alleine schon die Spieldauer der insgesamt fünf Songs (plus einer "Overture") deuten darauf hin,  womit wir es hier zu tun haben: Einer lupenreinen Prog-CD, die Abwechslung pur bietet und sich nicht hinter großen Namen des Genres verstecken muss. 

Mit bereits erwähnter "Overture" steigen wir in die Rohle'sche Progwelt ein. Wenn man es nicht wüsste, würde man den Sound sicherlich nicht für eine Eigenproduktion halten, denn der kommt voluminös aus den Lautsprechern, fein abgemischt, jedes Instrument klar hörbar. Wenn ich mir da so manche "Werke" neueren Datums anhöre (hallo ALTER BRIDGE!) dann ist das schon alle Ehren wert! Erinnert durchaus an die "Overturen" von NEAL MORSE und seiner Projekten, gerade seiner NEAL MORSE BAND. Kommt mit reichlich Schmackes um die Ecke gebogen. Nach den einleitenden Tönen starten wir dann komplett durch mit "The Starting Point" passend betitelt. Ein knackiger Neunminüter (alle Songs außer der Eingangsnummer bewegen sich zwischen neun und elf Minuten), in dem alle Register moderner Progkunst gezogen werden. Wie auch dem Cover zu entnehmen ist, hört man hier am Mikro keinen geringeren als SAGAs MICHAEL SADLER, der für zwei Songs verpflichtet werden konnte und nicht nur am Leadgesang sondern auch an den Backing Vocals und den Gesangsharmonien mitgearbeitet hat.

Hier erzählt uns das FRANK ROHLES im Detail:

               

 "The Starting Point" ist ein Ohrwurm erster Güte, erinnert (natürlich) an QUEEN, sowohl was die Chöre als auch die BRIAN-MAY-ähnliche Gitarre angeht. Auch JEFF LYNNE'S ELO schimmert ab und zu durch. Ab Minute sechs fühlt man sich an QUEEN'S "Killer Queen" erinnert (Das Piano ist sicher absichtlich so eingesetzt worden) ehe es dann eine herrliche Schweineorgel à la DEEP PURPLE zu hören gibt. Auch eine Reminiszenz an "Death On Two Legs" von "A Night At The Opera" höre ich da ab und zu raus. Ein absoluter Klasse-Song veredelt von Sadlers vorzüglichem Gesang, der mir hier besser gefällt als auf den manchmal arg überproduzierten SAGA-Studio-Alben. Die neun Minuten und neunzehn Sekunden vergehen wie im Fluge. Ein gutes Zeichen bei Prog-Musik, wenn man da als Hörer nicht auf die Uhr sieht.

"Hold Him In Your Arms" beginnt sehr ruhig am Piano und steigert sich bis zu einem zweiminütigem symphonischen Klassik-Intro, ehe es wieder Gitarren-Breitwände an der Grenze zum Heavy Metal gibt. Die Gesangspassagen sind hier eher ruhig und wechseln sich mit den harten Gitarrenriffs ab. MICHAEL SADLER gibt es auch hier zu hören, die Chöre sind abermals im Stil von QUEEN-meets-ELO gehalten. Im letzten Drittel gesellt sich dann auch noch eine Passage dazu, die alte GENESIS-Zeiten heraufbeschwört, alles jedoch, ohne als Kopie oder billiger Abklatsch zu wirken. Auch dieser Song ein absolutes Monster.

Wer nun meint, mit den beiden Sadler-Stücken sei das Pulver nun verschossen, liegt falsch. Auch gesanglich hat FRANK ROHLES einiges zu bieten. Das beweist er auf "Where're We Going Now".  Der Song hat eine generell härtere Gesamtausrichtung als die beiden zuvor und erinnert mich etwas an die knackigeren DREAM-THEATER-Stücke des letzten Albums. Er beginnt zwar auch sehr verhalten symphonisch, ehe sich gewaltige Heavy-Gitarrensalven mit ruhigeren Parts abwechseln. Die Stimme von FRANK ROHLES ist etwas höher und klar und passt famos zur musikalischen Ausrichtung. Die Tempowechsel sind atemberaubend und bringen Abwechslung par excellance. Die Gitarrensoli sorgen für offene Münder. Keinen Deut schlechter als die Songs der großen Progvertreter. Im Gegenteil!

"Now That You're Gone" ist die große Ballade des Albums. Ein Song, bei dem Frank stimmlich gewaltig nach NEAL MORSE klingt, wie auch der Song selbst, den die NEAL MORSE BAND sicher auch gerne geschrieben hätte. Symphonischer Progrock mit feinen Gitarrensoli, ausufernden orchestralen Passagen und dazu noch einem eingängigen Chorus. Fantastisch.

Zum Abschlußtrack "Tumbling Down" überlasse ich die einleitenden Worte mitsamt Hörprobe wieder dem Meister himself:

                   

Der Track ist der einzige, der die Zehnminutenmarke reisst und steht den vorherigen Songs ebenfalls in nichts nach. Die Anfangspassagen klingen etwas nach MUSE, auch keine schlechte Visitenkarte. Die Verse sind hier recht straight und heavy gehalten, während die Choruspassagen dann wieder eine ruhigere Stimmung erzeugen. Wie auch im Video zu hören, sind hier geniale Keyboardpassagen enthalten, die von Franks Sohn Marc gespielt werden, der auch schon mit den Großen unterwegs ist (z.B. aktuell mit CHRIS THOMPSON). Mit analogen Plattenknacksern endet dann die Scheibe nach knapp 60 atemberaubenden Minuten.

Nachfolgendes Video gibt noch einmal einen guten Gesamteindruck des Opus mit Samples aus allen enthaltenen Tracks:

                    

Fazit: "Trapped In A New World" ist eine der größten Überraschungen des Musikjahres 2019. Als mir die CD empfohlen wurde (Dank an  Giselle!) war meine Erwartungshaltung eher nicht so hoch. Prog Marke Eigenbau, was soll da schon großartig rauskommen? Umso positiver dann die Überraschung, dass die Scheibe lockerst (!!) mit "The Similitude Of A Dream" und "The Great Adventure" (beides absolute Highlights der letzten Jahre in diesem Bereich) mithalten kann. Wem diese beiden Alben gefallen, der wird auch "Trapped...." in sein Herz schließen. Mangels größerer Plattenfirma sind die Promotionmöglichkeiten natürlich eher übersichtlicher Natur. Umso mehr verdient es die Platte jedoch, die verdiente Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein Star wie MICHAEL SADLER gibt sich außerhalb seines SAGA-Kosmos ja nicht für vieles her, hier liefert er aber eine der besten Gesangsleistungen von ihm überhaupt.

Wie man unschwer bemerken kann, bin ich hellauf begeistert von dem Album. Die Höchstwertung vergebe ich nur deswegen nicht, weil für den zweiten Teil der Scheibe, der bereits im Dezember erscheinen wird, ja noch Luft nach oben sein muss. Dieser wird zu hundert Prozent auch wieder bei uns gewürdigt werden. Ich freue mich schon sehr darauf!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Martin Weckwerth (15.11.2019)

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